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1) Prolog
1Stellen Sie sich vor, Sie wären Architekt oder Architektin.
Und stellen Sie sich weiter vor, Sie hätten einen Auftrag. Im Rahmen dieses Auftrags
wäre es nun möglich, daß Sie mit den zukünftigen Nutzern in Kontakt treten. Was
würden Sie tun? Wie würden Sie vorgehen? Würden Sie von dieser Möglichkeit Gebrauch machen? Was würden Sie fragen?
Und wenn Sie die Information gesammelt hätten, was würden Sie damit tun? Wie würden Sie
sie in Ihre Entwurfsarbeit integrieren? Würden Sie sie überhaupt berücksichtigen?
2) Einleitung
2Wenn ich
heute über Architektur, Sprache und Wissenschaft reden werde, dann mit dem interessierten
Blick auf Sprachunterschiede und damit einhergehende Verständigungsschwierigkeiten
zwischen Architekten und alltäglichen Nutzern von Architektur. Zunächst werde ich meine
These erläutern, wie sich Architekten durch ihre Ausbildung auf andere
Erfahrungshintergründe und Wirklichkeitsmaßstäbe von Architektur beziehen als Nutzer
und wie sich dies jeweils auf ihre Sprache über Architektur auswirkt. Wie kann man
Nutzersprache, die sich auf Aneignung bezieht in Architektensprache, die sich auf Konzepte
bezieht, übersetzen? Kann man das? Und warum sollte man dies überhaupt versuchen? Mit
diesen Fragen möchte ich mich heute auseinandersetzen und dazu auch auf eine Untersuchung
eingehen, in der versucht wurde, während der Planungsphase zwischen Nutzern und
Architekten quasi zu dolmetschen.
3) Sprache
3Erlauben
Sie mir, daß ich zunächst einige nahezu selbstverständliche Gedanken zum Phänomen
Sprache hier zusammenfasse, um mich darüber schrittweise zu meinen architekturrelevanten
Thesen hinzubewegen.
Wir unterhalten uns täglich mit vielen Menschen - mit Vertrauten und Fremden, Familie,
Kollegen, Kassierern. Wir haben gelernt, was wann wo mit wem angemessen ist und was nicht.
Wir tauschen uns mit anderen mittels einer Sprache aus, über deren Zeichen und Regeln
sich die Gesprächspartner weitgehend einig sind1. Mit den einen verstehen wir uns besser, mit den anderen weniger
gut - theoretisch jedoch können wir uns auch mit unterschiedlichsten Kulturen,
Subkulturen, Fachkreisen und selbst Tieren verständigen - wenn wir dies wollen und wenn
wir uns die Zeit nehmen, die wir benötigen, um einander zu verstehen und verständlich zu
machen.
Grundsätzlich steht uns dafür jede erdenkliche praktizierbare Form des symbolisch
kodierten Selbst-Ausdrucks zur Verfügung: Gesichtsausdrucksvarianten,
Körpergesten/-bewegungen/-haltungen/ -distanzen, Haut- und Schweißreaktionen, Ton- bzw. Stimmeinsatz, wie auch
Einsatz von Hilfsmitteln2.
Die Voraussetzung für die Verständigung steht auf dem Boden des Konsens über Zeichen,
d.h. daß die Kommunikationspartner die Zeichen zu deuten wissen bzw. die Zeit und Geduld
mitbringen, sich auf diesen Ver- und Entschlüsselungs- bzw. Verständigungsprozeß
einzulassen3.
Ich möchte in unserem Zusammenhang hier Sprache allgemein als Kommunikationssystem
definieren, das prinzipiell als Transportmittel dazu dient, das, was man erfahren hat, mit
anderen zu teilen, d.h. zum Austausch von Informationen d.h. zur Verständigung4. Sprache hat daher
einen wesentlichen sozialen Aspekt. Indem wir uns anderen mitteilen, bringen wir unsere
Erfahrungen zum Ausdruck und identifizieren uns dadurch damit - andererseits bekommen wir
von unserer Umwelt Rückmeldung darüber, die uns hilft, diese Erfahrung einzuordnen -
d.h. wir erhalten zusätzliche Informationen darüber und machen damit eine neue
Erfahrung. Sprache ist demnach ein Mittel, um Erfahrungen in das Bild von der Welt und von
einem selbst in dieser Welt einzuordnen, bzw. die zugrunde liegenden Umweltkonzepte
gleichzeitig zu prüfen und zu erweitern5.
4Sprache
als Ausdrucksmittel wird gelernt im Austausch mit anderen, mit größeren und kleineren
Gruppen, in denen man sich bewegt: dies gilt für Landessprachen, regionale Dialekte,
subkulturell verwandte Sprachen, Fachsprachen usw. Es sind nicht die Sprachen, welche die
Gruppen prinzipiell unterscheiden, sondern die jeweiligen Sprachen erweisen sich als
angemessen und praktisch für die spezifischen Erfahrungen mit Aspekten dieser Umwelt,
welche die Gruppenmitglieder hauptsächlich miteinander teilen.
Die gewählte Sprache ist somit für die jeweiligen Erfahrungen mit der Umwelt und sich
selbst in dieser Umwelt das bewährte praktikable und angemessene Ausdrucksmittel. Wenn
auf spezifische Erfahrungsschätze nicht zurückgegriffen werden kann ( z.B. das
Fallschirmspringen oder das Lesen von Schwarzplänen), bzw. das Weltkonzept aufgrund
verschieden verschlüsselter, strukturierter und interpretierter Erlebnisse anders
geordnet ist (z.B. zwischen Generationen oder Fachbereichen), dann ist die Vermittlung
aufgrund der Sprachunterschiede erschwert und es bedarf eines intensiven
Verständigungsprozesses, d.h. der Übersetzungsarbeit in andere Bezugssysteme6.
5Aufgrund
der individuellen und sozial bzw. kulturell vermittelten Erfahrungen entwickelt jeder
Mensch ein irgendwie geordnetes und dabei möglichst konsistentes Weltbild, das sich
zunehmend ausdifferenziert. Auf dessen Basis werden die Orientierung in der Umwelt
optimiert und Vorhersagen über zukünftige Ereignisse getroffen. So wird eine möglichst
effektive Auseinandersetzung mit und Aneignung der Umwelt angestrebt.
Lasse ich mich auf einen Verständigungsprozeß ein, dann versuche ich, die vermittelte
Information auf dem Hintergrund meiner Erfahrung zurück zu interpretieren und daraufhin
zu verstehen, d.h. in mein Ordnungssystem einzugliedern. Werde ich mit Perspektiven
konfrontiert, die sich nicht in mein Umweltkonzept einordnen lassen, die ich zunächst
nicht verstehen kann, dann erweist sich mein System als unzureichend. Diese Erfahrung
fordert mich heraus, entweder Änderungen im System vorzunehmen, um den vielfältigen
Umweltbedingungen optimaler angepaßt zu sein, oder meine Erfahrungen so einzuschränken,
daß mein Konzept weiterhin gültig bleiben kann - dies impliziert jedoch, daß ich mich
auf den Verständigungsprozeß nicht wirklich einlassen kann, bzw. auch nicht will. Die
Frage der Motivation ist für das verstehen wollen bzw. können entscheidend7.
4) Architektur
6Kommen
wir nun zu dem, was uns hier eigentlich interessiert - die Architektur. Wie ist das mit
der Sprache nun bei Architekten und Nicht-Architekten - wenn es um Architektur geht?
Die Architekturausbildung sozialisiert Architekten praktisch in eine spezielle Subkultur
mit einer Sprache, die sich hauptsächlich auf die Erfahrungen mit Ideen, Konzepten und
Plänen von physischen Räumen und quasi idealtypischen Nutzern bezieht. Die
interessierenden Umweltausschnitte, mit denen während der Ausbildung gezielt Erfahrungen
gesammelt werden, sind z.B. die räumliche Struktur, Formen, Normen und Funktionen, sowie
Kontext, Konstruktion und Materialität der bebauten physischen Umwelt.
Die Aneignung von Architektur, der Maßstab 1:1 im Alltag, ist jedoch von der Raumidee
meist weit entfernt. Sie besteht aus Alltagsroutine, Handlungs-/ Wahrnehmungs- und
Erlebensmustern einzelner Individuen, die zeitlich, sozial, individuell und physisch
komplex miteinander verwoben sind. Für jeden Menschen sieht sie etwas anders aus und
fühlt sich anders an, weil jeweils unterschiedliche Aspekte gerade wichtig sind. Die
Erfahrung mit Architektur im Alltag ist von der Idee insoweit entfernt, weil sie in
gänzlich anderem Maßstab angesiedelt ist, wo zusätzliche Perspektiven zu den
räumlichen physischen möglich und nötig werden.
Die Erfahrungen der Architekten, geprägt durch die Planung, und der Nutzer, geprägt
durch die Aneignung, werden daher in unterschiedlichen Sprachen ausgedrückt.
7Nicht-Architekten
reden nicht vorrangig über die Architektur von Räumen, über Material und Konstruktion,
wenn sie über bebaute Umwelt sprechen, sondern über das, was sie wann dort tun, nicht
tun, mit wem sie was tun, wie sie dies erleben, was dabei für sie wichtig ist, usw. Im
Erleben und in der Sprache ist die physische Umgebung, d.h. auch die Architektur, komplex
mit anderen Einflußgrößen verwoben und wird nicht unmittelbar in ihrer Spezifität
reflektiert, wie dies z.B. Architekten lernen.
Wenn man also mit Nutzern über Gebäude sprechen möchte, dann muß man
berücksichtigen, daß sie Architektur nicht getrennt von ihrem Familien- oder
Arbeitsleben reflektieren und präsent haben. Die soll nicht heißen, daß sie nichts
über Architektur sagen können - sie werden jedoch eher in der Lage sein, über das Leben
in diesem Gebäude und dessen Umfeld zu erzählen als daß sie direkt über die
Zusammenhänge zwischen Gebäude, Verhalten und Erleben berichten.
Wenn man mit Architekten über Gebäude sprechen möchte, dann muß man
berücksichtigen, daß es da v.a. um das zugrunde liegende Konzept, seine Schlüssigkeit
und sein "Funktionieren" geht (wobei i.d.R. ein unausgesprochener Konsens
darüber besteht, was "funktionieren" bedeutet).
Nutzer können mit den Konzepten von Architekten -wenn sie denn darüber erfahren- meist
wenig anfangen, wie auch Architekten häufig enttäuscht aus Gesprächen mit Nutzern
kommen, weil sie "so wenig über Architektur ", gleichwohl aber meist sehr viel
"über das Leben dieser Menschen" erfahren haben8.
Architektensprache und Nutzersprache machen jeweils Aussagen über Architektur auf ihren
Erfahrungshintergründen. Weder die eine noch die andere Sprache ist besser oder
schlechter für Architektur geeignet, denn sie beschreiben jeweils Realität.
8Um die
beiden zu verstehen - die Nutzer einerseits und die Architekten andererseits - und
letztlich die Architektur einzuschätzen, müßten die jeweiligen Bezugsrahmen explizit
berücksichtigt werden. Sollen Architekten die Nutzer verstehen bzw. Nutzer die
Architekten -während der Planung z.B.- dann bedarf es eines wechselseitigen
Übersetzungs- bzw. eines entsprechend motivierten wechselwirksamen
Verständigungsprozesses.
Was heißt dies nun konkret für die Planung und Evaluation von Architektur?
Zunächst muß man feststellen - betrachtet man die Planungspraxis -, daß ein gewisses
Interaktionsdefizit zwischen Architekten und Nutzern besteht. Dies gilt v.a. für den
engeren Planungsprozeß. Aus den bisherigen Überlegungen wird einsichtig, daß eine
fruchtbare Verständigung Motivation und Offenheit auf beiden Seiten erfordert, und daß
dies unter normalen Planungsbedingungen (man denke an Zeit, Geld, Vorgaben, Status Quo
u.ä.) ohne außergewöhnliches Engagement der Architekten (z.B. Christopher Alexander
oder Alfred Huht) oder Einsatz von externen "Dolmetschern" - auf ein solches
Beispiel möchte ich gleich noch näher eingehen- kaum möglich ist.
9Nun gut,
wie aber sollte man übersetzen? Wo ist das Wörterbuch, wo die Grammatik? Es gab
Ansätze, solche Übersetzungsanleitungen zu entwickeln, z.B. die "Pattern
Language" von C. Alexander, S. Ishikawa und M. Silverstein (1977), doch haftet
solchen Versuchen schnell auch der Geruch eines doktrinären Reglements an, was von vielen
Architekten abgelehnt wird.
Es ist sicherlich eine sehr schwere, wenn nicht gar letztlich unmögliche Aufgabe, eine
verbindliche Grammatik oder ein basales Wörterbuch zu entwickeln. Aber vielleicht muß es
darum auch nicht unbedingt gehen - eine Voraussetzung für Verständigung kann auch darin
bestehen, auf ein für Architektur unspezifisches Bezugssystem zurückzugreifen, das den
beiden Sprachgruppen übergeordnet und somit gemeinsam ist. Lassen Sie mich dies im
weiteren an einem praktischen Beispiel deutlicher machen.
5) Ein zweistufiger
Übersetzungsansatz
10Wenn man
sich einen Planungsrahmen vorstellt, der Raum läßt für einen Verständigungsprozeß
zwischen planenden Architekten und potentiellen zukünftigen Nutzern, wie könnte man dann
inhaltlich, zeitlich und finanziell angemessen vorgehen?
Sie hatten sich ja dazu zu Beginn schon kurz Gedanken gemacht, bzw. sich an ähnliche
Fälle in der Vergangenheit erinnert. Nehmen wir für die weitere Diskussion eine
Situation, wie sie in Cottbus vorlag9. Hier war vorgesehen, den "Altmarkt" in der Innenstadt
dialogorientiert umzugestalten und dennoch finanziell und zeitlich im Rahmen zu bleiben -
dialogorientiert sollte hier bedeuten, über den üblichen Dialog, z.B. via Presse und
öffentlicher Ausstellung der Pläne im Rathaus, hinauszugehen. Hier soll der
Planungsausschnitt interessieren, wo 1) das Vorentwurfskonzept der Öffentlichkeit
vorgestellt wurde und 2) die Rückmeldungen dazu wiederum die Ausformulierung des
endgültigen Entwurfs beeinflußten. Meine Aufgabe bestand darin, den Dialog zwischen den
Architekten und den potentiellen Nutzern herzustellen. Dazu mußten Verfahren für die
beiden Übersetzungsstufen erarbeitet werden
5.1. Die erste
Übersetzungsstufe
11Eine
erste Übersetzungsstufe mußte - auf dem Hintergrund der bisherigen theoretischen
Überlegungen - darin bestehen, die Vorentwurfsidee der Architekten auf dem Hintergrund
von Aneignungserfahrungen den Nutzern verständlich zu machen.
5.1.1. Theoretischer
Hintergrund
12Die
Entwurfsphase in der Planung zeichnet sich dadurch aus, daß das Projekt noch Idee
ist, d.h. eigentlich noch nicht konkret angeeignet werden kann. Man mußte die
potentiellen zukünftigen Nutzer in diesem Stadium mit Architektensprache konfrontieren,
wofür ihnen jedoch, wie wir bereits diskutiert haben, gewissermaßen der
Erfahrungshintergrund fehlt - sie sind spezialisiert in der 1:1 Aneignung. Wenn sie sich
zum Entwurfskonzept äußern sollen, dann erfordert dies a) ein Verstehen der Idee und b)
die Kompetenz, sich in eine virtuelle z.B. in 1:100 abstrahierte Situation gedanklich und
emotional hineinzubegeben und mit ihrer Aneignungserfahrung, ihrem Umweltverhalten und
-erleben (in diesem Fall auf öffentlichen Plätzen, insbesondere in Cottbus) in
Verbindung zu bringen.
13Auch
wenn die Nutzer nicht gewohnt sind, Architektur in Plänen, Modellen und in Form von
abstrakten Ideen zu lesen, so kann es dennoch zu einem Transfer kommen, wenn man auf eine
allgemeine Erfahrungsebene zurückgreift.
Erfahrungen im Spiel mit spielerischem Handeln haben uns als Kinder ermöglicht, in
anderen Maßstäben zu denken, und dies gilt für die meisten Menschen bis ins Alter in
irgendeiner Form, wie die Forschung zur kognitiven Entwicklung und zur Kreativität
zeigen. Wir kennen dies v.a. von Modelleisenbahnen, Puppenhäusern, Bauklötzen aber auch
vielen anderen spielerischen Tätigkeiten, die für die Entwicklung der
Abstraktionsfähigkeit und Transferleistung eine wichtige Funktion einnehmen10. D.h. es gibt
theoretisch einen gemeinsamen Bezug in den Erfahrungsebenen von Architekten und
Nicht-Architekten, auf den man hier zurückgreifen kann, bzw. den man mit Anleitung
aktivieren kann
14Somit
ist es denkbar, Bezüge zu einem dreidimensionalen architektonischen Vorentwurfsmodell bei
Nutzern aufzubauen, wenn man die Hilfestellung dazu gibt. Hilfestellung müßte bedeuten,
a) ein Modell vorliegen zu haben, das etwas anschaulicher ist, als dies in
Architektenkreisen üblich ist, und anhand dieses Modell das Konzept des Entwurfs nicht
nur in den Worten der Architekten sondern insbesondere auch in Hinblick auf
Alltagssituationen und -beispiele näher zu bringen
b) Hilfestellung müßte darüber hinaus bedeuten, die Befragten zu ermutigen, ihre
Überlegungen spontan und spielerisch im Modell abzubilden, überhaupt in ihren Gedanken
verschiedene Möglichkeiten durchzuspielen. Wichtig erscheint mir dabei der
Modellcharakter der anleitenden Person, da sie die Spielregeln angibt, vormacht und
dadurch andere dazu motivieren kann, sich auf den Verständigungsprozeß einzulassen11.
Ein solches Vorgehen wird von mir auch als "Modell-Spiel-Interviews" bezeichnet.
Wenngleich der Titel eine unernste Komponente zu bergen scheint, so ist gerade der
spielerische Aspekt meiner Meinung nach ein entscheidender Faktor für das Funktionieren
des Verfahrens. Nicht nur, weil es kreative Potentiale wecken kann, sondern weil damit
kognitiv und emotional ein aneignungsnaher Erfahrungsraum schon während des
Planungsprozesses geschaffen werden kann.
5.1.2. Ablauf
15Auf
diesem Hintergrund stellten die Architekten für den Nutzerdialog ihren Vorentwurf in
einem Modell 1:100 möglichst anschaulich dar, so daß man sich, z.B. anhand von
farbkopierten Fassadenfotos, ohne viel Übung gedanklich schnell auf dem Platz
zurechtfinden konnte. Man konnte um das Modell herumgehen, es von oben betrachten,
zusätzliche bereitliegende Bänke, Bäume, Autos usw. oder z.B. aus Styrodur einfach
zuzuschneidende Objekte hinzufügen und quasi in Gassen hinein schauen. - ein erster
Schritt der Architekten in Richtung Verständigung mit den potentiellen Nutzern sozusagen.
Die Idee des Vorentwurfs wurde in Worten am Modell beschrieben, an Alltagsbeispielen
erläutert und die offenen Fragen für die weitere Planung aufgeworfen. Fragen und
Vorschläge, die daraufhin von den Beteiligten kamen, wurden unmittelbar in die
Modellebene übersetzt, d.h. die Konsequenzen darin abgebildet (z.B. wurden Objekte
entfernt, anders plaziert oder neue hinzugefügt). Die Konsequenzen die sich wiederum
daraus für den Platz ergaben, wurden benannt und auf ihre tatsächliche Erwünschtheit
überprüft12. Dies ging solange, bis die Beteiligten eine individuell favorisierte
Lösung erreichten, diese wurde jeweils fotografisch festgehalten und der gesamte
Gesprächsverlauf jedes Interviews wurde auf Tonband aufgezeichnet.
5.1.3. Evaluation
16Hat das
Verfahren der ersten Übersetzungsstufe funktioniert? Nach den bisherigen Überlegungen
sollte sich dies darin abbilden, daß die Bürgerinnen und Bürger den Plan in
Wechselwirkung mit ihren Erfahrungshintergründen evaluieren konnten.
Wenn anfangs klischeehafte Lösungen angeboten wurden, dann fingen die meisten Beteiligten
im Laufe des Interviews an, diese Erfahrungen in Bezug zur konkreten Gesamtsituation zu
stellen, daraufhin zu relativieren und schließlich auch zu ganz anderen
"eigenen" problembezogenen Lösungen zu kommen.Sie prüften ihre Sichtweisen auf
mögliche Handlungskonsequenzen, nahmen die Überlegungen und Perspektiven der Architekten
in gewissem Rahmen auf und glichen sie mit ihren Befürchtungen und Wünschen ab. Sie
spielten gedanklich verschiedene Alltagssituationen durch, modifizierten ihre Vorschläge,
setzten sie in einen im Laufe des Prozesses erkannten größeren räumlichen Zusammenhang,
und suchten immer wieder neue, bessere, alternative Lösungen.
Die Analyse dieser Interviewverläufe zeigt, daß für die ca. 100 Personen, die eine
solchermaßen geschilderte Anleitung und Übersetzungshilfe erhalten hatten, eine
Wechselwirkung zwischen den Erfahrungshintergründen stattgefunden hat, und daß sie
daraufhin in der Lage waren, sich auf den relativ komplexen abstrakten Problemlöseprozeß
am dreidimensionalen Miniaturmodell einlassen konnten. Alle angeleiteten Personen
versuchten so gut sie konnten zu verstehen und waren dafür auch bereit, ihre Sichtweisen
mitunter zu öffnen oder gar zu verändern.
16Erwähnenswert
erscheinen mir auch diejenigen 6 Fälle, in denen die Architekten selbst anwesend waren
und die Interviewführung übernahmen. Hierbei war interessant, daß sie sich zwar
bemühten, ihr Konzept anhand des Modells und an alltagsnahen Beispielen verständlich zu
machen, daß es ihnen jedoch nicht gelang, mit den Rückmeldungen der Bürger und
Bürgerinnen konstruktiv umzugehen, bzw. sie einfach anzuhören. Sehr schnell trat eine
für Architekten sehr normale Situation ein: sie fingen an, ihr Konzept zu verteidigen.
17Es gab
auch eine Quasi-Kontrollgruppe von ca. 40 Personen. Diese Gruppe erhielt keine spezielle
Hilfestellung, das Konzept zu verstehen, bzw. sich in einen spielerischen
Aneignungszustand hineinzuversetzen. Zwar stand das Modell bereit, die Idee wurde
dargestellt und man konnte darin Objekte bewegen, doch es gab keine Anleitung und
systematische Unterstützung darin, ihre eigenen Überlegungen auf das Modell und
Konsequenzen daraus für die gesamte Platzsituation zu übersetzen - eine fast normale
Situation im Ablauf von öffentlichen Bürgerbeteiligungen sozusagen.
In dieser Gruppe gab es selten eingehende Auseinandersetzungen mit dem konkreten Modell,
der Idee und möglichen Konsequenzen für die persönliche Nutzung, sondern hier wurden
v.a. Meinungen und Alltagsprobleme in der Innenstadt diskutiert. Ohne die
"dolmetschende" Anleitung stand auf der einen Seite das Modell, das betrachtet
wurde, und auf der anderen Seite wurde über die eigenen Erfahrungen gesprochen - eine
Wechselwirkung fand nicht statt. In dieser Gruppe gab es in der Regel auch keinen
Endzustand zu fotografieren, weil nicht am Modell gearbeitet wurde.
18Die
unterschiedlichen Verläufe in diesen Gruppen weisen darauf hin, daß eine systematische
Dolmetschertätigkeit, wie sie z.B. hier durchgeführt wurde, eine aneignungsgeprägte
Rückmeldung konkret zum Modell erleichtern und intensivieren kann.
5.2. Die zweite
Übersetzungsstufe
19In der
zweiten Übersetzungsstufe mußte nun die Wahrnehmung der Nutzer auf dem Hintergrund der
bisherigen Konzeptüberlegungen den Architekten verständlich gemacht werden, bzw. die
Architekten mußten darin angeleitet und unterstützt werden, die Rückmeldungen in ihre
Entwurfsüberarbeitung zu übersetzen und konkret anzuwenden.
Lassen Sie uns dazu einen kleinen Schritt zurückgehen. Die Rückmeldung der Nutzer lag
nach Durchführung der Modellspielinterviews in Form von fotografierten
Lösungsvorschlägen und Interviewaufzeichnungen vor. Der Architektensprache, so hatten
wir gesagt, kommen konkrete räumliche Lösungen sehr gelegen und entsprechend wurde ich
von den Architekten auch schon während der Durchführung immer wieder auf die
Fotovarianten angesprochen. Sicherlich wäre eine Entwurfsevaluation auf dieser Basis
möglich und inspirierend gewesen. Dennoch erscheint mir auf dem Hintergrund der
bisherigen Überlegungen eine solche Übersetzungsstrategie nicht ausreichend.
5.2.1. Theoretischer
Hintergrund
20Dazu
möchte ich meine theoretischen Annahmen etwas weiter ausführen.
Die Nutzer sind Spezialisten in der Architekturaneignung, die Architekten in der Planung.
Dies soll nicht heißen, daß Nicht-Architekten nicht auch gute Ideen haben oder daß
Architekten nicht ebenfalls Architektur nutzen. Jedoch gibt es eine gewisse
Spezialisierung, die dazu führt, daß Nicht-Architekten, wenn sie räumliche Lösungen
suchen, einige Aspekte übersehen, weil sie selten so direkt darüber nachdenken, und daß
Architekten eine sehr architekturspezifische Wahrnehmung, eine speziell sozialisierte
Reflexion über Gebäude haben.
Daher sollte Nutzer-Rückmeldung über Architektur nicht nur auf ihre Lösungsvorschläge
und räumlichen Aussagen beschränkt sein, sondern es müßte ein Weg gefunden werden,
diejenige Information zu vermitteln, die auf der Aneignungserfahrung basiert, und dies in
einer Weise, die dem Denken und Entwerfen der Architekten nahe liegt.
21Ich gehe
davon aus, daß man hierzu ebenfalls eine gemeinsame Erfahrungsebene für Architekten und
Nutzer finden muß, die nicht der räumlich spezifischen entspricht. Eine solche ist z.B.
die Problemlösekompetenz: Architekten sind gewohnt, Entwurfsaufgaben, die man ihnen gibt,
zu lösen, d.h. zukünftige Probleme zu antizipieren und über Analysen zu definieren,
jedoch v.a. diese Probleme planerisch zu lösen. Auch Nutzer machen beständig Kompromisse
in der Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt. Sie passen die Umwelt entsprechend ihren
Zielen oder die Ziele entsprechend den Umständen an - sie sind es gewohnt, auf
Hindernisse und Probleme zu stoßen, und sie gehen nach ihrem Vermögen damit um13.
In diesem Schritt ging es darum, die Auseinandersetzung der Nutzer mit dem
Vorentwurfskonzept in Problemfelder zu übersetzen.Dies unter der Prämisse, daß die
spezifische Erfahrung von Nutzern mit Architektur darin besteht, Probleme mit bebauter
Umwelt via Nutzung am eigenen Leibe zu erfahren, und die Kompetenz der Architekten
wiederum, solche Probleme zu lösen.
5.2.2. Ablauf
22Aus den
Fotolösungen selbst war der gedankliche Prozeß - was hat die Person dazu motiviert diese
und keine andere Lösung zu suchen? - nicht zu erkennen. Gleichwohl ist es denkbar, daß
die Architekten, bei Kenntnis der Problemfelder, die sie selbst so vielleicht nicht
bedacht hatten, eine ganz neue Lösung für diese und andere Problemfelder finden
könnten. Es wurden also die Lösungswege anhand der Interviewaufzeichnungen
analysiert, woraus sich einige wiederkehrende Themenkomplexe ergaben, mit denen zwar im
Modell unterschiedlich umgegangen worden war, die jedoch immer wieder um ähnliche Fragen
kreisten14.
5.2.3. Evaluation
23Wie
gingen die planenden Architekten mit diesen Informationen um? Konnten sie die
angesprochenen Problembereiche in ihr Konzept integrieren? Konnten sie sich auf die
Nutzerüberlegungen einlassen, d.h. kam es zu einem wechselwirksamen
Verständigungsprozeß?
244
Stadien illustrieren diesen Prozeß:
1) Am Anfang, wie ich eingangs schon erwähnt habe, stand der Wunsch nach unmittelbarer
Mitteilung der konkreten räumlichen Lösungen, der Wunsch, die Fotolösungen schon
während der Durchführung und vor Abschluß der inhaltlichen Analyse zur Durchsicht zu
erhalten. Dieser Wunsch wurde auf dem Hintergrund der theoretischen Überlegungen jedoch
nicht erfüllt.
2) Nachdem die Ergebnisdokumentation vorlag, war es weiterhin schwierig für das
Architektenteam, von ihrer Suche nach direkten räumlichen Lösungen und Aussagen,
abzulassen. Es bedurfte der ausdrücklichen und vermehrten Hinweise, daß sie nicht nur
auf die Fotolösungen achten, sondern sich mit den analysierten inhaltlichen Problembereichen
auseinandersetzen sollten.
3) Schließlich kam es zu einer Phase, in der sich die Architekten von den Rückmeldungen
der Nutzer beeinflussen ließen und diese auch in ihre weitere Entwurfsplanung integrieren
konnten.
4) In der Zwischenzeit hatten sie sich soweit in die Problemlage eingearbeitet, daß sie
selbst die Befragungsergebnisse auf einer halböffentlichen Außendarstellung vertreten
konnten, auf eine Art, daß ich selbst kaum etwas hinzuzufügen hatte.
Es bleibt jedoch festzustellen, daß noch bis jetzt eine gewisse Skepsis diesem
dialogorientierten Vorgehen gegenüber bestehen bleibt. Dies hat wohl damit zu tun, daß
es eine heikle Angelegenheit zu sein scheint, wenn jemand in Entwurfskonzepte hineinreden
will.
Die Ausbildung trainiert darin, Konzepte zu verteidigen und zu rechtfertigen. Es wäre
nötig, in Zukunft mehr auf die latenten Prozesse von Verletzlichkeit einzugehen, die
häufig im Zusammenhang mit kreativen Prozessen allgemein und während der
Architektenausbildung insbesondere in Entwurfsprojekten, zu beobachten ist. Man müßte
z.B. versuchen, eine Bereitschaft zu schaffen, Rückmeldungen zum Konzept anzuhören und
diese zu bedenken, ohne dadurch das Konzept angegriffen zu sehen.
25Der
Verlauf in diesen 4 Phasen zeigt, daß es dennoch zu einem wechselwirksamen
Verständigungsprozeß gekommen ist, auch wenn man über die Intensität des
Verständigungsprozesses diskutieren kann und feststellen muß, daß in Zukunft noch mehr
Dolmetscheraktivität in der 2. Stufe hilfreich wäre. Man kann aufgrund der ersten Phase
vermuten, daß sich die Architekten ohne Übersetzungshilfen gewissermaßen aus Gewohnheit
und Unkenntnis, wie sie mit den vielfältigen inhaltlichen Rückmeldungen konstruktiv
umgehen sollen, ausschließlich auf ihren räumlichen Erfahrungsrahmen (die Fotovarianten)
beschränkt hätten und dies auch nur, weil sie grundsätzlich die Bereitschaft
für den Dialog hatten bzw. haben, denn ohne eine solche hätten sie die Rückmeldungen
für ihren Entwurf u.U. völlig ignoriert. Hieraus wird ersichtlich, wie ernst und
tiefsitzend die Verständigungsschwierigkeiten sind.
6) Diskussion
26Nach
diesem empirischen Ausflug möchte ich nun wieder auf die Ausgangsfrage zurückkommen.
Kann man Architektensprache und Nutzersprache ineinander übersetzen? Muß man das
überhaupt?
Die Ausführungen zum Cottbus-Projekt unterstützen die These, daß ohne eine Form von
"Dolmetschen" ein wechselseitiger Austausch schwierig ist, insbesondere weil die
architekturspezifischen Bezugssysteme so verschieden sind und auf diese
Unterschiedlichkeit während der Ausbildung von Architekten und Planern nicht entsprechend
eingegangen wird. Es gibt während der Ausbildung keine gezielte Übung mit solchen
Verständigungsprozessen, also keine entsprechende Erfahrung und somit auch keinen
Handlungsbedarf. Daher fehlt die "Grammatik", der "Wortschatz" ist
schwach, und es scheint kein gemeinsames Bezugssystem zu geben.
27Das hier
geschilderte verständigungsorientierte Modellspielinterviewverfahren funktionierte
zeitlich, finanziell und inhaltlich unter der Prämisse des "Dolmetschens". Man
könnte somit sagen, es reicht ja, wenn bei Bedarf solche Dolmetscher hinzugezogen werden.
Es gibt jedoch keine systematische Ausbildung von Dolmetschern in der Planung weder in
Architektensprache noch in Nutzersprache, sondern höchstens eine zufällige.
28Dies
alles impliziert, man müßte während der Architekturausbildung ausdrücklich in
speziellen Seminaren oder auch eingebettet in Entwurfsprozessen vorbereitend
Erfahrungsmöglichkeiten mit solchen Verständigungsprozessen anbieten und auf diesem Wege
auch das Erfahrungsspektrum mit solchen Übersetzungsverfahren erweitern.
Wenn man bei den bisherigen Überlegungen bleibt, könnten in solchen Veranstaltungen 4
Lernziele verfolgt werden:
1) die eigenen Prämissen und Konzepte in die unterschiedlichsten Alltagskonsequenzen
übersetzen können, d.h. anschaulich und v.a. handlungsrelevant darstellen,
2) Nutzern alltagsrelevante, handlungsorientierte und verständliche Fragen stellen
können, zu ihrem Leben in Gebäuden bzw. in deren Umfeld und nicht nur direkt zu
räumlichen, gestalterischen, materiellen, oder konzeptionellen Aspekten.
3) schließlich die gewonnenen Informationen nicht nur nach unmittelbaren sondern v.a.
auch nach mittelbaren indirekten architektonisch relevanten Aussagen lesen und
interpretieren. (Eine Möglichkeit könnte dabei sein, zugrunde liegende Problemfelder
herauszuarbeiten.)
4) neben dem Vertreten können von eigenen Positionen, auch konstruktive Rückmeldungen zu
Konzepten anhören und von Angriffen gegen die eigene Person unterscheiden lernen.
29Warum
aber sollte man sich bei all den anderen Ausbildungsanforderungen auf diesen mühsamen
Verständigungsprozeß einlassen, v.a. wenn man nicht an partizipativen Verfahren
interessiert ist?
Wir hatten anfangs gesagt, daß Sprache prinzipiell sozial ist und dem Austausch von
Erfahrungen und Beobachtungen dient, so daß die eigene Sicht über die Welt gleichsam
geprüft und erweitert werden kann. Wechselseitige Verständigung erfordert ein
beidseitiges aufeinander Eingehen und die Bereitschaft, eigene Sichtweisen zu
hinterfragen. Im Architektenalltag finden sich häufig Situationen, wo in Gesprächen mit
Nicht-Architekten aufeinander eingegangen werden muß, z.B. mit Auftraggebern oder
Verwaltungsbeamten. Ich denke, daß hier Erfahrungen mit komplizierten
Verständigungsprozessen sicherlich hilfreich wären. Die grundsätzlichen
charakteristischen Sprachunterschiede zwischen Architekten und Nicht-Architekten
erschweren dabei die Kommunikation über Architektur systematisch und letztlich ist
es gleichgültig, ob es sich um ein explizites partizipatives oder ein standardisiertes
Planungsverfahren handelt.
30Abgesehen
davon, daß auf Seiten der Architekten erweiterte Testbedingungen für die
Konzepthypothesen vorliegen würden, und daß auf Seiten der Nutzer (neben Urlaubs- und
Städtereisen) eine erweiterte Erfahrungsebene mit Architektur und größeren
Betrachtungszusammenhängen ermöglicht würde, die gegebenenfalls zu einer erhöhten
Identität und Zufriedenheit mit der unmittelbaren Lebewelt führen könnte, scheint mir
die Überbrückung der diskutierten Sprachschwierigkeiten erstrebenswert, weil sie eine
Möglichkeit bietet, näher an den Menschen zu sein - an ihrer Vielfältigkeit, an der
Relativität ihrer Bedürfnisse, an ihrer Lebendigkeit - und somit wäre Planen spürbarer
verankert in der Realität des Mensch-Seins und dem Leben in und mit Architektur.
7) Fußnoten
1 vgl. Austin, J.L. 1972; Searle,
J.R. 1971; Shank, R.C. & Abelson, R. 1977.
2 vgl. Crott, H. 1979.
3 vgl. Habermas, J. 1881a/b.
4 vgl. Apel, K.O. 1976; Bühler, K. 1934 ; Mead, G.H. 1934; Thayer,
L. 1987.
5 vgl. Argyle, M. 1972; Bandura, A. 1978; Bruner, J.S. 1963 und
1981; Vygotsky, L.S. 1964.
6 vgl. Schulz v. Thun, F. 1988; Watzlawick et al. 1969.
7 vgl. Kelly, G.A. 1955; Lecky, P. 1945; Epstein, S. 1979; Sommer,
A. & Ermer C., 1993.
8 zit.nach den Aussagen mehrerer Architekten und Studenten.
9 Ein interdisziplinäres Team wurde aus dem Architektenteam (Architekturbüro
Nagler/Bahrdt, Cottbus) einem Architekurtheoretiker (Prof. Dr. E. Führ, Cottbus) und
der Autorin als Architekturpsychologin gebildet, das in Rücksprache mit der Stadt
gemeinsam den Planungsverlauf erarbeitete und aktiv begleitete.
10 vgl.: Piaget; Bruner, J.S 1963.; Vygotsky, L.S. 1964.
11 vgl.: Bandura, A. 1978.
12 vgl. Ein Beispiel: Wenn jemand viele Bäume in der Mitte des Platzes sehen
wollte, wäre eine Konsequenz, daß diese Bäume das mögliche zukünftige Markttreiben,
bzw. größere Veranstaltungen, beeinträchtigen Will man das? Warum? Welche Bedeutung
hätten diese Bäume? Wie würde man den Platz nutzen? Wie nutzt man ihn heute?
Die Äußerungen der Beteiligten wurden immer wieder möglichst direkt in das Modell
übersetzt.
13 vgl. Altman, I. & Rogoff, B. 1987.
14 Auch hierzu ein Beispiel: Es stand einst ein Rathaus auf dem Altmarkt und
eine Frage war, soll man es wieder aufbauen oder nicht? Es gab hierzu eine Vielzahl von
Ideen - dabei ging es jedoch nicht um den Aufbau des Rathauses selbst. Manche fanden eine
Lösung darin, eine Illusions des Rathauses bei Nacht mit Hilfe von Lichtsymbolen zu
installieren, andere wollten gerne evtl. erhaltene Gewölbe frei legen, manche wollten
entsprechende Markierung am Boden, und einiges mehr. D.h. es gab verschiedene konkrete
Lösungsvorschläge, aber zugrund lag ein gemeinsames Motiv: die Tatsache, daß ein
Rathaus da gewesen war, heute für ihr Leben in Cottbus erlebbar zu machen. Nicht als
"Rathaus" und nicht abstrakt über das Wissen, daß einst eins da war, sondern,
über etwas auf diesem Platz, mit dem sie heute, im Rahmen ihrer alltäglichen
Tätigkeiten, damit praktisch in Berührung kommen konnten.
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