Thema
2. Jg., Heft 2
November 1997

Anette Sommer


Architektensprache - Nutzersprache -
Dolmetscher in der Planung

1) Prolog

1Stellen Sie sich vor, Sie wären Architekt oder Architektin.
Und stellen Sie sich weiter vor, Sie hätten einen Auftrag. Im Rahmen dieses Auftrags wäre es nun möglich, daß Sie mit den zukünftigen Nutzern in Kontakt treten. Was würden Sie tun? Wie würden Sie vorgehen? Würden Sie von dieser Möglichke
it Gebrauch machen? Was würden Sie fragen?
Und wenn Sie die Information gesammelt hätten, was würden Sie damit tun? Wie würden Sie sie in Ihre Entwurfsarbeit integrieren? Würden Sie sie überhaupt berücksichtigen?

2) Einleitung

2Wenn ich heute über Architektur, Sprache und Wissenschaft reden werde, dann mit dem interessierten Blick auf Sprachunterschiede und damit einhergehende Verständigungsschwierigkeiten zwischen Architekten und alltäglichen Nutzern von Architektur. Zunächst werde ich meine These erläutern, wie sich Architekten durch ihre Ausbildung auf andere Erfahrungshintergründe und Wirklichkeitsmaßstäbe von Architektur beziehen als Nutzer und wie sich dies jeweils auf ihre Sprache über Architektur auswirkt. Wie kann man Nutzersprache, die sich auf Aneignung bezieht in Architektensprache, die sich auf Konzepte bezieht, übersetzen? Kann man das? Und warum sollte man dies überhaupt versuchen? Mit diesen Fragen möchte ich mich heute auseinandersetzen und dazu auch auf eine Untersuchung eingehen, in der versucht wurde, während der Planungsphase zwischen Nutzern und Architekten quasi zu dolmetschen.

3) Sprache

3Erlauben Sie mir, daß ich zunächst einige nahezu selbstverständliche Gedanken zum Phänomen Sprache hier zusammenfasse, um mich darüber schrittweise zu meinen architekturrelevanten Thesen hinzubewegen.
Wir unterhalten uns täglich mit vielen Menschen - mit Vertrauten und Fremden, Familie, Kollegen, Kassierern. Wir haben gelernt, was wann wo mit wem angemessen ist und was nicht. Wir tauschen uns mit anderen mittels einer Sprache aus, über deren Zeichen und Regeln sich die Gesprächspartner weitgehend einig sind
1. Mit den einen verstehen wir uns besser, mit den anderen weniger gut - theoretisch jedoch können wir uns auch mit unterschiedlichsten Kulturen, Subkulturen, Fachkreisen und selbst Tieren verständigen - wenn wir dies wollen und wenn wir uns die Zeit nehmen, die wir benötigen, um einander zu verstehen und verständlich zu machen.
Grundsätzlich steht uns dafür jede erdenkliche praktizierbare Form des symbolisch kodierten Selbst-Ausdrucks zur Verfügung: Gesichtsausdrucksvarianten, Körpergesten/-bewegungen/-haltungen/
-distanzen, Haut- und Schweißreaktionen, Ton- bzw. Stimmeinsatz, wie auch Einsatz von Hilfsmitteln2.
Die Voraussetzung für die Verständigung steht auf dem Boden des Konsens über Zeichen, d.h. daß die Kommunikationspartner die Zeichen zu deuten wissen bzw. die Zeit und Geduld mitbringen, sich auf diesen Ver- und Entschlüsselungs- bzw. Verständigungsprozeß einzulassen
3.
Ich möchte in unserem Zusammenhang hier Sprache allgemein als Kommunikationssystem definieren, das prinzipiell als Transportmittel dazu dient, das, was man erfahren hat, mit anderen zu teilen, d.h. zum Austausch von Informationen d.h. zur Verständigung
4. Sprache hat daher einen wesentlichen sozialen Aspekt. Indem wir uns anderen mitteilen, bringen wir unsere Erfahrungen zum Ausdruck und identifizieren uns dadurch damit - andererseits bekommen wir von unserer Umwelt Rückmeldung darüber, die uns hilft, diese Erfahrung einzuordnen - d.h. wir erhalten zusätzliche Informationen darüber und machen damit eine neue Erfahrung. Sprache ist demnach ein Mittel, um Erfahrungen in das Bild von der Welt und von einem selbst in dieser Welt einzuordnen, bzw. die zugrunde liegenden Umweltkonzepte gleichzeitig zu prüfen und zu erweitern5.

4Sprache als Ausdrucksmittel wird gelernt im Austausch mit anderen, mit größeren und kleineren Gruppen, in denen man sich bewegt: dies gilt für Landessprachen, regionale Dialekte, subkulturell verwandte Sprachen, Fachsprachen usw. Es sind nicht die Sprachen, welche die Gruppen prinzipiell unterscheiden, sondern die jeweiligen Sprachen erweisen sich als angemessen und praktisch für die spezifischen Erfahrungen mit Aspekten dieser Umwelt, welche die Gruppenmitglieder hauptsächlich miteinander teilen.
Die gewählte Sprache ist somit für die jeweiligen Erfahrungen mit der Umwelt und sich selbst in dieser Umwelt das bewährte praktikable und angemessene Ausdrucksmittel. Wenn auf spezifische Erfahrungsschätze nicht zurückgegriffen werden kann ( z.B. das Fallschirmspringen oder das Lesen von Schwarzplänen), bzw. das Weltkonzept aufgrund verschieden verschlüsselter, strukturierter und interpretierter Erlebnisse anders geordnet ist (z.B. zwischen Generationen oder Fachbereichen), dann ist die Vermittlung aufgrund der Sprachunterschiede erschwert und es bedarf eines intensiven Verständigungsprozesses, d.h. der Übersetzungsarbeit in andere Bezugssysteme
6.

5Aufgrund der individuellen und sozial bzw. kulturell vermittelten Erfahrungen entwickelt jeder Mensch ein irgendwie geordnetes und dabei möglichst konsistentes Weltbild, das sich zunehmend ausdifferenziert. Auf dessen Basis werden die Orientierung in der Umwelt optimiert und Vorhersagen über zukünftige Ereignisse getroffen. So wird eine möglichst effektive Auseinandersetzung mit und Aneignung der Umwelt angestrebt.
Lasse ich mich auf einen Verständigungsprozeß ein, dann versuche ich, die vermittelte Information auf dem Hintergrund meiner Erfahrung zurück zu interpretieren und daraufhin zu verstehen, d.h. in mein Ordnungssystem einzugliedern. Werde ich mit Perspektiven konfrontiert, die sich nicht in mein Umweltkonzept einordnen lassen, die ich zunächst nicht verstehen kann, dann erweist sich mein System als unzureichend. Diese Erfahrung fordert mich heraus, entweder Änderungen im System vorzunehmen, um den vielfältigen Umweltbedingungen optimaler angepaßt zu sein, oder meine Erfahrungen so einzuschränken, daß mein Konzept weiterhin gültig bleiben kann - dies impliziert jedoch, daß ich mich auf den Verständigungsprozeß nicht wirklich einlassen kann, bzw. auch nicht will. Die Frage der Motivation ist für das verstehen wollen bzw. können entscheidend
7.

4) Architektur

6Kommen wir nun zu dem, was uns hier eigentlich interessiert - die Architektur. Wie ist das mit der Sprache nun bei Architekten und Nicht-Architekten - wenn es um Architektur geht?
Die Architekturausbildung sozialisiert Architekten praktisch in eine spezielle Subkultur mit einer Sprache, die sich hauptsächlich auf die Erfahrungen mit Ideen, Konzepten und Plänen von physischen Räumen und quasi idealtypischen Nutzern bezieht. Die interessierenden Umweltausschnitte, mit denen während der Ausbildung gezielt Erfahrungen gesammelt werden, sind z.B. die räumliche Struktur, Formen, Normen und Funktionen, sowie Kontext, Konstruktion und Materialität der bebauten physischen Umwelt.
Die Aneignung von Architektur, der Maßstab 1:1 im Alltag, ist jedoch von der Raumidee meist weit entfernt. Sie besteht aus Alltagsroutine, Handlungs-/ Wahrnehmungs- und Erlebensmustern einzelner Individuen, die zeitlich, sozial, individuell und physisch komplex miteinander verwoben sind. Für jeden Menschen sieht sie etwas anders aus und fühlt sich anders an, weil jeweils unterschiedliche Aspekte gerade wichtig sind. Die Erfahrung mit Architektur im Alltag ist von der Idee insoweit entfernt, weil sie in gänzlich anderem Maßstab angesiedelt ist, wo zusätzliche Perspektiven zu den räumlichen physischen möglich und nötig werden.
Die Erfahrungen der Architekten, geprägt durch die Planung, und der Nutzer, geprägt durch die Aneignung, werden daher in unterschiedlichen Sprachen ausgedrückt.

7Nicht-Architekten reden nicht vorrangig über die Architektur von Räumen, über Material und Konstruktion, wenn sie über bebaute Umwelt sprechen, sondern über das, was sie wann dort tun, nicht tun, mit wem sie was tun, wie sie dies erleben, was dabei für sie wichtig ist, usw. Im Erleben und in der Sprache ist die physische Umgebung, d.h. auch die Architektur, komplex mit anderen Einflußgrößen verwoben und wird nicht unmittelbar in ihrer Spezifität reflektiert, wie dies z.B. Architekten lernen.
Wenn man also mit Nutzern über Gebäude sprechen möchte, dann muß man berücksichtigen, daß sie Architektur nicht getrennt von ihrem Familien- oder Arbeitsleben reflektieren und präsent haben. Die soll nicht heißen, daß sie nichts über Architektur sagen können - sie werden jedoch eher in der Lage sein, über das Leben in diesem Gebäude und dessen Umfeld zu erzählen als daß sie direkt über die Zusammenhänge zwischen Gebäude, Verhalten und Erleben berichten.
Wenn man mit Architekten über Gebäude sprechen möchte, dann muß man berücksichtigen, daß es da v.a. um das zugrunde liegende Konzept, seine Schlüssigkeit und sein "Funktionieren" geht (wobei i.d.R. ein unausgesprochener Konsens darüber besteht, was "funktionieren" bedeutet).
Nutzer können mit den Konzepten von Architekten -wenn sie denn darüber erfahren- meist wenig anfangen, wie auch Architekten häufig enttäuscht aus Gesprächen mit Nutzern kommen, weil sie "so wenig über Architektur ", gleichwohl aber meist sehr viel "über das Leben dieser Menschen" erfahren haben
8.
Architektensprache und Nutzersprache machen jeweils Aussagen über Architektur auf ihren Erfahrungshintergründen. Weder die eine noch die andere Sprache ist besser oder schlechter für Architektur geeignet, denn sie beschreiben jeweils Realität.

8Um die beiden zu verstehen - die Nutzer einerseits und die Architekten andererseits - und letztlich die Architektur einzuschätzen, müßten die jeweiligen Bezugsrahmen explizit berücksichtigt werden. Sollen Architekten die Nutzer verstehen bzw. Nutzer die Architekten -während der Planung z.B.- dann bedarf es eines wechselseitigen Übersetzungs- bzw. eines entsprechend motivierten wechselwirksamen Verständigungsprozesses.
Was heißt dies nun konkret für die Planung und Evaluation von Architektur?
Zunächst muß man feststellen - betrachtet man die Planungspraxis -, daß ein gewisses Interaktionsdefizit zwischen Architekten und Nutzern besteht. Dies gilt v.a. für den engeren Planungsprozeß. Aus den bisherigen Überlegungen wird einsichtig, daß eine fruchtbare Verständigung Motivation und Offenheit auf beiden Seiten erfordert, und daß dies unter normalen Planungsbedingungen (man denke an Zeit, Geld, Vorgaben, Status Quo u.ä.) ohne außergewöhnliches Engagement der Architekten (z.B. Christopher Alexander oder Alfred Huht) oder Einsatz von externen "Dolmetschern" - auf ein solches Beispiel möchte ich gleich noch näher eingehen- kaum möglich ist.

9Nun gut, wie aber sollte man übersetzen? Wo ist das Wörterbuch, wo die Grammatik? Es gab Ansätze, solche Übersetzungsanleitungen zu entwickeln, z.B. die "Pattern Language" von C. Alexander, S. Ishikawa und M. Silverstein (1977), doch haftet solchen Versuchen schnell auch der Geruch eines doktrinären Reglements an, was von vielen Architekten abgelehnt wird.
Es ist sicherlich eine sehr schwere, wenn nicht gar letztlich unmögliche Aufgabe, eine verbindliche Grammatik oder ein basales Wörterbuch zu entwickeln. Aber vielleicht muß es darum auch nicht unbedingt gehen - eine Voraussetzung für Verständigung kann auch darin bestehen, auf ein für Architektur unspezifisches Bezugssystem zurückzugreifen, das den beiden Sprachgruppen übergeordnet und somit gemeinsam ist. Lassen Sie mich dies im weiteren an einem praktischen Beispiel deutlicher machen.

5) Ein zweistufiger Übersetzungsansatz

10Wenn man sich einen Planungsrahmen vorstellt, der Raum läßt für einen Verständigungsprozeß zwischen planenden Architekten und potentiellen zukünftigen Nutzern, wie könnte man dann inhaltlich, zeitlich und finanziell angemessen vorgehen?
Sie hatten sich ja dazu zu Beginn schon kurz Gedanken gemacht, bzw. sich an ähnliche Fälle in der Vergangenheit erinnert. Nehmen wir für die weitere Diskussion eine Situation, wie sie in Cottbus vorlag
9. Hier war vorgesehen, den "Altmarkt" in der Innenstadt dialogorientiert umzugestalten und dennoch finanziell und zeitlich im Rahmen zu bleiben - dialogorientiert sollte hier bedeuten, über den üblichen Dialog, z.B. via Presse und öffentlicher Ausstellung der Pläne im Rathaus, hinauszugehen. Hier soll der Planungsausschnitt interessieren, wo 1) das Vorentwurfskonzept der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und 2) die Rückmeldungen dazu wiederum die Ausformulierung des endgültigen Entwurfs beeinflußten. Meine Aufgabe bestand darin, den Dialog zwischen den Architekten und den potentiellen Nutzern herzustellen. Dazu mußten Verfahren für die beiden Übersetzungsstufen erarbeitet werden

5.1. Die erste Übersetzungsstufe

11Eine erste Übersetzungsstufe mußte - auf dem Hintergrund der bisherigen theoretischen Überlegungen - darin bestehen, die Vorentwurfsidee der Architekten auf dem Hintergrund von Aneignungserfahrungen den Nutzern verständlich zu machen.

5.1.1. Theoretischer Hintergrund

12Die Entwurfsphase in der Planung zeichnet sich dadurch aus, daß das Projekt noch Idee ist, d.h. eigentlich noch nicht konkret angeeignet werden kann. Man mußte die potentiellen zukünftigen Nutzer in diesem Stadium mit Architektensprache konfrontieren, wofür ihnen jedoch, wie wir bereits diskutiert haben, gewissermaßen der Erfahrungshintergrund fehlt - sie sind spezialisiert in der 1:1 Aneignung. Wenn sie sich zum Entwurfskonzept äußern sollen, dann erfordert dies a) ein Verstehen der Idee und b) die Kompetenz, sich in eine virtuelle z.B. in 1:100 abstrahierte Situation gedanklich und emotional hineinzubegeben und mit ihrer Aneignungserfahrung, ihrem Umweltverhalten und -erleben (in diesem Fall auf öffentlichen Plätzen, insbesondere in Cottbus) in Verbindung zu bringen.

13Auch wenn die Nutzer nicht gewohnt sind, Architektur in Plänen, Modellen und in Form von abstrakten Ideen zu lesen, so kann es dennoch zu einem Transfer kommen, wenn man auf eine allgemeine Erfahrungsebene zurückgreift.
Erfahrungen im Spiel mit spielerischem Handeln haben uns als Kinder ermöglicht, in anderen Maßstäben zu denken, und dies gilt für die meisten Menschen bis ins Alter in irgendeiner Form, wie die Forschung zur kognitiven Entwicklung und zur Kreativität zeigen. Wir kennen dies v.a. von Modelleisenbahnen, Puppenhäusern, Bauklötzen aber auch vielen anderen spielerischen Tätigkeiten, die für die Entwicklung der Abstraktionsfähigkeit und Transferleistung eine wichtige Funktion einnehmen
10. D.h. es gibt theoretisch einen gemeinsamen Bezug in den Erfahrungsebenen von Architekten und Nicht-Architekten, auf den man hier zurückgreifen kann, bzw. den man mit Anleitung aktivieren kann

14Somit ist es denkbar, Bezüge zu einem dreidimensionalen architektonischen Vorentwurfsmodell bei Nutzern aufzubauen, wenn man die Hilfestellung dazu gibt. Hilfestellung müßte bedeuten,
a) ein Modell vorliegen zu haben, das etwas anschaulicher ist, als dies in Architektenkreisen üblich ist, und anhand dieses Modell das Konzept des Entwurfs nicht nur in den Worten der Architekten sondern insbesondere auch in Hinblick auf Alltagssituationen und -beispiele näher zu bringen
b) Hilfestellung müßte darüber hinaus bedeuten, die Befragten zu ermutigen, ihre Überlegungen spontan und spielerisch im Modell abzubilden, überhaupt in ihren Gedanken verschiedene Möglichkeiten durchzuspielen. Wichtig erscheint mir dabei der Modellcharakter der anleitenden Person, da sie die Spielregeln angibt, vormacht und dadurch andere dazu motivieren kann, sich auf den Verständigungsprozeß einzulassen
11.
Ein solches Vorgehen wird von mir auch als "Modell-Spiel-Interviews" bezeichnet. Wenngleich der Titel eine unernste Komponente zu bergen scheint, so ist gerade der spielerische Aspekt meiner Meinung nach ein entscheidender Faktor für das Funktionieren des Verfahrens. Nicht nur, weil es kreative Potentiale wecken kann, sondern weil damit kognitiv und emotional ein aneignungsnaher Erfahrungsraum schon während des Planungsprozesses geschaffen werden kann.

5.1.2. Ablauf

15Auf diesem Hintergrund stellten die Architekten für den Nutzerdialog ihren Vorentwurf in einem Modell 1:100 möglichst anschaulich dar, so daß man sich, z.B. anhand von farbkopierten Fassadenfotos, ohne viel Übung gedanklich schnell auf dem Platz zurechtfinden konnte. Man konnte um das Modell herumgehen, es von oben betrachten, zusätzliche bereitliegende Bänke, Bäume, Autos usw. oder z.B. aus Styrodur einfach zuzuschneidende Objekte hinzufügen und quasi in Gassen hinein schauen. - ein erster Schritt der Architekten in Richtung Verständigung mit den potentiellen Nutzern sozusagen.
Die Idee des Vorentwurfs wurde in Worten am Modell beschrieben, an Alltagsbeispielen erläutert und die offenen Fragen für die weitere Planung aufgeworfen. Fragen und Vorschläge, die daraufhin von den Beteiligten kamen, wurden unmittelbar in die Modellebene übersetzt, d.h. die Konsequenzen darin abgebildet (z.B. wurden Objekte entfernt, anders plaziert oder neue hinzugefügt). Die Konsequenzen die sich wiederum daraus für den Platz ergaben, wurden benannt und auf ihre tatsächliche Erwünschtheit überprüft
12. Dies ging solange, bis die Beteiligten eine individuell favorisierte Lösung erreichten, diese wurde jeweils fotografisch festgehalten und der gesamte Gesprächsverlauf jedes Interviews wurde auf Tonband aufgezeichnet.

5.1.3. Evaluation

16Hat das Verfahren der ersten Übersetzungsstufe funktioniert? Nach den bisherigen Überlegungen sollte sich dies darin abbilden, daß die Bürgerinnen und Bürger den Plan in Wechselwirkung mit ihren Erfahrungshintergründen evaluieren konnten.
Wenn anfangs klischeehafte Lösungen angeboten wurden, dann fingen die meisten Beteiligten im Laufe des Interviews an, diese Erfahrungen in Bezug zur konkreten Gesamtsituation zu stellen, daraufhin zu relativieren und schließlich auch zu ganz anderen "eigenen" problembezogenen Lösungen zu kommen.Sie prüften ihre Sichtweisen auf mögliche Handlungskonsequenzen, nahmen die Überlegungen und Perspektiven der Architekten in gewissem Rahmen auf und glichen sie mit ihren Befürchtungen und Wünschen ab. Sie spielten gedanklich verschiedene Alltagssituationen durch, modifizierten ihre Vorschläge, setzten sie in einen im Laufe des Prozesses erkannten größeren räumlichen Zusammenhang, und suchten immer wieder neue, bessere, alternative Lösungen.
Die Analyse dieser Interviewverläufe zeigt, daß für die ca. 100 Personen, die eine solchermaßen geschilderte Anleitung und Übersetzungshilfe erhalten hatten, eine Wechselwirkung zwischen den Erfahrungshintergründen stattgefunden hat, und daß sie daraufhin in der Lage waren, sich auf den relativ komplexen abstrakten Problemlöseprozeß am dreidimensionalen Miniaturmodell einlassen konnten. Alle angeleiteten Personen versuchten so gut sie konnten zu verstehen und waren dafür auch bereit, ihre Sichtweisen mitunter zu öffnen oder gar zu verändern.

16Erwähnenswert erscheinen mir auch diejenigen 6 Fälle, in denen die Architekten selbst anwesend waren und die Interviewführung übernahmen. Hierbei war interessant, daß sie sich zwar bemühten, ihr Konzept anhand des Modells und an alltagsnahen Beispielen verständlich zu machen, daß es ihnen jedoch nicht gelang, mit den Rückmeldungen der Bürger und Bürgerinnen konstruktiv umzugehen, bzw. sie einfach anzuhören. Sehr schnell trat eine für Architekten sehr normale Situation ein: sie fingen an, ihr Konzept zu verteidigen.

17Es gab auch eine Quasi-Kontrollgruppe von ca. 40 Personen. Diese Gruppe erhielt keine spezielle Hilfestellung, das Konzept zu verstehen, bzw. sich in einen spielerischen Aneignungszustand hineinzuversetzen. Zwar stand das Modell bereit, die Idee wurde dargestellt und man konnte darin Objekte bewegen, doch es gab keine Anleitung und systematische Unterstützung darin, ihre eigenen Überlegungen auf das Modell und Konsequenzen daraus für die gesamte Platzsituation zu übersetzen - eine fast normale Situation im Ablauf von öffentlichen Bürgerbeteiligungen sozusagen.
In dieser Gruppe gab es selten eingehende Auseinandersetzungen mit dem konkreten Modell, der Idee und möglichen Konsequenzen für die persönliche Nutzung, sondern hier wurden v.a. Meinungen und Alltagsprobleme in der Innenstadt diskutiert. Ohne die "dolmetschende" Anleitung stand auf der einen Seite das Modell, das betrachtet wurde, und auf der anderen Seite wurde über die eigenen Erfahrungen gesprochen - eine Wechselwirkung fand nicht statt. In dieser Gruppe gab es in der Regel auch keinen Endzustand zu fotografieren, weil nicht am Modell gearbeitet wurde.

18Die unterschiedlichen Verläufe in diesen Gruppen weisen darauf hin, daß eine systematische Dolmetschertätigkeit, wie sie z.B. hier durchgeführt wurde, eine aneignungsgeprägte Rückmeldung konkret zum Modell erleichtern und intensivieren kann.

5.2. Die zweite Übersetzungsstufe

19In der zweiten Übersetzungsstufe mußte nun die Wahrnehmung der Nutzer auf dem Hintergrund der bisherigen Konzeptüberlegungen den Architekten verständlich gemacht werden, bzw. die Architekten mußten darin angeleitet und unterstützt werden, die Rückmeldungen in ihre Entwurfsüberarbeitung zu übersetzen und konkret anzuwenden.
Lassen Sie uns dazu einen kleinen Schritt zurückgehen. Die Rückmeldung der Nutzer lag nach Durchführung der Modellspielinterviews in Form von fotografierten Lösungsvorschlägen und Interviewaufzeichnungen vor. Der Architektensprache, so hatten wir gesagt, kommen konkrete räumliche Lösungen sehr gelegen und entsprechend wurde ich von den Architekten auch schon während der Durchführung immer wieder auf die Fotovarianten angesprochen. Sicherlich wäre eine Entwurfsevaluation auf dieser Basis möglich und inspirierend gewesen. Dennoch erscheint mir auf dem Hintergrund der bisherigen Überlegungen eine solche Übersetzungsstrategie nicht ausreichend.

5.2.1. Theoretischer Hintergrund

20Dazu möchte ich meine theoretischen Annahmen etwas weiter ausführen.
Die Nutzer sind Spezialisten in der Architekturaneignung, die Architekten in der Planung. Dies soll nicht heißen, daß Nicht-Architekten nicht auch gute Ideen haben oder daß Architekten nicht ebenfalls Architektur nutzen. Jedoch gibt es eine gewisse Spezialisierung, die dazu führt, daß Nicht-Architekten, wenn sie räumliche Lösungen suchen, einige Aspekte übersehen, weil sie selten so direkt darüber nachdenken, und daß Architekten eine sehr architekturspezifische Wahrnehmung, eine speziell sozialisierte Reflexion über Gebäude haben.
Daher sollte Nutzer-Rückmeldung über Architektur nicht nur auf ihre Lösungsvorschläge und räumlichen Aussagen beschränkt sein, sondern es müßte ein Weg gefunden werden, diejenige Information zu vermitteln, die auf der Aneignungserfahrung basiert, und dies in einer Weise, die dem Denken und Entwerfen der Architekten nahe liegt.

21Ich gehe davon aus, daß man hierzu ebenfalls eine gemeinsame Erfahrungsebene für Architekten und Nutzer finden muß, die nicht der räumlich spezifischen entspricht. Eine solche ist z.B. die Problemlösekompetenz: Architekten sind gewohnt, Entwurfsaufgaben, die man ihnen gibt, zu lösen, d.h. zukünftige Probleme zu antizipieren und über Analysen zu definieren, jedoch v.a. diese Probleme planerisch zu lösen. Auch Nutzer machen beständig Kompromisse in der Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt. Sie passen die Umwelt entsprechend ihren Zielen oder die Ziele entsprechend den Umständen an - sie sind es gewohnt, auf Hindernisse und Probleme zu stoßen, und sie gehen nach ihrem Vermögen damit um13.
In diesem Schritt ging es darum, die Auseinandersetzung der Nutzer mit dem Vorentwurfskonzept in Problemfelder zu übersetzen.Dies unter der Prämisse, daß die spezifische Erfahrung von Nutzern mit Architektur darin besteht, Probleme mit bebauter Umwelt via Nutzung am eigenen Leibe zu erfahren, und die Kompetenz der Architekten wiederum, solche Probleme zu lösen.

5.2.2. Ablauf

22Aus den Fotolösungen selbst war der gedankliche Prozeß - was hat die Person dazu motiviert diese und keine andere Lösung zu suchen? - nicht zu erkennen. Gleichwohl ist es denkbar, daß die Architekten, bei Kenntnis der Problemfelder, die sie selbst so vielleicht nicht bedacht hatten, eine ganz neue Lösung für diese und andere Problemfelder finden könnten. Es wurden also die Lösungswege anhand der Interviewaufzeichnungen analysiert, woraus sich einige wiederkehrende Themenkomplexe ergaben, mit denen zwar im Modell unterschiedlich umgegangen worden war, die jedoch immer wieder um ähnliche Fragen kreisten14.

5.2.3. Evaluation

23Wie gingen die planenden Architekten mit diesen Informationen um? Konnten sie die angesprochenen Problembereiche in ihr Konzept integrieren? Konnten sie sich auf die Nutzerüberlegungen einlassen, d.h. kam es zu einem wechselwirksamen Verständigungsprozeß?

244 Stadien illustrieren diesen Prozeß:
1) Am Anfang, wie ich eingangs schon erwähnt habe, stand der Wunsch nach unmittelbarer Mitteilung der konkreten räumlichen Lösungen, der Wunsch, die Fotolösungen schon während der Durchführung und vor Abschluß der inhaltlichen Analyse zur Durchsicht zu erhalten. Dieser Wunsch wurde auf dem Hintergrund der theoretischen Überlegungen jedoch nicht erfüllt.
2) Nachdem die Ergebnisdokumentation vorlag, war es weiterhin schwierig für das Architektenteam, von ihrer Suche nach direkten räumlichen Lösungen und Aussagen, abzulassen. Es bedurfte der ausdrücklichen und vermehrten Hinweise, daß sie nicht nur auf die Fotolösungen achten, sondern sich mit den analysierten inhaltlichen Problembereichen auseinandersetzen sollten.
3) Schließlich kam es zu einer Phase, in der sich die Architekten von den Rückmeldungen der Nutzer beeinflussen ließen und diese auch in ihre weitere Entwurfsplanung integrieren konnten.
4) In der Zwischenzeit hatten sie sich soweit in die Problemlage eingearbeitet, daß sie selbst die Befragungsergebnisse auf einer halböffentlichen Außendarstellung vertreten konnten, auf eine Art, daß ich selbst kaum etwas hinzuzufügen hatte.
Es bleibt jedoch festzustellen, daß noch bis jetzt eine gewisse Skepsis diesem dialogorientierten Vorgehen gegenüber bestehen bleibt. Dies hat wohl damit zu tun, daß es eine heikle Angelegenheit zu sein scheint, wenn jemand in Entwurfskonzepte hineinreden will.
Die Ausbildung trainiert darin, Konzepte zu verteidigen und zu rechtfertigen. Es wäre nötig, in Zukunft mehr auf die latenten Prozesse von Verletzlichkeit einzugehen, die häufig im Zusammenhang mit kreativen Prozessen allgemein und während der Architektenausbildung insbesondere in Entwurfsprojekten, zu beobachten ist. Man müßte z.B. versuchen, eine Bereitschaft zu schaffen, Rückmeldungen zum Konzept anzuhören und diese zu bedenken, ohne dadurch das Konzept angegriffen zu sehen.

25Der Verlauf in diesen 4 Phasen zeigt, daß es dennoch zu einem wechselwirksamen Verständigungsprozeß gekommen ist, auch wenn man über die Intensität des Verständigungsprozesses diskutieren kann und feststellen muß, daß in Zukunft noch mehr Dolmetscheraktivität in der 2. Stufe hilfreich wäre. Man kann aufgrund der ersten Phase vermuten, daß sich die Architekten ohne Übersetzungshilfen gewissermaßen aus Gewohnheit und Unkenntnis, wie sie mit den vielfältigen inhaltlichen Rückmeldungen konstruktiv umgehen sollen, ausschließlich auf ihren räumlichen Erfahrungsrahmen (die Fotovarianten) beschränkt hätten – und dies auch nur, weil sie grundsätzlich die Bereitschaft für den Dialog hatten bzw. haben, denn ohne eine solche hätten sie die Rückmeldungen für ihren Entwurf u.U. völlig ignoriert. Hieraus wird ersichtlich, wie ernst und tiefsitzend die Verständigungsschwierigkeiten sind.

6) Diskussion

26Nach diesem empirischen Ausflug möchte ich nun wieder auf die Ausgangsfrage zurückkommen. Kann man Architektensprache und Nutzersprache ineinander übersetzen? Muß man das überhaupt?
Die Ausführungen zum Cottbus-Projekt unterstützen die These, daß ohne eine Form von "Dolmetschen" ein wechselseitiger Austausch schwierig ist, insbesondere weil die architekturspezifischen Bezugssysteme so verschieden sind und auf diese Unterschiedlichkeit während der Ausbildung von Architekten und Planern nicht entsprechend eingegangen wird. Es gibt während der Ausbildung keine gezielte Übung mit solchen Verständigungsprozessen, also keine entsprechende Erfahrung und somit auch keinen Handlungsbedarf. Daher fehlt die "Grammatik", der "Wortschatz" ist schwach, und es scheint kein gemeinsames Bezugssystem zu geben.

27Das hier geschilderte verständigungsorientierte Modellspielinterviewverfahren funktionierte zeitlich, finanziell und inhaltlich unter der Prämisse des "Dolmetschens". Man könnte somit sagen, es reicht ja, wenn bei Bedarf solche Dolmetscher hinzugezogen werden. Es gibt jedoch keine systematische Ausbildung von Dolmetschern in der Planung weder in Architektensprache noch in Nutzersprache, sondern höchstens eine zufällige.

28Dies alles impliziert, man müßte während der Architekturausbildung ausdrücklich in speziellen Seminaren oder auch eingebettet in Entwurfsprozessen vorbereitend Erfahrungsmöglichkeiten mit solchen Verständigungsprozessen anbieten und auf diesem Wege auch das Erfahrungsspektrum mit solchen Übersetzungsverfahren erweitern.
Wenn man bei den bisherigen Überlegungen bleibt, könnten in solchen Veranstaltungen 4 Lernziele verfolgt werden:
1) die eigenen Prämissen und Konzepte in die unterschiedlichsten Alltagskonsequenzen übersetzen können, d.h. anschaulich und v.a. handlungsrelevant darstellen,
2) Nutzern alltagsrelevante, handlungsorientierte und verständliche Fragen stellen können, zu ihrem Leben in Gebäuden bzw. in deren Umfeld und nicht nur direkt zu räumlichen, gestalterischen, materiellen, oder konzeptionellen Aspekten.
3) schließlich die gewonnenen Informationen nicht nur nach unmittelbaren sondern v.a. auch nach mittelbaren indirekten architektonisch relevanten Aussagen lesen und interpretieren. (Eine Möglichkeit könnte dabei sein, zugrunde liegende Problemfelder herauszuarbeiten.)
4) neben dem Vertreten können von eigenen Positionen, auch konstruktive Rückmeldungen zu Konzepten anhören und von Angriffen gegen die eigene Person unterscheiden lernen.

29Warum aber sollte man sich bei all den anderen Ausbildungsanforderungen auf diesen mühsamen Verständigungsprozeß einlassen, v.a. wenn man nicht an partizipativen Verfahren interessiert ist?
Wir hatten anfangs gesagt, daß Sprache prinzipiell sozial ist und dem Austausch von Erfahrungen und Beobachtungen dient, so daß die eigene Sicht über die Welt gleichsam geprüft und erweitert werden kann. Wechselseitige Verständigung erfordert ein beidseitiges aufeinander Eingehen und die Bereitschaft, eigene Sichtweisen zu hinterfragen. Im Architektenalltag finden sich häufig Situationen, wo in Gesprächen mit Nicht-Architekten aufeinander eingegangen werden muß, z.B. mit Auftraggebern oder Verwaltungsbeamten. Ich denke, daß hier Erfahrungen mit komplizierten Verständigungsprozessen sicherlich hilfreich wären. Die grundsätzlichen charakteristischen Sprachunterschiede zwischen Architekten und Nicht-Architekten erschweren dabei die Kommunikation über Architektur systematisch – und letztlich ist es gleichgültig, ob es sich um ein explizites partizipatives oder ein standardisiertes Planungsverfahren handelt.

30Abgesehen davon, daß auf Seiten der Architekten erweiterte Testbedingungen für die Konzepthypothesen vorliegen würden, und daß auf Seiten der Nutzer (neben Urlaubs- und Städtereisen) eine erweiterte Erfahrungsebene mit Architektur und größeren Betrachtungszusammenhängen ermöglicht würde, die gegebenenfalls zu einer erhöhten Identität und Zufriedenheit mit der unmittelbaren Lebewelt führen könnte, scheint mir die Überbrückung der diskutierten Sprachschwierigkeiten erstrebenswert, weil sie eine Möglichkeit bietet, näher an den Menschen zu sein - an ihrer Vielfältigkeit, an der Relativität ihrer Bedürfnisse, an ihrer Lebendigkeit - und somit wäre Planen spürbarer verankert in der Realität des Mensch-Seins und dem Leben in und mit Architektur.

7) Fußnoten

1 vgl. Austin, J.L. 1972; Searle, J.R. 1971; Shank, R.C. & Abelson, R. 1977.
2 vgl. Crott, H. 1979.
3 vgl. Habermas, J. 1881a/b.
4 vgl. Apel, K.O. 1976; Bühler, K. 1934 ; Mead, G.H. 1934; Thayer, L. 1987.
5 vgl. Argyle, M. 1972; Bandura, A. 1978; Bruner, J.S. 1963 und 1981; Vygotsky, L.S. 1964.
6 vgl. Schulz v. Thun, F. 1988; Watzlawick et al. 1969.
7 vgl. Kelly, G.A. 1955; Lecky, P. 1945; Epstein, S. 1979; Sommer, A. & Ermer C., 1993.
8 zit.nach den Aussagen mehrerer Architekten und Studenten.
9 Ein interdisziplinäres Team wurde aus dem Architektenteam (Architekturbüro Nagler/Bahrdt, Cottbus) einem Architekurtheoretiker (Prof. Dr. E. Führ, Cottbus) und der Autorin als Architekturpsychologin gebildet, das in Rücksprache mit der Stadt gemeinsam den Planungsverlauf erarbeitete und aktiv begleitete.
10 vgl.: Piaget; Bruner, J.S 1963.; Vygotsky, L.S. 1964.
11 vgl.: Bandura, A. 1978.
12
vgl. Ein Beispiel: Wenn jemand viele Bäume in der Mitte des Platzes sehen wollte, wäre eine Konsequenz, daß diese Bäume das mögliche zukünftige Markttreiben, bzw. größere Veranstaltungen, beeinträchtigen Will man das? Warum? Welche Bedeutung hätten diese Bäume? Wie würde man den Platz nutzen? Wie nutzt man ihn heute?
Die Äußerungen der Beteiligten wurden immer wieder möglichst direkt in das Modell übersetzt.
13 vgl. Altman, I. & Rogoff, B. 1987.
14 Auch hierzu ein Beispiel: Es stand einst ein Rathaus auf dem Altmarkt und eine Frage war, soll man es wieder aufbauen oder nicht? Es gab hierzu eine Vielzahl von Ideen - dabei ging es jedoch nicht um den Aufbau des Rathauses selbst. Manche fanden eine Lösung darin, eine Illusions des Rathauses bei Nacht mit Hilfe von Lichtsymbolen zu installieren, andere wollten gerne evtl. erhaltene Gewölbe frei legen, manche wollten entsprechende Markierung am Boden, und einiges mehr. D.h. es gab verschiedene konkrete Lösungsvorschläge, aber zugrund lag ein gemeinsames Motiv: die Tatsache, daß ein Rathaus da gewesen war, heute für ihr Leben in Cottbus erlebbar zu machen. Nicht als "Rathaus" und nicht abstrakt über das Wissen, daß einst eins da war, sondern, über etwas auf diesem Platz, mit dem sie heute, im Rahmen ihrer alltäglichen Tätigkeiten, damit praktisch in Berührung kommen konnten.

8) Literaturangaben

Alexander, C; Ishikawa, S & Silverstein, M. 1977. A Pattern Language. Berkeley

Altman, I. & Rogoff, B. 1987. World Views in Psychology: Trait, Interaction, Organismic and Transactional Perspectives. In D. Stokols & I. Altman (Eds.) Handbook of Environmental Psychology. New York

Apel, K.O. 1976. Transformation der Philosophie. Das Apriori der Kommunikations-gemeinschaft. Bd. 2. Frankfurt/M

Austin J.L. 1972. Zur Theorie der Sprechakte. Stuttgart

Argyle, M. 1972. Soziale Interaktion. Köln

Bandura, A. 1978. The self system in reciprocal determinism. American Psychologist, 33, 344-358.

Bruner, J.S. 1963. The process of education. New York

Bruner, J.S. 1981. The pragmatics of acquisition. In W. Deutsch. (Ed.): the Child´s construction of language. New York: S 39-55.

Bühler, K. 1934. Sprachtheorie. Jena.

Crott, H. 1979. Soziale Interaktion und Gruppenprozesse. Stuttgart

Epstein, S. 1979. Entwurf einer integrativen Persönlichkeitstheorie. In S.-H. Filipp (Hrg.): Selbstkonzeptforschung: Probleme, Befunde, Perspektiven. Stuttgart

Habermas, J.: Theorie des kommunikativen Handelns. Frankfurt: Bd. 1, 1981a; Bd. 2, 1981b.

Kelly, G.A. 1955. The psychology of personal constructs. New York

Lecky, P. 1945. Self consistency: A theory of personality. Long Island, New York

Mead, G.H. 1934. Mind self and society. Chicago

Piaget, J. 1969b. Nachahmung, Spiel und Traum. Stuttgart

Schulz von Thun, F. 1988. Miteinander Reden: Störungen und Klärungen. Reinbek

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