|
|
Die
Zukunft
der Architekturvermittlung |
11. Jahrgang
Doppelheft 1-2
Februar 2007
|
|
|
Konzeption und Redaktion: |
|
Riklef Rambow,
Ulrike Sturm |
Lektorat, Layout: |
|
Ehrengard Heinzig |
Riklef Rambow &
Ulrike Sturm |
|
Editorial |
|
|
Interpretation
–
Präsentation – Legitimation
Interpretation |
Claus Dreyer |
|
Semiotische Aspekte der
Architekturvermittlung |
Barbara Feller |
|
Sehen lernen.
Sprechen
können. Mitentscheiden.
Architekturvermittlung und Mündigkeit |
Britta Trostorff |
|
Architektur zwischen
Ereignis und Alltag
–
Zu möglichen Ebenen der Vermittlung von Architektur |
|
|
Präsentation |
Marion Kuzmany |
|
Exkursion = Architektur + Erleben |
Carsten Ruhl |
|
Die Vermittlung ist das Werk
–
Zur Verselbstständigung des Ausstellens bei Herzog & de Meuron |
|
|
Legitimation |
Norbert Fiebig |
|
Architekturvermittlung
–
Wege zu einem neuen Selbstverständnis |
Niels-Christian
Fritsche |
|
Das
Paradox des Sichtbaren
–
Ideen zum Vermitteln der zeitgenössischen Architektur in der
Öffentlichkeit, im Architekturstudium und beim Bauen |
Jan R. Krause |
|
Architekturvermittlung im
Spannungsfeld zwischen Erzählkunst und Kommunikationsstrategie
–
Plädoyer für ein Pflichtfach in der Architekturausbildung |
Ulrike Rose |
|
Die Landesinitiative StadtBauKultur
NRW |
|
|
Strategien
–
Medien – Zielgruppen
Strategien |
Claudia Schwalfenberg |
|
Der Baukünstler ist tot. Es lebe der Baukünstler?
Zur Professionalisierung der Architekturvermittlung |
Julian Petrin |
|
Der Raum entsteht im Kopf
–
Von der Vermittlung zur Stimulation von Raum |
|
|
Medien |
Lorena Valdivia |
|
Über das legitime Medium der Architekturvermittlung |
Susanne Schumacher |
|
Digitale Vermittlungsformen in der
Architekturgeschichte |
Jörg Seifert
& Miriam Seifert-Waibel |
|
Raum. Programm. Erweiterung.
Status quo und Perspektiven der Architekturvermittlung im TV |
Constanze A. Petrow |
|
Zwischen Huldigung und
Trivialisierung: Berichterstattung über Architektur und
Landschaftsarchitektur in der Tagespresse |
|
|
Zielgruppen |
Meike Kubiak |
|
Vom Traum zum Haus
– mit einem Architekten?
Architekturvermittlung für private Bauherren.
Ein praktisches Beispiel aus Niedersachsen |
Christine Dissmann |
|
Von der großen Wirkung des kleinen Unterschiedes |
|
|
Praxis
– Lehre – Forschung
Praxis |
Tanja Simone Flemmig |
|
Baukultur als Standortfaktor
–
der Regensburger Gestaltungsbeirat |
Thomas Michael Krüger |
|
Stadt zeigen
–
Architekturvermittlung vor Ort |
|
|
Lehre |
Benedikt Hotze |
|
Der Architekt als Generalist
– oder:
Brauchen wir eigentlich eine neue Spezialausbildung? |
Susanne Ohse |
|
Architekturvermittlung
–
Chancen und Risiken einer neuen Disziplin |
|
|
|
|
abstracts: |
|
|
|
Interpretation –
Präsentation
– Legitimation
Interpretation |
|
|
|
___Claus Dreyer
Detmold |
|
|
Architektur kann auf vielfache Weise in kommunikative Verhältnisse involviert
werden: als Kommunikationsmittel oder Medium, als „Übertragungs-Kanal“, als
Gebrauchsgegenstand, als Erinnerungsspeicher, als Ware, als Kunstwerk usw. Auf
jeweils besondere Art wird Architektur dabei als „Bedeutungsträger“ verstanden,
dessen Beschaffenheit und Funktion zu analysieren und zu bestimmen ist.
Der semiotische Ansatz in der Architekturtheorie versucht, die Zeichen oder
-komplexe, mit denen oder durch die Architektur Bedeutungen überträgt und
vermittelt ebenso zu beschreiben und zu interpretieren, wie die Zeichenprozesse,
in denen oder durch die über Architektur kommuniziert wird. Dazu liefert die
theoretische Semiotik begriffliche Werkzeuge, Methoden und Modelle, mit denen
die Eigenarten und Besonderheiten der architektonischen und architekturbezogenen
Kommunikation aufgeklärt und gedeutet werden können.
So sind z. B. Ansätze entwickelt worden, Architektur als Sprache, als Schrift,
als Text, als Rhetorik, als Propaganda oder als Massenmedium zu beschreiben und
zu analysieren. Dabei steht häufig die Frage nach Art und Beschaffenheit der
bildhaften, plastischen und räumlichen „Kodes“, ihrer historischen und aktuellen
Bezüge, ihrer interkulturellen Vernetzung und ihrer Rezipier- und
Interpretierbarkeit im Mittelpunkt. Eine Nähe zum historischen Stil-Begriff ist
dabei durchaus gegeben, die weitere Fragen nach den kulturellen Querbezügen und
sozialen Hintergründen aufwirft. Insbesondere die Kategorie der „symbolischen“
Zeichen in der Architektur erhält immer neue Relevanz im Zusammenhang mit
Prozessen der kulturellen, sozialen und politischen Selbstverständigung, die
gegenwärtig vor dem Hintergrund interkultureller Konflikte von erheblicher
Brisanz sind. Hierbei kann versucht werden, mit Hilfe der semiotischen Analyse
von Architektur als „Schriftform der Erinnerung“, als „Speicher des kulturellen
Gedächtnisses“ oder als „Medium der kulturellen Repräsentation“ einen klärenden
Beitrag zu leisten.
Der Beitrag soll beispielhaft einige semiotische Wege und Methoden zur
Analyse der aktiven und passiven Architekturvermittlung zeigen und schließlich
an aktuellen Fallbeispielen Prozesse der Bedeutungskonstitution und
-transformation sowie deren Interpretierbarkeit demonstrieren und die
Möglichkeiten und Grenzen eines semiotischen Ansatzes in der
Architekturvermittlung ausloten.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
___Barbara Feller
Wien |
|
|
Es geht um die Frage, welchen Zweck Architekturvermittlung – bzw. weiter gefasst
die Vermittlung von Baukultur – verfolgt. Aus den unterschiedlichen Aspekten
soll dabei insbesondere jener beleuchtet werden, der Kenntnisse über Architektur
und Umweltplanung als grundlegende Fähigkeit jeder Bürgerin / jedes Bürgers
begreift.
Neben der Architekturvermittlung an EntscheidungsträgerInnen (top down) ist die
Vermittlung von Kenntnissen an einen breiten Kreis von Laien (bottom-up) eine
zentrale Aufgabe.
Jede/r wohnt,
jede/r bewegt sich in gestalteten Räumen, und daher muss es auch Teil der
Bildung sein, die Menschen auf ihre Verantwortung gegenüber der gestalteten
Umwelt vorzubereiten. Nicht nur als Teil der musischen Erziehung, sondern im
Sinne einer umfassenden Staatsbürgerkunde.
Denn ‚Das Erkennen
von Architektur will gelernt sein!’ Es geht darum, die Menschen sehfähig,
sprachfähig und damit entscheidungsfähig zu machen und aufzuzeigen, dass Raum
Wirkung hat.
Ziel ist es, das Verständnis für Architektur und Baukultur auf breiter Basis zu
stärken und
Gestaltungsqualität – die Alltagsqualität von guter Architektur – auch außerhalb
von Expertenkreisen bewusst zu machen. Ziel sind BürgerInnen, die ein Mehr von
Häusern und Plätzen fordern.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
___Britta
Trostorff
Weimar |
|
|
Der
Beitrag beleuchtet die Frage, was denn Architektur „ist“ und welche
inhaltlichen Ebenen eine Vermittlung von Architektur betreffen kann.
Dazu wird ein phänomenologisch basiertes Raumverständnis zu Grunde
gelegt. Anliegen ist es zu zeigen, dass Architektur nicht einfach
gebaute Umwelt mit ästhetischem Anspruch ist, sondern
gesellschaftlich konstruiert und „gelebt“ wird.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
Präsentation |
|
|
|
___Marion Kuzmany Wien |
|
|
Architektur begehen, langsam beschreiten, befühlen und das Verweilen am Ort ist
wohl die einzig wahre Form der Architekturvermittlung.
Im Folgenden möchte ich das Wesen und die Auswirkung von Architektur-Exkursionen
kurz beschreiben.
In der Konzeption, Organisation und Durchführung sind Exkursionen „haptischen“
etwa „Bau“-Projekten äußerst ähnlich. Der Entwurf entsteht auf einem Stück
Papier: Linien, Worte, Zahlen und Symbole werden zunächst in zaghaft geordneter,
zunehmend überlagernder Weise an- und übereinander gereiht, bis eine
funktionierende Komposition entsteht. Interessante Recherche, gefolgt von
zermürbender Knochenarbeit und Koordination aller teilnehmenden Individuen,
führt schlussendlich zum komplexen Produkt einer Exkursion. Dieses
n-dimensionale Konstrukt aus n Variablen vereint inhaltliche Qualität und
Wissensvermittlung, setzt architekturtheoretische sowie geografische Kenntnis,
terminliche Koordination und kulinarische Versorgung voraus und bedingt
spontanes Krisenmanagement bei flexibler Improvisation aller Komponenten aus
Schauplätzen, Orten, Teilnehmenden, Vortragenden, Führenden, Chauffierenden, Herberggebenden und Bewirtenden.
Exkursion ist ein sich ständig änderndes, eigendynamisches Gefüge aus Raum, Zeit
und Darstellern, das vordergründig von menschlichen Faktoren abhängt.
Was bleibt also schlussendlich von einer vollendeten, gut abgelaufenen Exkursion
zurück? Eindrücke und Stimmungen werden unterschiedlich rezipiert, bleiben als
Erinnerungen und können Ideen, Erkenntnisse, Freundschaften und Beziehungen
entstehen lassen. Die Vergänglichkeit dieser Eindrücke und deren
Entstehungsgeschichte ist vielleicht mit der eines kunstvoll überlegten und
zubereiteten Essens zu vergleichen. Nachdem es aufgegessen wurde, bleibt nichts
Greifbares zurück. Dennoch haben die Personen, die daran teilgenommen haben,
etwas Besondere erfahren. Bei einer Exkursion haben sie Architektur erlebt. |
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
___Carsten Ruhl
Bochum |
|
|
Spätestens seit
der frühen Neuzeit ist der Architekt gezwungen, mit den
unterschiedlichsten Medien zu jonglieren, um seine Ideen und
Konzepte auch für Laien nachvollziehbar werden zu lassen. Unzählige
Modelle, Präsentationszeichnungen, Architekturgemälde, Traktate,
Manifeste, Fotografien, Animationen und Ausstellungen führen seitdem
vor Augen, was das steinerne Artefakt zu verschweigen scheint.
Während die frühen Begründungsversuche allerdings stets dem Gebauten
untergeordnet bleiben, verselbständigt sich mit der bürgerlichen
Öffentlichkeit des 18. Jahrhunderts dessen Vermittlung. Sie ist
jetzt nicht mehr allein Sache des Architekten, der sich zunehmend
als Künstler begreift. Dilettierende Kritiker bereichern die
Diskussion mit ihren oft unkonventionellen Perspektiven auf das
Fach und stellen alte Verbindlichkeiten in Frage.
Mit Architekten wie Herzog & de Meuron wird jener hier nur
kursorisch skizzierte Prozess insofern konsequent zu Ende geführt,
als nun der multimediale Architekturdiskurs selbst zum ephemeren
Kunstwerk erklärt wird, das sich des Museums, der öffentlichen
Vermittlungsinstanz schlechthin, zu bedienen sucht. Offensichtlich
genügt es nun nicht mehr, wenn Architekten Entwürfe und Konzepte im
Hinblick auf ihre Verwirklichung plausibel und rhetorisch
überzeugend zu präsentieren vermögen. Darüber hinaus muss die
Vermittlung ihrerseits den Ansprüchen an ein selbstreflexives
Kunstwerk genügen, das sogar noch seine Rezeption antizipiert und
dabei deren Automatismen in grotesker Weise offen legt. Die
paradigmatische Bedeutung jener anspruchsvollen Haltung kann nicht
hoch genug eingeschätzt werden, wenn man bedenkt, dass noch
Lampugnani anlässlich der Internationalen Bauausstellung in Berlin
wie selbstverständlich davon ausging, dass eine rege
Ausstellungstätigkeit im Wesentlichen auf ein soziales und
gesellschaftliches Programm des Architekten zurückzuführen sei.
Der Beitrag fragt nach der Symptomatik jenes Paradigmenwechsels und
den sich hieraus ergebenen Problemen und Fragestellungen für die
Architekturvermittlung als Disziplin.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
Legitimation |
|
|
|
___Norbert Fiebig Düsseldorf |
|
|
Begriff und Selbstverständnis der Architekturvermittlung sind heute noch
stark geprägt von der Programmatik basisdemokratischen Denkens –
und stehen damit in Kontrast zu Selbstverständnis und Methodik des modernen
Marketings. Was im – gleichfalls basisdemokratischen –
Bundestagswahlkampf der Parteien bereits selbstverständlich ist, ist der
Architekturvermittlung noch völlig fremd. Warum also so „verhalten“?
Architekturvermittlung muss sich künftig stärker an „moderner“
Kommunikation orientieren, um sich im Meinungsmarkt durchsetzen, um
Herausforderungen und Handlungsdruck von Bund, Ländern, Städten und privaten
Investoren (Schrumpfung, Leerstände, Privatisierung, PPP, Immobilienfonds etc.)
entsprechen zu können. Architekturvermittlung muss in Zukunft professionelle,
selbstbewusste, kreative, meinungsbildende und ergebnisorientierte Kommunikation
mit spezifischen Zielgruppen sein.
Dieser erforderliche „Entwicklungsschritt“ wird nicht ohne Folgen bleiben: Es werden
Spezialisten benötigt, die sich auch das Know-how von
Kommunikationsagenturen (Markenbildung, Werbung, Public Relations) zu
eigen machen. Für die Forschung heißt das: Stärkere Fokussierung auf die Themen
Markenbildung und Marketing, und für die Architektur selbst heißt das, dass sie damit
Teil moderner Marketingstrategien werden wird.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
___Niels-Christian
Fritsche
Dresden |
|
|
Die Profession
der Architekten beklagt das schwindende Verständnis für Architektur
in der Öffentlichkeit. Abgesehen davon, dass bei dieser Klage offen
bleibt, was unter „Architektur“ verstanden werden soll – die
zeitgenössische Architektur, die Architektur-Moderne seit den 1920er
Jahren oder „Bauen“ im Allgemeinen – wird angenommen, dass es sich
bei der Architekturvermittlung um einen ins Stocken geratenen
Belehrungsprozess handelt und nicht um wenigstens drei in ihrer
Zweckbestimmung, ihrer Vermittlungsrichtung und ihrem Praxisbezug
grundsätzlich zu unterscheidende Linien: Erstens das Vermitteln von
Architektur für die allgemeine Öffentlichkeit, zweitens das
Architekturstudium und drittens das Durchsetzen des
architektonischen Anspruchs während des Bauens. Auf keiner dieser
drei Linien können wir uns auf den Wissenstransport durch Vorträge
verlassen. Die neuen Curricula zum Vermitteln der zeitgenössischen
Architektur sollten auf allen drei Linien als Zusammenhang aus
architektonischen Prinzipien, unmittelbarem Raumerleben und der
Kenntnis des Neuigkeitsparadigmas der Architektur-Moderne seit den
1920er Jahren vermittelt werden.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
___Jan R. Krause
Bochum |
|
|
Der Architekt
ist weit mehr als nur Dienstleister oder Baumeister, er ist zugleich
Manager, Moderator, Koordinator, Netzwerkexperte und Kommunikator.
Diese Dimension des Architektenberufes gilt es zu kultivieren und zu
trainieren. Und zwar bereits im Studium. Der Architekturstudent hat
gelernt, klar zu analysieren, scharf zu hinterfragen, konzeptionell
zu denken, in Alternativen zu entwerfen, ein Leitmotiv zu entwickeln
und dies konsequent vom größten bis zum kleinsten Detailmaßstab zu
verfolgen, Ideen zu visualisieren und sie umzusetzen. Aber er hat
nie gelernt, sie zielgruppengerecht zu kommunizieren. Das „Architektensprech“
spröder Erläuterungstexte ist oft meilenweit vom Esprit der Entwürfe
entfernt. Mit ihren verbalen Äußerungen gelingt es den meisten
Architekten nicht zu verführen und zu überzeugen. Ihre teilweise
raffinierte Bildsprache wiederum erschließt sich zwar den
Fachleuten, bleibt dem nicht Eingeweihten aber unzugänglich. Die
Hoffnung, ein gutes Gebäude oder eine starke Entwurfsidee mögen für
sich sprechen, erfüllt sich heute nicht mehr. Die Codes sind in
einer pluralistischen Welt nicht mehr eindeutig wie zu Zeiten, als
es noch Epochen prägende Stile gab, die alle Sparten des
gesellschaftlichen und künstlerischen Lebens durchzogen: als
Architektur, Kunst, Musik, Literatur und Mode eine stilistische
Einheit bildeten und Gesten, Farben, Symbole, Proportionen eine
eindeutige Bedeutung hatten, die wie eine lebendige Sprache gelesen
und verstanden wurden. Deshalb müssen Architekten wieder lernen,
über Architektur zu reden, für Architektur zu begeistern, die ganze
Komplexität ihrer Leistung darzustellen und für die Qualitäten ihrer
Architektur zu werben – und zwar vom ersten Tag des Studiums.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
___Ulrike Rose
Gelsenkirchen / Berlin |
|
|
In den ersten fünf Jahren der auf zehn Jahre angelegten Landesinitiative
StadtBauKultur NRW fanden in Zusammenarbeit mit den Partnern der Initiative
zahlreiche Konferenzen, Ausstellungen, Workshops zu Themen der gebauten Umwelt
statt. Eine Vielzahl der unter der Marke StadtBauKultur NRW herausgegebenen
Publikationen betrachten ein weites Spektrum des Planens und Bauens und sind in
Planungsämtern und Fachkreisen wertvolle Ratgeber.
Doch ist das Thema Baukultur noch nicht in der Alltagswelt angekommen. Die
Berührungen zwischen Architekten und Ingenieurwelt mit der Alltagswelt gering.
Das Europäische Haus der Stadtkultur agiert hier als Vermittler zwischen Fach-
und Alltagswelt, zwischen Architektur und Baumarkt.
In der folgenden zweiten Phase wird sich die Initiative StadtBauKultur NRW
intensiv an den Nutzer von Architektur wenden und in einfacher, verständlicher
Sprache Argumente liefern, warum eine gut gebaute Umwelt für jeden Einzelnen
von Vorteil ist. Vorbildfunktion hat die Kommission CABE aus Großbritannien mit
ihrer klaren und leicht verständlichen Sprache: better buildings = better living.
Erste Schritte sind gemacht: Informationen über die gebaute Umwelt und die
Aktivitäten im Rahmen der Landesinitiative sind schon leichter zugänglich. Die
Internetseite der Landesinitiative
www.stadtbaukultur-nrw.de ist seit
Frühsommer 2006 noch übersichtlicher gestaltet. Ein wöchentlich aktualisierter
Veranstaltungskalender informiert Interessierte ausgiebig über europaweite
Termine zum Thema der gebauten Umwelt. Inhalte von Veranstaltungen werden in der
Zukunft zügig über das Netz zugängig sein, so dass man schnell Zugriff zu den
Ergebnissen der Tagungen hat.
Weiterhin wird im Europäischen Haus der Stadtkultur über ein
Baukulturnachschlagwerk für den Stadtbewohner mit direkten Anwendungsbeispielen
und über Kampagnen nach dem Beispiel „Aimee l’architecture“ in Frankreich vor
einigen Jahren nachgedacht. |
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
Strategien –
Medien
– Zielgruppen
Strategien |
|
|
|
___Claudia
Schwalfenberg Berlin |
|
|
Gerhard Matzig hat kürzlich davor gewarnt, den Wandel des Berufsbilds
Architekt „weg vom autonomen Baukünstler – hin zum kommunizierenden, werbenden
Baumanager“ zu überziehen: „Erst muss der Architekt etwas haben, um es
,verkaufen’ zu können.“
Leiden wir inzwischen also schon an einem Zuviel an Architekturvermittlung
und einem zuwenig an Architekturinhalt? Und was heißt das für die
Professionalisierung der Architekturvermittlung?
1. Die Zukunft der Architekturvermittlung liegt nicht in Marketing statt
Baukultur. Verstärkte Anstrengungen der Architektenkammern, sich zu
Marketingagenturen für Architekten zu entwickeln, sind sinnvoll und richtig.
Architektenkammern sind und bleiben aber genauso gut Sachwalter der Baukultur.
2. Die Vermittlung von Architektur wird von zwei großen Gruppen getragen:
Architekturprofis (sprich Architekten) und Vermittlungsprofis (sprich Lehrern,
Journalisten, PR-Fachleuten etc.) Die Professionalisierung von
Architekturvermittlung muss deshalb in zwei Richtungen wirken: Wir brauchen eine
Professionalisierung von Architekten in puncto Vermittlung und eine
Professionalisierung von Vermittlern in puncto Architektur. Eine wesentliche
Aufgabe der Architekten ist es deshalb auch, Mitstreiter außerhalb der eigenen
Sphäre zu gewinnen.
3. Die Zukunft der Architekturvermittlung beginnt mit 0 und endet mit 99.
Unter dem Motto „Architektur macht Schule“ haben die Architektenkammern der
Länder und die Bundesarchitektenkammer in den vergangenen Jahren zahlreiche
Initiativen ergriffen, um Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu
architektonischer Bildung zu ermöglichen. Das Thema „Architektur in der
frühkindlichen Bildung“ ist in Deutschland dagegen fast noch ein unbeschriebenes
Blatt. Wünschenswert wären außerdem ein verstärktes Engagement außerschulischer
Bildungsträger und altersspezifische Webangebote.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
___Julian Petrin
Hamburg |
|
|
Das öffentliche Kommunizieren über Architektur, Stadt und
raumrelevante Themen ist weit mehr, als der Begriff der Vermittlung
ausdrücken kann. Kommunikative Prozesse sind konstituierend für
unsere Raumvorstellungen und damit ein direkter Beitrag zur
Raumproduktion. Der Raum entsteht gewissermaßen im Kopf – zum einen
durch direkte Erfahrung, aber heute mehr denn je auch durch mediale
Konstruktionsprozesse, die den Weg durch das „materielle Substrat"
(Läpple, 1992) des Raums und damit die direkte Erfahrung von Raum
vorprogrammieren.
Die Entstehung und die Wirkung von Raumvorstellungen auf den Prozess
der Raumproduktion – sei er noch so komplex – eröffnet eine eigene
Ebene von planerischen Handlungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten,
die sich unter dem Begriff der „Raumstimulation" zusammenfassen
lassen.
Neben die „materielle Raumproduktion” – das Produzieren der
„räumlichen Hardware" – tritt die „immaterielle Raumproduktion", die
gezielte „Synthese" (Löw, 2001) von Raum. Diese „Co-Programmierung"
des materiellen Substrats ist ein Prozess, der bisher weitgehend
außerhalb der Reichweite klassischer Planungskommunikation
stattfindet – siehe die selbst verstärkende mediale Stigmatisierung
bestimmter sozialer Brennpunkte wie Berlin-Neukölln oder
Hamburg-Wilhelmsburg, die sich inzwischen in einer Art
„Wahrnehmungsspirale" befinden.
Planer und Architekten müssen sich auf allen Maßstabsebenen stärker
als bisher in die Prozesse der „immateriellen Raumproduktion"
einmischen und mit Hilfe medialer Techniken und Interventionen
versuchen, stimulierend auf Stadtentwicklungsprozesse einzuwirken,
Wahrnehmungsspiralen zu durchbrechen, und nicht wahrgenommene
räumliche Möglichkeiten lesbar zu machen.
Dazu müssen ebenso die Prozesse und Wirkungsweisen von
Raumvorstellungen auf den Prozess der Raumproduktion weiter
erforscht werden, wie auch das Selbstverständnis des noch jungen
Fachs „Architekturvermittlung" kritisch hinterfragt werden darf.
Denn Vermitteln bedeutet in Wahrheit Konstruieren – eine Aufgabe von
viel größerer Tragweite, als das landläufige Verständnis von
Vermittlung erahnen lässt. |
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
Medien |
|
|
|
___Lorena
Valdivia
Berlin |
|
|
Was in Architektur gut und richtig sei, halten Architekten seit eh
und je für theoretisch lehrbar. Zu den theoretisch lehrbaren
Aspekten gehörte nicht nur, wie gute Architektur zu bauen ist,
sondern oftmals auch, wie Architektur studiert, interpretiert,
kritisiert und vermittelt werden kann und muss. Auch wenn das neuere
Interesse am Thema Architekturvermittlung in den letzten Dekaden
rasch an Bedeutung gewonnen hat, ist das wohl weder eine Neuigkeit,
noch eine Exklusivität der Architektur.
Am Beispiel der Diskussion um die „legitime“ Architekturdarstellung
in der Renaissance soll gezeigt werden, wie bestimmte
Vermittlungsprobleme der Architekturtheorie von Anfang an bewusst
sind. Der von Alberti und anderen Renaissancekünstlern vorgetragene
Topos der Orthogonalprojektion als einzige geeignete
Architekturzeichnung und die damit verbundene Definition der
Perspektive als »malerische, für die Architektur nicht geeignete«
Technik, durchziehen die Diskussion, als ständig wiederkehrendes
Argumentationsmuster des neuzeitlichen Kunstdenkens, bis an die
Schwelle der Gegenwart.
Dass trotz der weiteren Entwicklung der – inzwischen auch
computergestützten – Architekturdarstellung, am orthodoxen
Darstellungsmodus Grundriss-Aufriss-Schnitt nach wie vor
festgehalten wird, zeigt auf, wie eine so festgelegte
architektonische Konvention eine erstaunliche Konsistenz durch die
Zeit behalten kann, die in Kombination mit Text für die legitime
Verbreitung von Architektur sowie auch für deren Durchsetzung als
Vorbild genügen soll.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
___Susanne Schumacher
Zürich |
|
|
Für die Vermittlung von Architektur und ihrer Geschichte bedienen sich
HistorikerInnen, KritikerInnen und AusstellungsmacherInnen einer Reihe von gut
erprobten Werkzeugen, um die disparaten Materialien der Architektur zu einer
Aussage zusammen zu führen. Die traditionellen Werkzeuge der
Architekturvermittlung können nun seit einigen Jahren um digitale Werkzeuge
erweitert werden. Nach einer Anfangseuphorie hinsichtlich der Verwendung von
Multimediatechniken lässt sich heute ein Vorzeichenwechsel beim Einsatz
digitaler Techniken feststellen, der sich unter dem Motto "Von Multimedia zur
Informationstechnologie" genauer beleuchten lässt.
An einer Reihe von Projekten aus der eigenen Praxis beschreibt die
Autorin diese Entwicklung. Die dabei präsentierten Vermittlungsformen
umfassen verschiedene digitale Techniken: Autorenwerkzeuge, XML und
Bilddatenbanken. Die vorgestellten Beiträge entstanden während der
letzten Jahre in verschiedenen Hochschulkontexten in Lehre und
Forschung, sei es als Multimedia-Publikation, Ausstellung, Druckwerk
oder Internet-Anwendung. Die Vermittlungsabsichten haben jeweils die
Wahl der technologischen Mittel und die Art ihres Einsatzes bedingt:
- multimediale
Erzählung,
- interaktive
Rauminstallation,
- generierte
Form zu didaktischen Zwecken,
- Bild-Browser
zum intuitiven Erkunden von architektonischen Bildsammlungen.
Es lässt sich feststellen, dass sich mit dem Einsatz der digitalen Werkzeuge die
Thematisierungsformen und Fragestellungen der Architekturvermittlung ändern: Bei
der früheren Anwendung von Multimediatechniken ging es vor allem um die visuelle
Argumentation, um eine neue, medienübergreifende Verknüpfung von Informationen
und deren digitaler Präsentation. Hingegen zielt der zunehmende Einsatz von
Informationstechnologien wie Datenbanken und XML mehr auf die Strukturierung von
Informationen und die Organisation von Zusammenhängen in großen
Wissenssammlungen und Datenmengen. Die digitale Vermittlung von
Architekturgeschichte verlagert ihre Werkzeuge von Multimedia- hin zur
Informationstechnologie. Damit einher geht eine Verschiebung von der
redaktionellen hin zur wissenschaftlichen Nutzung diverser Medientechnologien in
der Architekturvermittlung.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
___Jörg Seifert
&
Miriam Seifert-Waibel
Konstanz |
|
|
Architektur ist
zumindest im deutschsprachigen Fernsehen im Vergleich zu anderen
Kulturbereichen weitgehend unterrepräsentiert. Selbst Kultur- und
Bildungssender wie arte, 3sat oder Bayern alpha weisen keine festen
Sendeplätze für architekturspezifische Sendungen auf. Lediglich in
unregelmäßigen Abständen werden Porträts bekannter Architekten und
Dokumentationen über spektakuläre Gebäude ausgestrahlt. Diese
Sendungen richten sich an einen kleinen Kreis kulturell hoch
Interessierter und erzielen noch keineswegs Breitenwirksamkeit.
Allerdings lässt sich in der jüngsten Vergangenheit ein
gesteigertes öffentliches Interesse an Wohnen, Inneneinrichtung und
Lifestyle verzeichnen. Das Fernsehen hat auf diese Entwicklung
reagiert: Das Arte Magazin chic präsentiert Architecture brute neben
kultigen Tapeten, Geschichten zur Harley Davidson und Kochen mit
Jamie Oliver. Am deutlichsten wird dieser Trend an den zahlreichen
neuen Wohn- und Deko-Soaps, deren Anliegen sicherlich nicht die
Architekturvermittlung ist, obwohl sie punktuelle Elemente der
Architekturpräsentation sowie eines Experten-Laien-Diskurses über
Architektur aufweisen.
Ziel des Beitrags ist es, Intentionen, Strukturen und
Zielgruppen der verschiedenen Sendungen im breiten Spektrum zwischen
High- and Low-Culture zu analysieren und das Potenzial des
Fernsehens als breitenwirksamstem Medium für eine professionelle
Architekturvermittlung auszuloten.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
___Constanze
A. Petrow
Weimar |
|
|
Die bauenden, den öffentlichen Raum
prägenden Disziplinen Architektur und Landschaftsarchitektur
unterliegen in der Tagespresse unterschiedlichen
Präsentationsprinzipien. Architekturkritik genießt im
deutschsprachigen Raum eine gesicherte gesellschaftliche Stellung.
Während Architekturkritik überwiegend im Feuilleton erscheint,
Landschaftsarchitektur wird vor allem im Lokalteil besprochen.
Berichtet wird jedoch vorrangig über „Stararchitektur“. An die
Stelle unabhängiger Kritiken treten vielfach Huldigungen an die
Architektur, weil der geschickten Medienlenkung des Architekten
aufgesessen wird, die PR-Abteilungen der Büros sanktionierend
Einfluss nehmen und eine Vielzahl von Akteuren am Mehrwert der
Aufmerksamkeit interessiert ist. Architektur bleibt in ihrer
medialen Reflexion elitär und ohne Alltagsbezug.
Die Darstellung von Parks, Gärten und Plätzen erfolgt dagegen in den
Wahrnehmungskategorien von Laien und entbehrt zumeist einer fachlich
fundierten, kritischen Reflexion. Entwurfliche Intentionen und
symbolische Gehalte des gestalteten Freiraums werden nicht
vermittelt, die Anbindung einer interessierten Öffentlichkeit an die
fachliche Diskussion nicht ermöglicht. Aufgrund des Klischees ‚Grün
= schön’ ist Landschaftsarchitektur in der Indifferenz allgemeiner
Akzeptanz gefangen.
Weder die eine noch die andere Form der Berichterstattung wird ihren
Möglichkeiten gerecht. Handelt es sich hierbei allein um eine Frage
des Selbstverständnisses von Journalisten und des Mangels an
unabhängigen bzw. qualifizierten Autoren seitens der Redaktionen?
Oder wäre doch noch über jene Bedingungen zu streiten, unter denen
Landschaftsarchitektur- und Architekturkritik das „Verhältnis des
Menschen zu der ihn umgebenden Architektur [respektive
Landschaftsarchitektur] von einem bloß perzeptiven zu einem
diskursiven Verhältnis“ (Klaus Jan Philipp) zu ändern vermag?
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
Zielgruppen |
|
|
|
___Meike Kubiak Hannover |
|
|
Das Bild und
Selbstbild der Architekten ist in Bewegung und verändert sich weg
vom autonomen Baukünstler – hin zum Baumanager mit kommunikativen
Fähigkeiten. Einige Universitäten haben bereits die
Architektenausbildung um Fächer wie Baumanagement oder Medienkunde
bereichert. PR-Agenturen haben sich mittlerweile auf Architekten
spezialisiert.
Architekten müssen sich heute am Markt als starke, flexible
Dienstleister anbieten um das Vertrauen der Bauherren als Kunden zu
gewinnen. Die zentrale Frage ist, wie die Kernkompetenzen der
Architekten privaten Bauherren anschaulich vermittelt werden können.
Übliche Zugangswege zu Architekten verlaufen über „Mundpropaganda“
meist durch private Informationsvermittlung. Dieser informelle Weg
lässt sich nur schwer beeinflussen. Welche anderen Wege gibt es? Wie
kann der Architekt sich mit seinem Dienstleistungsangebot gegenüber
den Bauherren vertrauenswürdig präsentieren? Nur das Schalten von
Anzeigen im Rahmen von Imagekampagnen reicht hier nicht aus.
In einem interdisziplinären und praxisorientierten Projekt hat die
Architektenkammer Niedersachsen zusammen mit der Diplompädagogin
Michaela Krey eine neue Kommunikationsstrategie zwischen Architekten
und Bauherrn entwickelt. Im Rahmen von Bauherrenseminaren, treten
Architekten in die Rolle des Dozenten und arbeiten mit
Bauinteressierten an aktuellen Themen rund um den privaten Hausbau.
Unter pädagogischer Leitung werden die Architekten im Rahmen von
Dozentenworkshops auf diese für sie neue Aufgabe vorbereitet. Hier
lernen Architekten sich auf ihre Kernkompetenzen zu besinnen und
entwickeln zusätzliche Schlüsselkompetenzen. Im intensiven Training
werden Kommunikations-, Beratungs- und Lehrkompetenz entwickelt. Ein
im Rahmen des Projektes entwickelter Dozentenleitfaden bietet
zusätzliche Unterstützung zur Vorbereitung und Durchführung der
Bauherrenseminare. In diesen informieren die Architekten mit Hilfe
des Schulungsmaterials und aktivierender Lehrmethoden über ihre
Kernkompetenzen. Die Bauherren werden abgeholt, wo sie stehen,
fachsprachliche Termini werden dem Laien übersetzt. Fragen,
Bedürfnisse und Träume werden aufgegriffen, es entstehen vielfältige
Dialoge. Bauherren erleben Architekten als Berater, Ideenfinder, als
wertschätzende Partner. Sie nehmen ein „neues“ Bild vom Architekten
mit auf ihren Weg.
Wir haben auf diesem Wege im letzten Dreivierteljahr über 3000
Bauherren begeistern und informieren können und vor allem
Architekten Möglichkeiten eröffnet, ihre Kernkompetenzen anschaulich
einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
___Christine
Dissmann
Berlin |
|
|
Das Architekturprojekt “Neue Kleider für unsere Schule” der
KunstBauWerkstatt an der Dunant-Grundschule in Berlin Steglitz ist
im Jahre 2004 von der Autorin ins Leben gerufen worden als Plattform
für die Schüler der Schule, ihr schulisches Umfeld zu erforschen und
mitzugestalten. Das Projekt gliedert sich in die Bausteine
Werkstatt, Ideenwettbewerb und Baustelle mit den unterschiedlichen
Schwerpunkten sensorische und künstlerisch-handwerkliche Schulung,
der Generierung von Gestaltungsvorschlägen und schließlich der
konkreten Umsetzung von Maßnahmen durch die Schüler gemeinsam mit
Fachleuten.
Tragende Idee des Projektes ist es, den Schülern eine Vorstellung
von Architektur nicht im Rahmen eines weiteres Unterrichtsfaches zu
vermitteln, sondern sie vielmehr über die unmittelbare Anschauung
für die Qualität ihres Lebensraumes zu sensibilisieren und sie zu
ermutigen und ermächtigen, an dessen Gestaltung teilzuhaben. Die
Umgestaltung des Schulraums folgt dem Leitbild des Stadtraums, in
dem die Schüler als gleichberechtigte Bürger einer Gesellschaft
agieren. Dreh- und Angelpunkt der Durchführung des Projektes ist die
kommunikative Einbindung aller Beteiligten durch verschiedene
Veranstaltungen und Aktionen.
In dem Beitrag werden Inhalt und Ergebnisse des Projekts, aber auch
die Widerstände dagegen beschrieben, und es wird ein kritisches
Resümee zur Reichweite und Übertragbarkeit solcher Initiativen
gezogen. |
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
Praxis –
Lehre
– Forschung
Praxis |
|
|
|
___Tanja Simone Flemmig
Regensburg |
|
|
Im folgenden Beitrag wird am Beispiel der Stadt Regensburg gezeigt,
dass die Einrichtung der Institution Gestaltungsbeirat durchaus
einen Standortvorteil im Wettbewerb der Städte untereinander
darstellen kann. Zunächst werden kurz die Entstehungsgeschichte, die
formale Struktur sowie Zielsetzung und Zweck des Gremiums
beschrieben. Es wird gezeigt, inwieweit durch die öffentliche
Beratung der Projekte im Beirat und die Berichterstattung in den
örtlichen Medien die Diskussionskultur über Architektur in dieser
Region an Qualität gewonnen hat. Die Einrichtung eines
Gestaltungsbeirates ist rechtlich unumstritten, die rechtliche
Verbindlichkeit jedoch nicht. Dennoch konnte eine Diskussionskultur
entwickelt werden, in deren Rahmen unterschiedliche partikulare
Interessen im Konsens berücksichtigt wurden. Weiter wird in diesem
Artikel gezeigt, dass seit Einführung des Beirates vor allem im
privaten Bereich mehr vergleichende Gutachten bzw. Wettbewerbe
durchgeführt wurden. Anhand von Beispielen werden die positiven
Auswirkungen des Beratergremiums dokumentiert.
Abschließend wird aufgezeigt, inwieweit die verschiedensten
Interessengruppen an der Einrichtung der Institution
Gestaltungsbeirat positiv partizipiert haben. Darüber hinaus zeigen
immer mehr Anfragen aus anderen Städten, dass dieses Gremium mit der
Zeit bundesweit eine gewisse Vorbildfunktion für Qualitätssicherung
in Architektur und Städtebau erreicht hat. |
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
___Thomas Michael Krüger
Berlin |
|
|
Seit zehn Jahren machen wir neben der „normalen“ Planungs- und Bautätigkeit als
Architekturbüro mit ausgesuchten Kollegen Führungen zur Architektur und
Stadtbaugeschichte in Berlin. Über 25.000 Menschen, teils Fachkollegen, teils
interessierten Laien haben wir die Stadt und deren Architektur anschaulich nahe
gebracht. Architektur ist dabei stets der Spiegel gesellschaftlicher Zustände
und Entwicklungen, und wir erzählen lediglich aus einer ungewohnten Perspektive
der Planer. Wir, die wir die Stadt maßgeblich mitgestalten, uns aber in der
Öffentlichkeit weit gehend zurückhalten, melden uns zu Wort, und plötzlich
erweist sich die scheinbar vordergründige, sichtbare Welt mit all ihren
spannenden Geschichten, Abgründen und Anekdoten, Fakten und (wenig) Zahlen
erstaunlich hintergründig.
Wir haben das Genre Stadtführungen von Architekten mit aus der Taufe gehoben und
arbeiten mittlerweile im Verbund mit 13 Büros in europäischen Städten vernetzt
zusammen (www.guiding-architects.net).
Das Interesse ist gewaltig, steigend; erstaunlich ist, dass dieses wichtige Feld
der Architekturvermittlung bisher fast ausschließlich Historikern und sogar
Autodidakten überlassen blieb. Das Vermitteln von Architektur ist dabei kein
Hobby oder Ausdruck eines Hangs zum Geschichten-Erzählen, sondern es erfordert
ein sehr professionell organisiertes Unternehmen mit didaktisch und sprachlich
versierten Architekten, die vor allem ein gemeinsames Interesse haben: den
Adressaten, den Kunden – den Bauherren. |
(Artikel in Deutsch)
|
|
|
|
|
|
Lehre |
|
|
|
___Benedikt Hotze Berlin |
|
|
Architekten sind als Generalisten ausgebildet – so heißt es jedenfalls immer.
Architekten können alles – das beweisen sie tagtäglich, indem sie erfolgreich
fachfremde Berufsfelder besetzen. Die BauNetz-Reihe „Grenzgänger“ führt solche –
nolens volens – ergriffenen Tätigkeiten ausgebildeter Architekten vor: Fotograf,
Modemacher, Musiker, Gastronom, Webdesigner oder eben PR-Beauftragter im
Architekturbüro...
Ist es vor diesem Hintergrund sinnvoll, für die Architekturvermittlung einen
eigenen Studiengang anzubieten? Oder allgemeiner: Muss es für jedes noch so
spezialisierte Berufsbild eine eigene akademische Ausbildung geben? Sollte man
nicht lieber dazu raten, ein klassisches Fach zu studieren und sich die
Spezialisierung parallel dazu individuell anzueignen?
Eine Antwort könnte sein: Solange die Architekturausbildung weiterhin, aber
zunehmend praxisfern, das Fach Entwurf so dominant ins Zentrum stellt und sogar
die Fachhochschulen entgegen ihrem eigentlichen Auftrag zu kleinen Entwurfs-Unis
umgebogen werden, sind zusätzliche Angebote in der Lehre unabdingbar.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
___Susanne Ohse
Lüneburg |
|
|
Wie lassen sich
die Arbeitsschwerpunkte eines Architekturvermittlers bestimmen? Der
Beitrag reflektiert Erfahrungen, die ich in der Lehrveranstaltung
„Wechselwirkung Mensch / gebaute Umwelt“ an der Universität Lüneburg
sammeln konnte. Die Arbeit an der Wahrnehmung kann, so die
Schlussfolgerung, als wesentlicher Bestandteil der Arbeit des
Architekturvermittlers gesehen werden. Aus einem Vergleich des
Bauprozesses mit der Modebranche werde ich im Anschluss Rückschlüsse
auf mögliche Vermittlungsformen in der Architektur ziehen. So
entsteht ein konkretes Bild von Architekturvermittlung, aus dem sich
zusammenfassend wesentliche Elemente für das Berufs- und
Ausbildungsprofil des Architekturvermittlers ableiten lassen.
|
(Artikel in Deutsch) |
|
|
|
|
|
|
Die Redaktion behält
sich alle Rechte, einschließlich der Übersetzung und der
fotomechanischen Wiedergabe vor. Auszugsweiser Nachdruck mit
Quellenangabe Wolkenkuckucksheim - Cloud-Cuckoo-Land - Vozdushnyi zamok <http://www.cloud-cuckoo.net> ist gestattet, sofern die Redaktion davon informiert wird.
|
|