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Autor: Taut, Bruno
In: Orginal - Folkswang Verlag zu Hagen (1920); - 116 S.
 
Die Auflösung der Städte
 
  

  

   

 

   

 





Die Menschen sind nicht dazu gemacht, um in Ameisenhaufen zu wimmeln, sondern sich über das Land auszubreiten, das sie bebauen sollen. Gebrechlichkeit des Körpers sowie Laster der Seele  sind die unfehlbaren Folgen zu großer Anhäufungen. Der Mensch ist von allen Tieren dasjenige', welches am wenigsten zum Herdentier  taugt; Menschen, die man wie Schafe zusammenpferchte, würden in kurzer  Zeit sterben. Des Menschen Atem ist todbringend für seinesgleichen.
(Jean Jacques Rousseau.)

Das ist nicht allein tatsächlich, sondern auch im übertragenen Sinne wahr.  Die Städte sind der Abgrund der Menschheit.
(Jules Méline.)

Aus einer in Glasgow gehaltenen Rede des verstorbenen englischen Premierministers Sir Campbell - Bannerman:
„... Nach und nach sind wir zur Anerkennung der Tatsache gekommen, daß die Zusammendrängung menschlicher Wesen in dichten Massen einen Zustand der Dinge  bedeutet, der wider die Natur ist, und daß, wenn nicht eine machtvolle, in entgegengesetzter Richtung wirkende Tätigkeit herbeigeführt wird, das Ende die leidvolle und  allmähliche Vernichtung der Massen der Bevölkerung sein muß. Und warum? Wir  befinden uns auf dem harten Boden physischer Tatsachen. Die Antwort ist, daß, wenn  die Macht der Luft und des Bodens der Aufgabe nicht entsprechend ist, die auf sie  gewälzt wird, die Luft; und der Boden sich selber rächen werden. Hier und anderwärts haben Sie heute das Schauspiel von unzähligen Tausenden unserer Landsleute  und in noch viel größerer Zahl von Kindern, welche vor Hunger nach Luft und Raum  und Sonnenschein, also nach denjenigen Elementen, welche so recht eigentlich ein gesundes und glückliches Leben möglich machen, umkommen. Das ist eine Betrachtung  des städtischen Lebens, die allmählich in Herz, Verstand und Gewissen unseres Volkes  heimisch wird. Diese Betrachtung ist so schrecklich, daß sie nicht abgewiesen werden  kann. Was sind unser Reichtum, unsere Gelehrsamkeit und die feinste Blüte unserer  Zivilisation, unsere Verfassung und unsere politischen Theorien - was sind sie anderes  als Staub und Asche, wenn die Männer und Frauen, durch deren Arbeit die ganze  gesellschaftliche Unternehmung aufrecht erhalten wird, dazu verurteilt sind, zu leben  und zu sterben in Dunkelheit und Elend auf dem Boden unserer größten Städte?"  Wir sollten uns auch in Deutschland hüten, technischen Fortschritt an  sich schon für Kulturfortschritt zu halten; technischer Fortschritt kann  immer nur ein Mittel, einen Pfadfinder auch für sittlichen Fortschritt  bedeuten. (Posadowsky in „Wohnungsfrage als Kulturproblem".)

Können die in den heutigen großstädtischen Wohnverhältnissen liegenden Mängel und Schäden behoben werden? von Albert Weiß. Berlin 1912.

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Stadt                Einwohner                     Auf 1 Gebäude Einwohner
                        1905                              1895        1900       1905
Berlin               2040148                        71,15+)   77,00+)   77,54+)
+) In Berlin betrug der Anteil der Grundstücke mit 1 ~ 5 Wohnungen 1875 noch ein Viertel, jetzt wohnt fast die ganze Bevölkerung in der Mietkaserne.
 
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Weiter muß hervorgehoben werden, daß in einem erheblichen Teil dieser Kleinwohnungen  nebenbei noch gewerbliche Betriebe untergebracht sind; in Berlin entfielen z. B. 1900 auf  1000 Wohnungen 130 mit gewerblichen Betrieben.
Albert Weiß.

Nach all diesem zeigen die Kleinwohnungen höchst unbefriedigende Zustände. Unter andrem  hat die Ortskrankenkasse für den gewerblichen Betrieb der Kaufleute festgestellt, daß im  Jahr 1907 bei den in Frage kommenden Betrieben 7549 Kranken ein geringerer Luftraum zur  Verfügung stand, als den Gefangenen (20 cbm), 2691 hatten noch nicht 10 cbm und 513 noch nicht einmal 5 cbm. 1901 • 1907 wurden 9378 Schwindsüchtige gezählt, die keinen alleinigen Schlafraum hatten,  502 davon hausten in Räumen ohne Ofen, 1778 Kranke, davon 315 Schwindsüchtige, hatten  noch nicht einmal ein Bett zur alleinigen Benutzung usw. Dies alles bei einer einzigen Kasse, welch trostloses, ja erschreckendes Bild würde sich erst  bei einer umfassenden Betrachtung aller Betriebe ergeben ! -• So starben z.B. im Jahr 1900  in Preußen 70602 Personen an Tuberkulose, davon aber nur 10767 in Heilanstalten, die übrigen  rund 60000 blieben bei ihren Familien!

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Die höchste Domänenpacht in Preußen betrug 1900 nach Angaben von Prof. von Schmoller  316 M. für ein Hektar, das entspricht bei 30/o Verzinsung einem Wert von rund 1060 M. für  ein Hektar oder 11 Pf. für ein Quadratmeter. Das beste Adterland am Rhein wird von  Schmoller auf 4000 M. für ein Hektar oder 40 Pf. für ein Quadratmeter geschätzt. Der landwirtschaftliche Nutzungswert des Bodens vor seiner Bebaung ist in der Nähe der Städte selten  höher als 500 - 1000 'M. für einen Morgen, das sind 20 bis 40 Pf. für ein Quadratmeter.

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Vergleichen wir die bei den Mietkasernen durch die Mieten realisierten Bodenwerte mit dem  landwirtschaftlichen Nutzungswert dieser Flächen, dann kommen wir zu dem Ergebnis, daß  bei normalen Wohnungen im Durchschnitt ein Drittel der Mieterträge in die Taschen  der Spekulanten fließt.

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Da erschien im Jahr 1894 eine Schrift von Rudolf Eberstadt, „Städtische Bodenfragen". Es  wurde hierin unter andrem nachgewiesen, daß gerade die Mietkaserne nicht eine Verbilligung,  sondern eine Verteuerung der Wohnungen mit sich gebracht hat und daß durch die Häufung  der Wohnungen auf einer Baustelle nur der Bodenpreis, das heißt die Grundrente, in die Höhe  geschraubt wird. Ein Teil dieser Schrift war bereits 1892 in den Preußischen Jahrbüchern  erschienen. Die von Eberstadt vertretenen Ansichten sind zwar von einem kleinen Teil der  darauffolgenden Schriften bekämpft worden, stichhaltige Gegenbeweise, die einer näheren  Untersuchung standhalten könnten, hat man aber nicht vorgebracht.

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Unser Außenhandel hat im Jahr 1909 die Gesamtausfuhrziffer von 7137,5 Millionen Mark  erreicht. Nimmt man bei dieser Gesamtausfuhr auch einen hohen Durchschnittsgewinn von  rund 150/o an, dann ergibt sich, daß jetzt schon über die Hälfte des dabei erzielten Gewinnes  in die Hände der Grundstücksspekulanten fließt. Berücksichtigt man weiter die bedeutenden  Summen, die jetzt schon auf dem unbebauten Boden ruhen .. Spekulationsgewinne, deren  Zinsen unsrer Bevölkerung nach und nach bei der Bebauung aufgebürdet werden müssen  dann wird man zu dem Endergebnis gelangen, daß der Ertrag unsrer von aller Welt so  bewunderten und beneideten Ausfuhr in -nicht allzu ferner Zeit in ganzer Höhe diesem  vom Staate sanktionierten Bodenwucher zum Opfer gebracht werden muß.

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Unser gesamter Arbeiterstand der Groß- und der bedeutendsten größeren Städte, über  800/o der Bevölkerung dieser Städte oder nahezu ein Viertel der Gesamtbevölkerung  des Reiches, die unersetzlichen Werkzeuge unsres von aller Welt anerkannten und von  allen beneideten volkswirtschaftlichen und kulturellen Fortschritts; sind in unzureichenden  Wohnungen der Mietkasernen untergebracht. Bis zu 60 0/o dieser Wohnungen liegen an den engen Höfen dieser Mietkasernen, in die das Lidft und die Sonne meist nur  spärlich eindringen können und wo eine Erneuerung der dumpfen verdorbenen Luft  meist unmöglich ist. jeder Blick aus dem Fenster zwingt hier zur Berührung mit der  Nachbarschaft, jede Gemütlichkeit und jedes Heimgefühl wird hier aufgehoben. In  Groß-Berlin sind überdies noch 200/o dieser Wohnungen in Kellerräumen .. 1900 gab  es noch 25170 Kellerwohnungen mit 95948 Bewohnern .. oder minderwertigen Bodengelassen untergebracht. Weiter sind von diesen .rund 80 0/o Kleinwohnungen in Berlin  über 600/o nur Einzimmerwohnungen, von denen wieder etwa i h o nur aus einem einzigen Raum bestehen. Nur bei einer kleineren Zahl, bei weniger als 1/r, der Kleinwohnungen, kommt eine Zweizimmerwohnung in Frage. Und für solche in jeder Hinsicht unbefriedigende Wohnungen, die unsrer doch wohl durchgängig schwer arbeitenden unteren Bevölkerungsschicht als Unterkunft dienen  müssen, werden 25 - 4001o des gesamten Arbeitsverdienstes als Miete verlangt!

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Es würde hier zu weit führen, die einzelnen Gebiete zu zergliedern, wo Deutschlands Welthandel im hohen Maß gefährdet ist; der kurze Hinweis dürfte genügen, um zu der Einsicht  zu kommen, daß es undenkbar erscheint, unsre Produktionskosten und unsre Staatsverwaltung  mit so hohen Mehrausgaben zu belasten, wie es die spätere Realisierung der jetzt im Hausbesitz liegenden Werte erfordert. Was ist das Ergebnis dieser Erkenntnis? Die jetzigen mit durchweg über 900/o hypothekarisch  belasteten und nur mit 100/o den Hausbesitzern gehörigen bebauten Grundstücke der Groß- und  größeren Städte werden nach Abnutzung der jetzigen Anlagen nur dann einer neuen Verwertung,  d. h. einer neuen Bebauung zugeführt werden können, wenn die Grundstücke dann weit  unter dem jetzigen Wert zur Verfügung gestellt werden, d. h. mit kurzen Worten, der Hausbesitzer verliert bei der Wiederbebauung nicht allein sein ganzes Vermögen, nein, es werden und müssen auch die dritten und zum Teil auch die zweiten Hypotheken ausfallen!  Hört, ihr Führer der Mittelstandsbewegung: Nicht die Warenhäuser und die Bierpaläste,  die einige mehr oder minder volkswirtschaftlich sehr gut entbehrliche Kleinkramhändler und  Parteibudiker ausschalten, sind das Verderben des Mittelstandes; nein, die jetzige Wohnform,  die jetzige Mietkaserne, dieser sanitär, sozial und wirtschaftlich gleich schädliche Massenpferch ist es, wo der jetzige Mittelstand mit all seinen in produktiver Tätigkeit sauer  erworbenen Groschen einst zu Grabe getragen haben.

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Fassen wir die Erörterungen beim Baugewerbe zusammen, so müssen wir feststellen, daß die jetzigen Wohnverhältnisse... die Mietkaserne - eine Demoralisierung des Bauunternehmertums, eine Hemmung der Bestrebungen unserer Architekten, aus jedem Bauwerk, wenn  auch in einfachster Form, so doch etwas künstlerisch Vollkommenes zu schaffen, sowie auf  Schritt und Tritt eine auch durch die gesetzlichen Schutzmaßnahmen fernerhin kaum  aufzuhaltende Ausbeutung unserer kleinen Bauhandwerker gebracht haben.

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Die ungünstigen Wohnverhältnisse, die den größten Teil der Bevölkerung zur stetigen Wanderschaft zwingen und einen Heimgedanken sowie den Begriff Vaterhaus überhaupt nicht  aufkommen lassen, sind der Entfaltung einer gesunden Volkskunst und der Förderung des  Ordnungssinnes direkt hinderlich. Durch die ständigen Umzüge und Wohnungsausbesserungen  werden überdies bedeutende Summen des Nationalvermögens unnütz vergeudet usw.


ESSAYS ÜBER HYGIENE AUF DEM LANDE
von George Vivian Poore, M.D., F. R.C.P.,
Verlag: Rud. Bechtold & Co., Wiesbaden, 1893.

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In den Städten sind die hygienischen Einrichtungen mehr Ergebnisse der Notwendigkeit und  Verlegenheit als der Prinzipien, sehr oft werden sie im Widerspruch zu dem ausgeführt, was  die Wissenschaft lehrt. Man leistet der Übervölkerung Vorschub und läßt es zu, daß die  Flüsse und anderen Bezugsquellen der Wasserversorgung verseucht werden, weil solche  Zustände „gut für das Geschäft" sind oder dafür gehalten werden. Unsere städtischen  Behörden, die meistens dem Handelsstand angehören und die in der Mehrzahl keinerlei  wissenschaftliche Bildung besitzen, erwägen nur den ihnen vor allem wichtig erscheinenden  augenblicklichen Vorteil. Wenn eine sogenannte sanitäre Maßnahme für die nächste Zeit dem  Bezirk höheren Steuerwert in Aussicht stellt, so genügt das gewöhnlich, um sie anzunehmen.  Man macht dann rücksichtslos Anleihen, um das Geld für kostspielige und nur wenig überlegte Einrichtungen aufzubringen, womit das sanitäre Werk wohl begonnen, selten aber  vollendet wird. Vielfach hat man in den Städten die hygienischen Maßregeln eilfertig ergriffen, weil man den Gefahren vorbeugen wollte, die durch das beklagenswerte Zusammendrängen der Bevölkerung entstehen. Es erinnert an die Art und Weise, wie Herkules mit  den Ställen des Königs Augias verfuhr. Obgleich wir aber des Herkules Heldentat bewundern  mögen, so verachten wir doch nur den Augias, der jedenfalls glücklicher und reicher gewesen  wäre, wenn er seine Ochsen rationeller gehalten hätte. Die Lehre vom „gut für 's Geschäft" (good for Trade) verträgt sich schlecht mit gesunden sanitären  Maßregeln, weil Mr. „Gut für's Geschäft" (wie Bunyan gesagt haben würde) sich immer ablehnend gegen die Vorschläge zur geringsten Verminderung der Massenbevölkerung verhält. Der  Handel liebt die großen Unternehmungen, zu denen das Geld geliehen werden mußte, und fragt  nicht viel nach dem Zweck der Verwendung, wenn das Geld nur gegeben wird. Das unsere englischen Behörden diese fast unbegrenzte Macht besitzen, Anleihen zu machen, ist ohne Zweifel  insofern zu beklagen, weil sie sanitäre Autoritäten zu voreiligem Handeln ermutigen, während sie  sonst hätten langsam und vorsichtig vorgehen müssen und dabei Erfahrungen sammeln können.  Dem Mr. "Good for Trade" fehlt es meistens nicht an Schlauheit, er merkt recht gut, wie  vorteilhaft umfassende sanitäre Einrichtungen für Grundbesitzer, Bauspekulanten, Aktionäre  von Wasserwerks-Gesellschaften, Lieferanten und eine Menge von Personen sind, die mit dem  Handel zu tun haben. Er versteht sich genau auf die verschiedenen Methoden, die Ortsbehörde  zu überlisten. (Bringing down the Local Government Board.) Wenn dann aber die Steuerzahler seufzen und klagen, so erwidert er darauf, daß die Ortsbehörde gegenüber dem, was  die Regierung anordnet, machtlos ist.

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„Gott machte das Land und der Mensch machte die Stadt", sagt der Dichter Couper.

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Bei unsern modernen Verkehrsmitteln ist solches gefahrbringende Zusammendrängen von  Menschen sicher nicht nötig und man muß hoffen, daß noch vor Schluß des 19. Jahrhunderts die  Menschen nicht nur den Vorzug einsehen werden von rus in urbe, sondern auch von urbs in rure.  Man hört so oft Klagen über die Einförmigkeit in den ländlichen Bezirken, sollte aber doch  bedenken, daß unsere modernen Verkehrsmittel fast alle den Städten angehörenden soliden  Vorzüge auch den Dörfern erreichbar machen. Für wenig Geld kann selbst der im entlegensten  Dorf Wohnende, wenn sein Sinn danach steht, sich mit den neueren Ideen auf allen Gebieten  des Wissens bekannt machen. Die großen Städte werden eine von Tag zu Tag wachsende Gefahr  für das Land. Macht ist Recht, das gilt noch heute wie es von jeher galt, und es macht keinen Unterschied, ob die Bedrückung mit der Faust oder durch Wahlen ausgeübt wird. Wenn man es aber zuläßt, daß 'große Städte Landstriche verwüsten und Flüsse austrocknen, um der Großstadt das Wasser zuzuführen, hauptsächlich zu dem Zweck, die  Bevölkerung noch mehr innerhalb ihrer Grenzen zusammenzudrängen; wenn man den  großen Städten gestattet, das angrenzende Land als Ablagerungsort für gesundheitsschädliche Abfälle zu benutzen; wenn die Flüsse verseucht werden dürfen, daß die  Fischzucht dabei zu Grunde geht und das Vieh des Landmannes nicht ohne Gefahr  daraus trinken kann; wenn die städtischen Kloaken nach meilenweit entfernten Orten  hin geführt werden dürfen und die Behörde das Recht hat, ihre Ortsarmen in diesen,  die Wahnsinnigen in jenen Kreis zu senden, die Scharlachkranken in einen dritten und  die Pockenkranken in einen vierten - wenn man dies Alles bedenkt, so erklärt sich's,  daß die Landbevölkerung nach den Städten hin drängt, zu ihrer Selbsterhaltung. Es  wäre zu hoffen, daß der Tag nicht fern sein möchte, an dem man erkennt, daß die  Landbezirke auch ihre Rechte haben. Der Freihandel ist für die Existenz unserer  Großstädte unentbehrlich; während er aber im Allgemeinen dem Lande zu großem  Reichtum verholfen hat, ist er kein unbedingter Segen für die ländlichen Bezirke gewesen. Diese haben sich, so zu sagen, für das Wohl der Städte geopfert und merken  nun, daß sie eine Anzahl von „Frankenstein'schen" Ungetümen ernährt haben, die  keine Dankbarkeit kennen und Gutes mit Bösem vergelten.

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Man kann die Bewohner von .London mit Fischen in einem Bassin vergleichen, dessen Wasser  der Besitzer zu erneuern vergessen hat. Es ist klar, daß das Wasser, je länger es nicht  erneuert wird, umso ungeeigneter zum Atmen für die Fische und darum gefährlich wird.  Ebenso wächst die Gefahr, die der Nebel mit sich bringt, mit seiner Dauer. Denn allen,  die sich darin aufhalten, fehlt es nicht nur an der Möglichkeit, sich durch einige Atemzüge  frischer Luft neue Lebenskraft zu verschaffen, sondern die dichte, auf ihnen lastende Nebelmasse wird von Stunde zu Stunde mehr verdorben infolge des Verbrennungsprozesses und  des Raues, d. h. des Rückstandes des Nichtverbrannten aus Tausenden von Schornsteinen,  sowie durch die Ausatmung und andere unreine Stoffe, welche von Millionen Menschen  und Tieren ausgehen. Ein beachtenswerter Umstand des Weihnachtsnebels von 1891 war  seine lange Dauer. Von Montag Abend bis Freitag Nacht lag er mit voller Schwere und  ohne Unterbrechung auf London, so daß die Einwohner dies Gemisch von Kälte, Feuchtigkeit,
üblem Geruch und regungsloser Luft beinahe 100 Stunden lang ertragen mußten.

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„Reinlichkeit ist nahezu Gottähnlichkeit" .. Cleanliness is next, to godliness. sagt ein  altes Sprichwort und wir müssen zugeben, daß die verdorbene Luft von London nicht  unwesentlich zu der moralischen Gesundheit beiträgt, in welcher sich kein kleiner Teil der  Bevölkerung befindet. Ein Hauptgrund für die Übervölkerung der Häuser ist die Zeitersparnis bei dem geschäftlichen  Betrieb, aber es gibt da Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen, ohne unserer Sache  zu schaden. Die Beschränkung, die wir uns in der Freiheit der Bewegung infolge der  „Übervölkerung" auferlegen und die Zeit, die wir gebrauchen, um-von einem Punkte zum  andern zu gelangen, wiegen reichlich den kurzen Weg auf, den wir zurückzulegen haben, ganz  abgesehen von dem oben erwähnten Umstande, daß die vertikale Bewegung zwanzigmal  mehr Kraft verbraucht als die horizontale.

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Auch vom ästhetischen Standpunkt ist der Einfluß der "Übervölkerung" ein schädlicher.  Ebenmaß ist in der Architektur der wichtigste Grundsatz, nur Wenige werden aber die  "Gargantua" Architektur vieler Gebäude bewundern.

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Wie teuer uns die „Übervölkerung der Häuser" zu stehen kommt, geht noch aus folgender  ' Betrachtung hervor: Wenn ein organischer Körper im Wachstum begriffen ist, sei es Baum  oder Tier, so wächst dabei alles gleichmäßig, und die Gesundheit und Kraft wird nicht  dadurch erschöpft. In einer Stadt aber ist das Wachstum mehr eine entzündliche Anschwellung,  in welcher die Zellen sich ausdehnen, während die Kanäle, durch welche der Nahrungsstoff  diesem Körperteil zugeführt wird, nicht in demselben Maße zunehmen. Eine Stockung droht  einzutreten und wenn nicht auf chirurgischem Wege Hilfe kommt, so muß das Absterben  des Teiles erfolgen. Die moderne Stadt bedarf fortwährend chirurgischer Eingriffe. Neue  Verkehrswege müssen geschaffen und Einschnitte gemacht werden, um für die Kangestionen  einzelner Bezirke Abhilfe zu schaffen, und diese Operationen können nur vermittelst Geldausgaben bewerkstelligt werden, deren Höhe wahrhaft erschreckend ist.

Seite 77
Alle sanitären Einrichtungen in der Großstadt bleiben unvollkommen und die Gesundheit  kann da keine hohe Stufe erreichen, wo die Hygieniker es sich anscheinend zur Aufgabe  machen, den Bewohnern die Möglichkeit zu verschaffen, sich recht dicht an einander zu  drängen. Darum sollten die Landbewohner, die den -Vorzug genießen, sich nach rechts und links ausbreiten zu können, sich wohl besinnen, ehe sie in sorgloser, überstürzter Weise die  sanitären städtischen Einrichtungen nachmachen und dadurch beginnen, die Zusammendrängung,  den Fluch aller sanitären und sozialen Wohlfahrt, zu fördern. Dies Kapitel ist an die Landbewohner gerichtet, weil das Thema: Das lebende Erdreich  von denjenigen, die auf Straßenpflaster, Asphalt oder Macadam einherstreiten, in gutem  Glauben als richtig angenommen werden muß. Das lebende Erdreich! Mancher wird fragen, was damit gemeint ist, ob das Prädikat „lebend"  auf die dunkelfarbige, unbewegliche Erde anwendbar ist, die der Landmann auf dem Felde  und im Garten sieht und die der Städter in den am Fenster stehenden Blumentöpfen mit  dem dürftigen Geranium findet. Dies ist allerdings der Fall. Wir sind in den letzten Jahren zu der Erkenntnis gekommen, daß die Erde, die den obersten Teil des Erdbodens bildet, von Leben wimmelt, und diese  . Tatsache ist äußerst wichtig für den Hygieniker.

Seite 126
Die Luft wird nicht nur durch Atmung und Verbrennung verdorben, sondern auch durch  Fäulnis, und wenn wir an die schlechte Londoner Luft denken, so dürfen wir nicht die  Düngerhaufen in den Stallungen, den Schmutz auf den Straßen und die Ausdünstung  der „Ventilatoren" von 2000 Meilen von Schwemmkanälen, die unter den Straßen  herlaufen, vergessen. Bedenken wir, wie viele Ursachen an dem Verderben der Luft  mitwirken, daß ein großer Prozentsatz der Bevölkerung an Schwindsucht, Asthma, Influenza,  Scharlachfieber, Keuchhusten, Masern und Diphtheritis leidet und daß viele Menschen,  ohne an bestimmten Krankheiten zu leiden, infolge der Beschaffenheit der Zähne, des  Mundes und der Luftwege schlechten Atem haben, so können wir uns nicht wundern,  cal das Stagnieren der Luft mehr oder weniger böse Folgen hat. London ist nicht im  Stande, seine Luft gehörig zu reinigen. Die Vegetation ist in den Zentralbezirken nur  spärlich, und die grünen Pflanzen degenerieren und sterben bald. Wenn aber auch grüne  Blätter existierten, so würde deren Chlorophyll da nichts schaffen können, wohin oft  monatelang kein Sonnenstrahl kommt.

Seite 149
Wir wissen, daß in China eine verhältnismäßig große Bevölkerung das kultivierte Land  bewohnt, und wenn wir auch keine ganz genaue Kenntnis davon haben, so weiß man doch  allgemein, daß die Bevölkerung von China eine außerordentlich dichte ist, daß die Chinesen  eine Menge heimischer Bodenerzeugnisse exportieren, hauptsächlich Tee und Seide, daß aber  nur wenig Nahrungsmittel dort Eingang finden. Die Chinesen sind wohl das fleißigste,  genügsamste und sparsamste Volk der Welt und gehen offenbar allen anderen Nationen in  der Kenntnis der Landwirtschaft und Fischzucht voran. Ihrem Fortschritt auf diesem Gebiete  verdanken sie jedenfalls die Möglichkeit, eine so große Bevölkerung mit heimischen Produkten  ausschließlich zu ernähren. Während dort die menschliche Bevölkerung eine so große ist, ist die  Zahl der Tiere verhältnismäßig kleiner. In England gibt es im ganzen mehr Pferde, Kühe,  Schafe und Schweine als Menschen, in China ist das aber anders. Fast alle Arbeit, die bei  uns durch Pferde oder Dampfkraft ausgeführt wird, geschieht in China durch Menschenhand  und der Boden muß eine große Menge Nahrungsmittel hervorbringen, ohne daß man sich dazu  der Tiere bedient. So erklärt es sich auch, daß eine so starke Bevölkerung ihren Unterhalt  findet und zugleich, . daß die chinesischen Behörden gegen die Einführung von Eisenbahnen  und Dampfmaschinen so große Abneigung haben. Die Muskelkraft der Menschen ist beinahe  die einzige Kraft, welche die Chinesen haben, und da diese kräftige Rasse nicht leicht zu  dem Glauben kommen wird, daß die Dampfmaschine eine Kraft erzeuge, und da das Volk  genügsam und friedliebend ist und sein Handel immer gleichmäßig und nicht ruckweise  blüht, so haben die Chinesen natürlich keine Lust, Maschinen einzuführen, die ebenso wie  bei uns ihre Industrie verändern und einen völligen Umschwung in ihren Sitten herbeiführen  würden. Die Chinesen huldigen dem Grundsatz: Jet well enough alone". Wenn wir von der dichten Bevölkerung Chinas reden, so müssen wir auch daran denken,  daß die Chinesen nicht wie wir in Häusern mit unzähligen Stockwerken wohnen, sondern  in niedrigen Gebäuden. Dadurch sehen sie sich untereinander häufiger und können nicht so  übereinander zusammengedrängt wohnen wie die Bewohner der großen Städte in Europa  und Amerika. In der Stadt Peking kommen etwa 60 Personen auf den acre und wenn man  von der Höhe einer Mauer in die Stadt hineinblickt, sieht sie aus, als bestände sie aus  lauter Gärten.

Seite 156
Die großen Städte machen ihr eigenes Wasser unbrauchbar und müssen sich darum in andern  Gegenden nach Wasser umsehen.

Seite 157
Was würde man wohl von einem absoluten Monarchen sagen, der absichtlich die Flüsse  im Lande verunreinigen ließe und dann ein ganzes Dorf und eine Kirche zerstörte, um sich  ein Reservoir für die Wasserleitung zu verschaffen? Die Städte verschlechtern also die Bodenkultur zum Schaden der Landwirtschaft. Erstens scheidet das Stück Land, auf welchem die Stadt erbaut ist, für die Landwirtschaft aus.  Zweitens dasjenige, auf welchem das Wasser infolge der Schwere des oberen nachdrängenden  Wassers sich zum See ansammelt. Drittens gebraucht man ein Stück Land zur Reinigung des Schwemmstoffes, dessen Ausdehnung von der Größe der Wasserversorgung abhängt. Dies Land kann aber nur Raygras  hervorbringen und hat daher einen geringen Bodenwert. Die vorstehenden Sätze beweisen die in die Augen springende Wahrheit, daß wir,  um zu leben, ein Stück Land von bestimmter Größe nötig haben, und die angeführten  Zahlen haben bewiesen, daß hier in England schon zwei Drittel acre für die Person genügen würden. Wenn ein jeder auf seinem Grundstück wohnt, so hat er sicher  hinreichend frische Luft und kann auch frisches Wasser aus dem Brunnen im eigenen  Lande erhalten. Aller Unrat würde dann in den Boden gegraben werden, um seine  Fruchtbarkeit zu erhöhen und schließlich könnte der Besitzer selbst dort begraben  werden. Die Lebensweise dieser imaginairen Person würde nicht luxuriös, wohl aber  gesund sein. Die „Behörden" (Board) würden sich nicht in die "privacy of his home" mischen und es gäbe weder "sanitary nor burial rate". Ein Mensch in der Stadt bedarf mehr Land als unser imaginairer Einsiedler,  weil er außer dem Grundstück, das er bewohnt und dessen er zu seiner Nahrung  und Kleidung bedarf, noch ein Stück Land haben muß, um seine Wasserversorgung  daraus zu beziehen, ferner für die Reinigung des „sewage" und für ein Begräbnis.  Ob nun diese Zahlen und Berechnungen in bezug auf das zum  Unterhalt des Menschen erforderliche Land genau zutreffend sind, das  ist unwesentlich, interessant ist aber die paradoxe Schlußfolgerung, zu  der wir kommen, daß der Bewohner einer übervölkerten Stadt tatsächlich  ein größeres Stück Land braucht, als,der Landbewohner, selbst unter der  Voraussetzung, daß beide das gleiche Bedürfnis an Nahrung und  Kleidung haben. Verurteilen ist leichter als besser machen. Ist man von ungesundem wissenschaftlichen  ' Prinzip ausgegangen, so ist eine Abhilfe unmöglich, darum glaube ich, daß man London  und den anderen Großstädten, die seinem Beispiel gefolgt sind, nicht wird helfen  können. Sie müssen ihre Irrtümer weiter treiben wie bisher und durch große Geldausgaben  und durch drückende Steuern den Übelständen entgegen zu arbeiten suchen, die mit den  verunreinigten Gewässern, der Übervölkerung, Epidemien und dem unermeßlichen Wasserverbrauch in Verbindung stehen. Diese Übel sind noch hin Zunehmen, weil man bei den  sanitären Einrichtungen in den Städten mehr auf „das Geschäft" und den unmittelbaren Vorteil Rücksicht nimmt, als auf wissenschaftliche Prinzipien und auf die Zukunft.  Wenn die Großstädte nur als warnendes Beispiel für das Land dienten und den Land Bewohnern zeigten, „wie sie es nicht zu machen haben", so würden sie einen guten  Zweck erfüllen. Wenn es auch für die Großstädte kaum mehr ein Mittel gibt, den sanitären Übelständen'  abzuhelfen, so ist doch ein Vorbeugen in den Orten möglich, die noch ihren ländlichen  Charakter bewahrt haben. Der Verfasser ist der Ansicht, daß man mit einer gerechten Verteilung der sanitären Steuern  den beiden Übelständen, erstens der falschen Behandlung des Unrats etc. und zweitens der  Übervölkerung oder vielmehr der Zusammendrängung entgegenarbeiten würde.

Seite 235
Das Land hat für die Städte große Opfer gebracht und erhält dagegen nichts als  faules Wasser und Rauch.

Prophet Nah um. Kap. 3

12. Alle Deine festen Städte sind wie Feigenbäume mit reifen Feigen; wenn man  sie schüttelt, daß sie dem ins Maul fallen, der sie essen will.
16. Du hast mehr Händler, denn Sterne am Himmel sind, aber nun werden' sie  sich ausbreiten wie Käfer und davonfliegen.
17. Deiner Herren sind so viele, als der Heuschrecken, und, Deiner Hauptleute,  als der Käfer, die sich an die Zäune lagern in den kalten Tagen; wenn aber die  Sonne aufgeht, heben sie sich davon, daß man nicht weiß, wo sie bleiben.


GEGENSEITIGE HILFE IN DER TIER- UND MENSCHENWELT
Von Peter Kropotkin. Leipzig 1910.
Neue Auflage. Verlag Paul Cassirer, Berlin 1919.

Seite 58
Jede Art strebt immer danach, ihren Bezirk zu erweitern.

Seite 67
„Streitet nichtl - Streit und Konkurrenz ist der Art immer schädlich, und ihr habt reichlich die Mittel, sie zu vermeidenl" Das ist die Tendenz der Natur, die nicht  immer völlig verwirklicht wird, aber immer wirksam ist. Das ist die Parole, die aus  dem Busch, dem Wald, dem Fluß, dem Ozean zu uns kommt. „Daher vereinigt euch übt gegenseitige Hilfel Das ist das sicherste Mittel, um all und jedem die größte  Sicherheit, die beste Garantie der Existenz und des Fortschrittes zu 'geben, körperlich,  geistig und moralisch." Das ist es, was die Natur uns lehrt, und das ist es, was alle  die Tiere, die die höchste Stufe in ihren Klassen erreicht haben, getan haben. Das  ist es auch, was der Mensch - der primitivste Mensch -. getan hat.

Seite 80
Ungezügelter Individualismus ist ein modernes Gewächs, aber er ist kein merkmal der primitiven Menschen.

Seite 86
Diese armen Geschöpfe, die nicht einmal Feuer zu machen verstehen und es in ihren Hütten  ängstlich hüten, daß es nicht ausgeht, leben unter ihrem primitiven Kommunismus ohne  irgend welche Oberhäupter; und innerhalb ihrer Dörfer haben sie keine irgend nennenswerten  Streitigkeiten. Sie arbeiten gemeinsam, gerade genug, um die tägliche Nahrung zu erlangen;  sie ziehen ihre Kinder gemeinsam auf; und in den Abendstunden kleiden sie sich so kokett  als möglich an und tanzen. Wie alle Wilden lieben sie das Tanzen.

Seite 88
„Schelten oder auch nur unfreundliche Warte werden für ungehörig angesehen, wenn sie nicht in der offiziellen Form des Prozeßverfahrens vorgebracht werden, nämlich in Form einer  besonderen Art Gesang. "Selbst in den größeren Gemeinden der Eskimas „bildete die öffentliche Meinung den eigentlichen Gerichshof, da die allgemeine Strafe darin besteht, daß die, die sich vergangen haben, vor den Augen des Volkes beschämt werden".

Seite 89
Wenn ein Mann reich geworden ist, beruft er das Volk seines Clans zu einem großen Fest,  und nach reichlichem Essen verteilt er sein ganzes Vermögen unter sie. Danach zogen sie ihre Festkleider aus, gaben sie weg, zogen alte zottige Felle an und richteten ein paar Worte an ihre Verwandten, worin sie sagten, daß sie zwar jetzt ärmer seien  als irgend einer von ihnen, aber dafür ihre Freundschaft gewonnen hätten. „Der Hauptnutzen der Ansammlung persönlichen Reichtums beseht darin, ihn periodisch zu verteilen. Er erwähnt auch (l. c. S. 31) „die Zerstörung des Eigentums zu  demselben Zweck" (zur Aufrechterhaltung der Gleichheit).

Seite 96
Ich erinnere mich, wie vergeblich ich mich bemühte, einigen meiner tungusischen Freunde  unsere Kultur des Privateigentums verständlich zu-machen; sie konnten es nicht verstehen,  und sie versuchten es mit Hilfe der abenteuerlichsten Ideen. Die Sache ist die, daß ein  Wilder, der in den Ideen der Stammessolidarität in allem, sei's gut oder schlimm, aufgewachsen  ist, ebenso unfähig ist, einen „moralischen" Europäer zu verstehen, der nichts von dieser Solidarität weiß, als der Durchschnittseuropäer unfähig ist, den Wilden zu verstehen. „Steinhäuser machen Steinherzen". (Russisches Sprichwort.)

Seite 134
Was den pof der Kabylen angeht, so ist er eine weitverbreitete Form der Assoziation, die  einige Ähnlichkeit mit den mittelalterlichen Bürgerschaften oder Gilden hat und zugleich mit  Gesellschaften zu gegenseitigem Bestand und zu den verschiedensten Zwecken - geistigen, politischen und zur Befriedigung des Gemütslebens, die durch die territoriale Organisation des  Dorfes, des Clans und des Stammverbandes nicht erfüllt werden können. Der pof kennt  keine Grenzen des Gebietes; er findet seine Mitglieder in verschiedenen Dörfern, selbst  unter Fremden, und er schützt sie, in allen möglichen Lebenslagen. Alles in allem ist er ein  Versuch, die territoriale Organisationsform durch eine vom Landgebiet unabhängige zu  ergänzen, die den gegenseitigen Berührungen aller Arten über die Grenzen hinaus Ausdruck  geben soll. Die freie internationale Vereinigung individueller Neigungen und Ideen, die wir als einen der schönsten Züge unseres eigenen Lebens betrachten, hat so ihren Ursprung  im barbarischen Altertum.

Seite 162
~ mit dem Unterschied im Vergleich zum Staat, daß in all diese Betätigungen ein humanes,  brüderliches Element eingeführt war anstatt des formalen Elementes, das das Hauptmerkmal  der Staatseinmischung ist. Selbst wenn der Gildbruder vor dem Tribunal der Gilde erschien,  stand er vor Männern, die ihn gut kannten und mit ihm in ihrem Tagewerk, beim gemeinsamen Mahl, in der Erfüllung ihrer brüderlichen Pflichten zusammen gewesen waren  Männer, die in der Tat seinesgleichen und seine Brüder waren, nicht Juristen oder Verteidiger  von Interessen ganz anderer Art.

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Dieselben tragenden Ideen in ihnen allen - der Dom ist das Symbol der Vereinigung von  Gemeinde und Gilde in der Stadt • und dieselbe unermeßlich reiche Verschiedenheit in  den- Einzelheiten.

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Nicht nur war vieles, was unsere modernen Radikalen erstreben, bereits im Mittelalter erfüllt,  sondern es war sogar vieles von dem, was jetzt als utopisch bezeichnet wird, damals  tatsächliche Wirklichkeit. Wir werden verlacht, wenn wir sagen, daß die Arbeit zur Freude  werden muß, aber -„jedermann muß an seiner Arbeit Freude haben", sagt eine mittelalterliche  Verordnung von Kuttenberg, „und niemand soll sich mit Nichtstun aneignen, was andere  mit Fleiß und Arbeit geschaffen haben, weil die Gesetze den Fleiß und die Arbeit  . beschirmen müssen".

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Schon die Tatsache, daß von allen Künsten die Architektur - vor allem eine soziale  Kunst .- die höchste Vollendung erreicht hat, ist bezeichnend. Um zu sein, was sie  gewesen ist, mußte sie aus einem eminent sozialen Leben entspringen.

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Nach Vollendung ihrer Zunftrevolution begann die Stadt oft einen neuen Dom, um der  neuen, breiteren, umfassenderen Einheit Ausdruck zu geben, die ins Leben gerufen  worden war. Die Mittel, die für diese gewaltigen unternehmungen vorhanden waren, waren unverhältnismäßig gering. Der Kölner Dom wurde mit einer Jahresausgabe von nur 500  Mark begonnen; eine Gabe von 100 Mark wurde als- großartige Schenkung verzeichnet;  und selbst als das Werk sich seiner Vollendung näherte, und die Gaben entsprechend  einliefen, betrugen die jährlichen Geldausgaben ungefähr 5000 Mark und gingen nie  über 14000 Mark hinaus. Der Münster von Basel wurde mit gleich geringen Mitteln  erbaut. Aber jede Korporation steuerte ihren Teil Steine, Arbeit und dekorative Kunst  zu ihrem gemeinsamen Monument bei. Jede Gilde drückte darin ihre politischen  Anschauungen aus, erzählte in Stein oder Bronze die Geschichte der. Stadt, verherrlichte  die Prinzipien der „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit", rühmte die Bundesgenossen  der Stadt und schickte ihre Feinde in die ewige Verdammnis. Und jede Gilde bezeigte  ihre Liebe zu dem Denkmal der Gemeinde dadurch, daß sie es reich mit Glasgemälden,  Bildern, „Türen, die würdig wären, die Türen zum Paradies zu sein", wie Michelangelo sagte, oder Steinverzierungen im kleinsten Winkel des Gebäudes schmückten.  Seite 196 „Keine Werke sollen von der Gemeinde begannen werden als solche, die entwarfen sind  im Einklang mit dem großen Herzen der Gemeinde, gebildet aus den Herzen aller Bürger,  vereinigt in einem gemeinsamen Willen" - das waren die Worte des Rates von Florenz.

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Der Grundgedanke der mittelalterlichen Stadt war groß, aber er war nicht umfassend genug. Gegenseitige Hilfe kann nicht auf eine kleine Vereinigung beschränkt bleiben; sie muß sich auf  ihre Umgebung erstrecken, wenn nicht die Umgebungen die Vereinigung aufsaugen sollen.

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Und doch ging die Strömung zu gegenseitiger Hilfe in den Massen nicht verloren, sie floß  auch nach dieser Niederlage weiter. Sie erhob sich wieder mit ungeheurer Gewalt als  . Antwort auf die kommunistischen Aufrufe der ersten Propagandisten der Reformation, und sie existierte auch dann immer noch, nachdem die Massen, denen es nicht gelungen war,  das Leben zu verwirklichen, das sie, unter dem begeisternden Einfluß einer reformierten Religion  zu schaffen gehofft hatten, unter die Herrschaft autokratischer Gewalt gefallen waren. Sie  fließt auch jetzt noch und geht ihren Weg auf der Suche nach einem neuen Gebilde, das  nicht Staat und nicht mittelalterliche Stadt und nicht die Dorfmark der Barbaren und nicht  der Clan der Wilden sein soll, aber doch aus diesen allen sich ergeben, ihnen jedoch überlegen sein soll in seinem umfassenderen und tiefer menschlichen Gehalt.

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Neue ökonomische und soziale Einrichtungen, insofern sie eine Schöpfung der Massen waren,  neue ethische Systeme und neue Religionen, sie sind alle von derselben Quelle ausgegangen,  und der ethische Fortschritt unseres Geschlechtes erscheint im großen und ganzen betrachtet  als die allmähliche Ausdehnung der Prinzipien gegenseitiger Hilfe vom Stamm aus zu immer  umfassenderen Gebilden, so daß sie schließlich eines Tages die ganze Menschheit umfassen, ohne Unterschied der Glaubensbekenntnisse, Sprachen und Rassen.

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Industrie, Kunst und Bildung verfielen. Die politische Erziehung, Wissenschaft und Recht  wurden der Idee der Staatszentralisation dienstbar gemacht. Es wurde auf den Universitäten  und von 'der Kanzel herunter gelehrt, daß die Einrichtungen, in denen die Menschen früher  ihre Bedürfnisse gegenseitigen Beistandes verkörpert hatten, in einem wohlorganisierten  Staate künftig nicht geduldet werden könnten; daß der Staat allein die Verbindung unter  seinen Untertanen zu repräsentieren habe, daß der Föderalismus und der „Partikularismus"  die Feinde des Fortschrittes seien und daß der Staat der einzig richtige Träger des Fortschrittes  sei. Am Ende des 18. Jahrhunderts stimmten die Könige des Kontinents, das englische  Parlament und der Revolutionskonvent in Frankreich, obwohl sie miteinander im Kriege  lagen, darin überein, daß sie behaupteten, besondere Bünde unter den Bürgern dürften im  Staate nicht existieren; . Zuchthaus und Todesstrafe waren die einzig richtigen Strafen für  Arbeiter, die es wagten, „Koalitionen" zu bilden. „Kein Staat im Staate!" Der Staat allein  und die Staatskirche dürfen sich um öffentliche Angelegenheiten kümmern, während die  Untertanen lose Haufen von Individuen vorstellen müssen, die keine besondere Verbindung  untereinander haben und verpflichtet sind, sich jederzeit, wenn sie eine gemeinsame Not  empfinden, an die Regierung zu wenden.

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Die Usurpation aller sozialen Funktionen durch den Staat mußte die Entwicklung eines  ungezügelten, geistig beschränkten Individualismus begünstigen. je mehr die Verpflichtungen gegen den Staat sich häuften, um so mehr wurden offenbar die Bürger ihrer  Verpflichtungen gegeneinander entledigt. In der Gilde .- und im Mittelalter gehörte  jedermann zu einer Gilde oder Bürgerschaft .- waren zwei „Brüder" verpflichtet, abwechselnd bei einem Bruder zu wachen, der krank geworden war; jetzt war es genügend,  seinem Nächsten die Adresse des nächsten Armenspitales anzugeben. Wenn jemand  in barbarischen Zeiten einem aus einem Zank hervorgegangenen Kampf zwischen zwei  Männern beiwohnte und einen ernsthaften Ausgang nicht verhütete, so wurde er  selbst als Mörder behandelt; aber nach der Theorie vom alles beschützenden Staat  durfte der Unbeteiligte sich nicht einmischen; dazwischen zu treten oder nicht, ist  das Amt des Polizisten. Und während es in einem wilden Land, bei den Hottentotten, eine Schande wäre, zu  essen, ohne dreimal laut gerufen zu haben, ob nicht jemand da sei, der' das Mahl zu  teilen wünsche, besteht jetzt alles, was der achtbare Bürger zu tun hat, darin, seine  Armensteuer zu zahlen und den Verhungernden verhungern zu lassen. Das Resultat  ist, daß die Theorie, die behauptet, die Menschen könnten und müßten ihr eigenes  Glück suchen, ohne sich um die Bedürfnisse anderer zu kümmern, jetzt allenthalben  triumphiert .- im Recht, in der Wissenschaft, in .der Religion. Es ist die Religion des  Tages, und an ihrer Geltung zu zweifeln, heißt ein gefährlicher Utopist sein. Die  Wissenschaft verkündet laut, daß der Kampf aller gegen alle das Grundprinzip der  Natur und ebenso jeder menschlichen Gesellschaft sei. Diesem Kampf schreibt die  Biologie die fortschreitende Entwicklung des Tierreiches zu. Die Geschichte argumentiert ebenso; und die Nationalökonomen führen in ihrer naiven Ignoranz allen Fortschritt  der modernen Industrie und des modernen Maschinenwesens auf die „wundervollen"  Wirkungen eben dieses Prinzips zurück. Die eigentliche Religion der Kanzel ist eine Religion des Individualismus, der durch mehr oder weniger mitleidige Beziehungen  zum Nächsten, besonders am Sonntag, gemildert wird. „Praktische" Männer und Theoretiker, Männer der Wissenschaft und religiöse Prediger, Juristen und Politiker, alle  stimmen in einem Punkt überein .. daß der Individualismus in seinen schneidendsten  Wirkungen durch Wohltätigkeit mehr oder weniger gemildert werden kann, aber daß  er die einzige sichere Grundlage für die Erhaltung der Gesellschaft und ihren weiteren  Fortschritt ist.

Seite 210
Handlungen, bei denen die Menschen durch ihre Neigungen zur Gegenseitigkeit bestimmt  werden, bilden einen so großen Teil unseres täglichen Verkehrs, daß in dem Augenblick,  wo diese ,Handlungen gehemmt werden kannten, damit auch jeder weitere ethische Fortschritt  gehemmt wäre. Die menschliche Gesellschaft könnte noch nicht einmal für die Dauer  einer einzigen Generation bestehen bleiben.

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Ganz in letzter Zeit wurden in La Borne in Lozère die Hügel durch Gemeindearbeit in reiche  Gärten verwandelt. „Der Boden wurde von den Männern auf dem Rücken hinaufgetragen; Terrassen wurden angelegt und mit Kastanien, Pfirsichbäumen und anderem Obst bepflanzt, und das Wasser zur Bewässerung wurde drei bis vier Kilometer weit in Kanälen hergeleitet"  Gerade jetzt haben sie einen neuen Kanal gegraben, der siebzehn Kilometer lang ist.

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Die natürlichen und sozialen Schicksalsschläge gehen vorüber. Ganze Bevölkerungen werden von Zeit zu Zeit dem Elend und der Hungersnot überliefert; Millionen von Menschen  werden recht eigentlilch die Quellen des Lebens verschüttet, wenn sie der Großstadtarmut verfallen; das Verständnis und das Gefühl der Massen sind durch Lehren verderbt worden,  die im Interesse der Wenigen ausgebildet worden sind. All das ist gewiß ein Teil unserer  Existenz. Aber der Kern der Einrichtungen, Sitten und Bräuche zu gegenseitiger Hilfe bleibt  in den Massen lebendig; er hält sie zusammen, und sie klammern sich lieber an ihre Bräuche,  ihren Glauben und ihre Überlieferungen, als daß sie die Lehren von einem Krieg aller  gegen alle annehmen, die ihnen unter dem Namen der Wisssenschaft angeboten werden,  aber durchaus keine Wissenschaft sind.

Seite 253/4
Der Mensch ist `ein Produkt sowohl seiner ererbten Instinkte wie seiner Erziehung. Unter den  Bergleuten und Seeleuten erzeugen ihre gemeinsamen Beschäftigungen und ihr tägliches  enges Zusammenleben ein Gefühl der Solidarität, und die Gefahren, in denen sie leben,  erhalten die Tapferkeit. In den Städten dagegen zieht der Mangel an gemeinsamen  Interessen Gleichgültigkeit groß.

Seite 274/5
Jedesmal indessen, wo man daran ging, zu diesem alten Prinzip zurückzukehren, wurde seine  Grundidee erweitert. Vom Clan dehnte es sich zur Völkerschaft aus, zum Bund der Völkerschaften, zum Volk und schließlich - wenigstens im Ideal -. zur ganzen Menschheit. Zugleich  wurde es auch veredelt. Im ursprünglichen Buddhismus, im Urchristentum, in den Schriften  mancher muselmännischen Lehrer, in den ersten Schritten der Reformation und besonders  in den ethischen und philosophischen Bewegungen des letzten Jahrhunderts und unserer  eigenen Zeit setzt sich der völlige Verzicht auf die Idee der Rache oder Vergeltung - Gut  um Gut und Übel um Übel - immer kräftiger durch. Die höhere Vorstellung: „Keine Rache  für Übeltaten", und freiwillig mehr zu geben, als man von seinen Nächsten zu erhalten  erwartet, wird als das wahre Moralprinzip verkündigt - als ein Prinzip, das wertvoller ist  als der Grundsatz des gleichen Maßes oder die Gerechtigkeit, und das geeigneter ist, Glück zu  schaffen. Und der Mensch wird aufgefordert, sich in seinen Handlungen nicht bloß durch die Liebe leiten zu lassen, die sich immer nur auf Personen, bestenfalls auf den Stamm  bezieht, sondern durch das Bewußtsein seiner Einheit mit jedem Menschen. In der Betätigung  gegenseitiger Hilfe, die wir bis in die ersten Anfänge der Entwicklung verfolgen können,  finden wir also den positiven und unzweifelhaften Ursprung unserer Moralvorstellungen,  und wir können behaupten, daß in dem ethischen Fortschritt des Menschen der gegenseitige  Beistand .. nicht gegenseitiger Kampf .. den Hauptanteil gehabt hat. In seiner umfassenden Betätigung auch in unserer Zeit erblicken wir die beste Bürgschaft für eine, noch stolzere Entwicklung des Menschengeschlechts.


JENSEITS DES SIRIUS
Von H. G. Wells

Niemand würde sich freiwillig in eine Lage der Dinge fügen, wie sie die vielfache Ehe nach  der Auslegung des Aristoteles zu obszöner Vollendung bringt, aber dies ist nur ein Grund  mehr für die moderne Utopie; drei oder mehr unter sich einigen Personen die Gruppenehe  nicht zu versagen. Es hat keinen Sinn, Einrichtungen zu verbieten, die kein vernünftiger  Mensch je wünschen könnte, zu mißbrauchen. Es wird geltend gemacht obgleich die reinen Tatsachen schwer festzustellen sind, daß von John Humphrey Noyes zu Oneida Creek eine  Gruppenehe von über 200 Menschen erfolgreich organisiert worden ist. Es ist in diesem  Falle ziemlich sicher, daß keine „Promiskuität" herrschte und daß die Mitglieder sich innerhalb der Gruppen auf wechselnde Zeitlängen und oft fürs Leben paarten. In dieser Beziehung sind die Urkunden ziemlich klar. Jene Oneida-Gemeinde war in Wirklichkeit eine  Verbindung von 200 Personen, die ihre Kinder als „gemeinsam" ansahen.


Aus des amerikanischen Historikers W. H. Prescott
„GESCHICHTE DER EROBERUNG PERUS"

Das ganze Reichsgebiet war in drei Teile geteilt, einer für die Sonne, einer für' den Inka und  der letzte für das Volk. Welcher von den dreien der größte war, das ist zweifelhaft.  Das der Sonne zugewiesene Land diente dazu, die für die Erhaltung des Tempels, die kostspieligen Zeremonien des peruanischen Kultus und für die zahlreiche Priesterschaft nötigen  Einkünfte zu liefern. Das dem Inka vorbehaltene Land erhielt den königlichen Hofstaat, die  zahlreichen Angehörigen des Haushalts und der Familie des Monarchen und bestritt die ver- schiedenen Bedürfnisse der Regierung. Der Rest des Landes wurde per capita in gleichen  Anteilen unter das Volk verteilt. Es war gesetzlich bestimmt, daß jeder Peruaner in einem  gewissen Alter heiraten sollte. Wenn er das tat, versah ihn die Gemeinde oder der Bezirk,  in dem er wohnte, mit einem Hause, was, da es aus bescheidenem Material gebaut wurde,  billig geschehen konnte. Dann wurde ihm ein Stück Land zugewiesen, das für seinen und  seines Weibes Unterhalt genügte. Für jedes Kind wurde eine Zusatzportion, gewährt. Die  Verteilung des Bodens wurde alljährlich erneuert und das Grundstück des Pächters entsprechend  der Kopfzahl seiner Familie vermehrt oder verringert. Nicht nur endete die Pacht, wenn wir  es so nennen dürfen, mit dem Jahr, sondern während dieser Zeit hatte auch der Pächter kein Recht, seine Besitzungen zu veräußern oder zu vergrößern. Das Ende des kurzen Termins  fand ihn genau in der gleichen Lage wie der Anfang. Solch ein Zustand der Dinge scheint  jeder Art Anhänglichkeit an den Boden oder dem Wunsche, ihn zu verbessern, verhängnisvoll  sein zu müssen, der ständigen Besitzern innewohnt. Aber die praktische Wirkung des Gesetzes scheint anders gewesen zu sein, und es ist wahrscheinlich, daß unter dem Einfluß jener Liebe  zur Ordnung, die die peruanischen Institutionen auszeichnet, jede neue Verteilung gewöhnlich  den Besitzer in seinem Besitze bestätigte und der Pächter für ein Jahr zu einem lebenslänglichen Eigentümer wurde. Das ganze Land wurde vom Volk bestellt. Zuerst bebaute man den Grundbesitz der Sonne.  Dann ackerten sie das Land der Alten, der Kranken, der Witwen und Waisen und das der  Soldaten, die aktiven Dienst taten, kurz, den ganzen Grundbesitz jenes Teils der Gemeinschaft,  der wegen körperlicher Untauglichkeit oder aus irgend einem andern Grunde nicht imstande  war, seine eigenen Geschäfte zu besorgen. Dann erst durften die Leute auf ihrem eigenen  Boden arbeiten, jeder für sich, doch mit der allgemeinen Verpflichtung, seinem Nachbarn zu helfen, wenn irgend ein Umstand es nötig machte. Schließlich bebauten sie das Land des Inkas. Das geschah mit großer Feierlichkeit. Eine ähnliche Einrichtung regelte die verschiedenen Gewerbe. Die Herden von Lamas oder  peruanischen Schafen gehörten ausschließlich der Sonne und dem Inka. Ihre Zahl war ungeheuer. Zur bestimmten Jahreszeit wurden sie geschoren und die Wolle in den öffentlichen  Magazinen deponiert. Dann wurde jeder Familie eine für ihren Bedarf genügende Menge  ausgeteilt und den Frauen des Haushaltes zum Spinnen und Weben übergeben. Wenn dann  die Familie mit einer rauhen, aber warmen Kleidung versehen war, hatte das Volk für den  Inka zu arbeiten. Zuerst wurde die Menge des benötigten Tuches und jede besondere Art  und Qualität bestimmt. Dann wurde die Arbeit den verschiedenen Provinzen zugemessen.  Eigene Beamte überwachten die Verteilung der Wolle, so daß die Herstellung jedes Artikels  den geschicktesten Händen anvertraut wurde. Die Beamten beschränkten sich nicht darauf,  sondern besuchten von Zeit zu Zeit die Häuser und sahen zu, daß die Arbeit treulich ausgeführt wurde; auch wurde Sorge getragen, daß jeder Haushalt das für seinen eigenen Gebrauch bestimmte Material in der vorgesehenen Weise bearbeitete, so daß niemand ohne die  nötige Kleidung blieb. Jeder wurde beschäftigt, vom fünfjährigen Kind bis zu der Greisin,  die nicht zu schwach war, die Spindel zu halten. Keiner, es sei denn die Schwachen und  Kranken, durfte in Peru das Brot der Faulheit essen. Faulheit war vor dem Gesetz ein Verbrechen und wurde als solches bestraft, während der Fleiß öffentlich anerkannt und durch  Belohnungen angestachelt wurde. Die gleiche Methode wurde bei den anderen Bedürfnissen der Regierung befolgt. Alle Bergwerke gehörten dem Inka. Ein kleiner Teil des Volkes war in den Handwerken bewandert,  einige auch in denen feinerer Art, die dem Luxus und dem Zierat dienen. Eine große Anzahl  von Arbeitern brauchten die großen öffentlichen Schöpfungen, die das Land bedeckten. Die  Art und Quantität jedes benötigten Dienstes wurde in Cuzco durch Kommissionen festgesetzt.  Die nötige Information wurde erreicht durch eine bewundernswerte Einrichtung, die in den  Annalen eines halbzivilisierten Volkes kaum ihresgleichen hat. Ein Register verzeichnete alle  Geburten und Todesfälle, und die Regierung erhielt jedes Jahr genaue Aufstellungen über  die wirkliche Bevölkerungszahl mittels der merkwürdigen Erfindung der „Quipus", der peruanischen Knotenschrift. Zu gewissen Zeiten wurde auch ein allgemeiner Überblick über das  Land, den Charakter des Bodens, seine Fruchtbarkeit, die Natur seiner Ackerbau- und Mineralprodukte gewonnen. Mit diesen statistischen Details versehen, kannte die Regierung leicht die Arbeit auf die einzelnen Provinzen verteilen. Die Zumessung der Arbeit wurde den  Lokalbehörden anvertraut und man war bemüht, dabei niemanden über Gebühr zu belasten.  Dem Arbeiter lieferte die Regierung Material, und niemand mußte mehr als einen bestimmten  Teil seiner Zeit dem öffentlichen Dienste widmen. Dann löste ihn ein anderer für die gleiche  Zeit ab; und alle, die für die Regierung arbeiteten, wurden in dieser Zeit auf öffentliche  Kosten erhalten. Durch diesen fortwährenden Schichtwechsel wurde angestrebt, daß niemand  überbürdet sein und jeder Zeit haben sollte, für seinen eigenen Haushalt zu sorgen. Es war  nach dem Urteil einer hohen spanischen Autorität unmöglich, dieses System der Versorgung  zu verbessern, so geschickt war es der Lebensweise und dem Behagendes Arbeiters angepaßt.  Die Sicherheit der arbeitenden Klasse scheint in den Verordnungen der Regierung immer berücksichtigt worden zu sein; sie waren so klug ersonnen, daß die aufreibendsten und ungesundesten Arbeiten, so die in den Bergwerken, der Gesundheit des Arbeiters nicht schadeten ~ im gewaltigen Gegensatz zu den Zuständen unter der späteren spanischen Herrschaft.

Der größte Teil der Boden- und Industrieprodukte wurde in den über die verschiedenen  Provinzen verstreuten Magazinen aufbewahrt. Diese geräumigen Bauwerke gehörten teils der  Sonne, teils dem Inka. Die vorsichtige Wirtschaft der Regierung ließ gewöhnlich in den  königlichen Depots einen großen Uberfluß zurück, dessen Bestimmung es war, in den Zeiten  des Mangels dem Volk zu helfen und gelegentlich den Personen Hilfe zu bringen, die Krankheit oder Unglück arm gemacht hatte. Die Kornmagazine besonders hätten oft genügt, den betreffenden Distrikt für mehrere Jahre  zu verpflegen. Eine Liste der verschiedenen Landesprodukte und ihrer Herkunftsorte wurde  jährlich von den königlichen Beamten angelegt und von den „Quipucamayus" in ihren Registern  mit überraschender Genauigkeit verzeichnet. Diese Register wurden in die Hauptstadt gebracht  und dem Inka übergeben, der so mit einem Blick alle .Resultate des nationalen Gewerbefleißes umfassen und sehen konnte, inwiefern sie den Bedürfnissen der Regierung entsprachen.  Kein Mensch war reich, keiner arm in Peru; aber alle erfreuten sich ihres Auskommens.  Ehrgeiz, Habsucht, Lust am Wechsel, der krankhafte Geist der Unzufriedenheit, diese Leidenschaften, die die Menschen am stärksten bewegen, fanden keinen Platz im Herzen des  Peruaners. Er bewegte sich in dem gleichen ungebrochenen Kreise, in dem sich vor ihm  seine Väter bewegt hatten und in dem ihm seine Kinder folgen sollten. Es war das Ziel  der Inkas, ihren Untertanen einen Geist passiven Gehorsams und der Ruhe ,einzuflößen -.  einer vollkommenen Ergebung in den bestehenden Zustand der Dinge. Das gelang ihnen  durchaus. Die Spanier, die das Land zuerst besuchten, bezeugen mit Nachdruck, daß keine  Regierung dem Sinn des Volkes besser hätte entsprechen und kein Volk mit seinem Los  zufriedener oder seiner Regierung ergebener hätte sein können.

Aus dem „AUFRUF ZUM SOZIALISMUS"
Gustav Landauer, Berlin 1911.

Seite 20
Wo kein Geist und keine innere Nötigung ist, da ist äußere Gewalt, Reglementierung  und Staat. Wo Geist ist, da ist Gesellschaft. Wo Geistlosigkeit ist, ist Staat. Der Staat ist das  Surrogat des Geistes.

Gustav Landauer.

Seite 122
Aber zum ersten Mal in der Geschichte der. paar tausend Jahre, die wir kennen, will die Menschheit im vollkommenen Sinn und Umfang äußerlich werden. Die Erde ist so gut wie völlig erforscht, ist bald so gut wie völlig besiedelt und besessen; es gilt jetzt eine Erneuerung, wie sie in der uns bekannten Menschenwelt noch nicht war. Das ist der entscheidende Zug dieser unserer Zeit; dieses Neue, das viel mehr ein fruchtbar Überwältigendes für uns sein müßte; die Menschheit rund um den Erdball herum will sich schaffen und will sich in einem Moment schaffen, wo gewaltige Erneuerung über das Menschentum kommen muß, wenn nicht der Beginn der Menschheit ihr Ende sein soll.

Seite 124
Das größte Außen, das je auf Erden war, muß geschaffen werden und bahnt sich in den privilegierten Schichten schon an: die Erdenmenschheit; nicht aber durch äußere Bande, durch Abmachungen oder ein Staatsgefüge oder den Weltstaat gräßlicher Erfindung kann sie kommen, sondern nur über den Weg des individuellsten Individualismus und der Neuerstehung der kleinsten Körperschaften: der Gemeinde vor allem andern. Das Umfänglichste gilt es zu bauen, und im Kleinen muß der Bau begonnen werden; in alle Breiten müssen wir uns dehnen und können es nur, wenn wir in alle Tiefen bohren; denn kein Heil kann diesmal mehr von außen kommen und kein unbesetztes. Land ladet die zu dicht gedrängten Völker zur Besiedlung mehr ein; die Menschheit müssen wir gründen und können sie nur finden im Menschentum, können sie nur entstehen lassen aus dem freiwilligen Bunde der Individuen und aus der Gemeinde der urselbständigen und natürlich zu einander gezwungenen Einzelnen.

Seite 142
Wenige besitzen die Erde, und es sind immer Wenigere geworden. Das Kapital, haben wir gesagt, ist nicht ein Ding, sondern ein Geist zwischen uns; und wir haben die Mittel zu Betrieb und Tausch, wenn wir uns selbst und unsere Menschennatur wiedergefunden haben. Die Erde aber ist ein Stück der äußeren Natur; ist Natur wie Luft und Licht; die Erde ist allen Menschen unziehbar zu eigen; und die Erde ist Eigentum geworden; Eigentum der Wenigen.

Seite 156
Denn das ist die Aufgabe: nicht am Volk verzweifeln, aber auch nicht aufs Volk warten. Wer dem Volk, das er in sich trägt, Genüge tut, wer um dieses ungeborenen Keimes und dieser drängenden Phantasiegestalt willen sich mit seinesgleichen verbindet, um als Wirklichkeit zu schaffen, was sich immer zur Verwirklichung des sozialistischen Gebildes tun läßt, der geht vom Volke weg zum Volke hin.

Seite 157
Dankbar aber werden wir derer gedenken, die schon im Denken und der Phantasie vorausgelebt haben, Gemeinden und Länder des Sozialismus in gegliederter Gestalt geschaut haben. Die Wirklichkeit wird anders aussehen als ihre individuellen Gestaltungen, aber die Wirklichkeit wird von diesen ihren Bildern abstammen. Gedenken wir hier Proudhons und all seiner scharf umgrenzten, nie ins Nebulose sinkenden Gesichte aus dem Lande der Freiheit und des Vertrags; gedenken wir manches Guten, was Henry George, Michael Flürschein, Silvio Gesell, Ernst Busch, Peter Kropotkin, Elisee ßeclus und viele andere geschaut und beschrieben haben. Wir sind die Erben der Vergangenheit, ob wir wollen oder nicht; schaffen wir  uns den Willen, daß die kommenden Geschlechter unsere Erben seien, daß wir  mit allem, was wir leben und tun, in die kommenden Geschlechter und in die  uns umgebenden Menschenmassen hinein wirken.

Seite 160
Vergessen wir nicht: sind wir im rechten Geiste, so haben wir alles, was wir für die Gesellschaft brauchen, alles außer dem einen: Land. Der Landhunger muß über euch kommen, Großstadtmenschen! Sind überall im Lande, im Norden, Süden, Osten und Westen, in allen Provinzen  sozialistische Siedlungen mit Eigenkultur in die Gemeinheit der Profitwirtschaft hineingesprengt, die gesehen werden, deren Lebensfreude unerhörter, wenn schon stiller Art  gespürt wird, dann summt der Neid stärker und stärker, dann, glaube ich, regt sich das  Volk, dann beginnt das Volk zu erkennen, zu wissen, die Sicherheit zu haben: es fehlt  nur eines von Außerem, um sozialistisch, gedeihlich, selig zu leben: der Boden. Und  dann werden die Völker den Boden frei machen und nicht mehr für den Götzen, sondern  für den Menschen arbeiten. Dann! Fanget erst an; fanget beim Kleinsten an mit  der kleinsten Schart


Aus Ernst Fuhrmann,
GENETISCHE WIRTCHAFT.
Wesentlich erweiterter Originalentwurf.

Wenn eine Gesellschaft mit unbeschränkter Haftung bankerott ist, hat jeder Alles verloren und diese Einzelnen können sich nicht zu einer neuen kapitalistischen Gesellschaft zusammentun. Sie haben nichts als ihre physischen und psychischen  Kräfte, die nicht als Kapital zu betrachten sind, und wenn der Einzelne noch einen  Besitz vor dem Gericht verheimlicht und zurückhält, ist er nach dem Gesetz ein  Verbrecher. Trotzdem kann man einem Menschen, der gepfändet wird, nicht Alles  nehmen. Zwar den Stuhl und den Anzug, den man ihm läßt, kann er nicht brauchen,  denn er kann sich von ihnen nicht nähren, man muß jedem Menschen als Unpfändbares auch den Boden lassen, aus dem er durch seine Kräfte die notwendige  Nahrung gewinnt. Das ist das asoziale Minimum. In dieser Lage der bankerotten Gesellschafter sind alle Deutschen. Das soll man  keinen Augenblick vergessen. Über die Frage der Zukunft ist nun also auf keine andere Weise Gewißheit  zu erlangen, und auf keine Weise kann man sie von den verworrenen Lasten der  Vergangenheit befreien, als wenn man minimale Arbeitsgesellschaften nach dem  Gesetz der praktischen Arbeitsergänzung bildet und ihnen nichts gibt als Land. Ein anderes Resultat haben die Experimente der Chemiker im Probierglas als  vorher auf dem Papier und so wird sich erst durch das Experiment wirklich herausstellen, von welchem Minimum Land der Mensch leben kann; ob er ohne geistigen  Schaden seinen Organismus auf Entbehrung und entbehrungsvolle Freude einstellen  kann oder ob jeder ein Maximum von Genuß und Produkten für sich erwerben  muß, wobei dann natürlich die Zahl der Menschen entsprechend zu reduzieren ist.  Hier beginnt überhaupt erst das soziale Problem. Man kann sagen, daß es vier Zahlungsmittel gibt: Kapital, Arbeit, Land und Leben.  Kapital ist Arbeitsüberschuß aus vergangener Zeit. Wem er gehört und wer ihn  zu sammeln verstand, das soll hier nicht geprüft werden. Wenn aber nach einem  Bankerott gezahlt werden muß, was mit Gewalt abgefordert wird, kommt das  eine Zahlungsmittel nach dem andern und es ist nur die Frage, an welchem Punkt  Gewalt durch Gewalt erwidert wird, denn mit seinem Leben zahlen, das heißt  eben Krieg und Gewalt gegen Gewalt. Zum Leben gehört aber ein bestimmter  Teil Land und zum. Land gehört ein bestimmter Teil Arbeit.
Nur durch das Experiment aber läßt sich im Bankerott feststellen, wie viel vom  Land nicht ohne das Leben, wie viel von der Arbeit nicht ohne das Land abgegeben  werden kann, und schließlich noch, ob nicht zum Leben auch -ein Teil der NichtLand-Arbeit gehört und welcher. Es hilft nicht lange, mit Betrug oder Täuschungsgewalt zu zahlen, sondern im  Völkerleben muß das Experiment an den Offenbarungseid anknüpfen: das Experiment des ersten Lebens der Notwendigkeit. Das Leben kann nur durch den Tod verkaufen, es ist unteilbare Einheit. Das  Land hat mit Bezug auf jedes lebende Wesen ein Minimum. In übervölkerten  Ländern ist es ebenfalls unteilbar ein soziales Ganze. Die Arbeit allein ist teilbar  und zwar in Arbeitsstunden, die das eigentliche Tauschmittel der Welt sind, wenn  ihnen auch nicht der Sinn des Kapitals innewohnen kann, weil Kapital verjährter  Überschuß ist. Wenn wir nun nach den Preisen, die wir den ausländischen Ackervölkern für ihre Produkte zahlen, sehen, daß der Wert einer Arbeitsstunde an sich  kaum fünf Pfennige übersteigt, dann erst verstehen wir, wie teuer wir selbst jeden  Gegenstand überzahlen und zugleich, mit welcher enormen Anmaßung wir intelek- tuellen Völker unsere Leistungen überwerten,wennwir sie an die Primitiven abgeben.  Dadurch sind wir in die merkwürdigsten Ansichten verfallen und glauben z. B., daß  die Maschine unsere Arbeit verringern kann. Das ist natürlich eine tragisch dumme  Ansicht, denn abgesehen von dem grundlegenden Satz der menschlichen Eigendynamik, daß nur der weite Pendelausschlag und die Intensität seines inneren  Lebens die Fruchtbarkeit seines äußeren Seins bestimmen, sieht doch jeder, daß die Maschine uns dauernd zu erneuter Arbeit zwingt, denn man vergesse nie, daß  der Bauer durch seine Hände in Deutschland etwa 8 andere Familien mit ernährt,  während der Arbeiter nur sich selbst und seinen Kapitalisten durchfüttern kann.  je mehr Arbeit eine Maschine leisten soll, desto genauer muß man die gleiche  Arbeit in sie mit den Händen hineingefüllt haben und nur die Uhr, die kein  Quantum leistet, geht lange und nimmt ihre ganze Lebensnahrung in der Spannung  eines Stahlbandes mit auf den Lebensweg. Aber diese Sinnlosigkeit der Maschine ist auch schrittweise zu verfolgen. Ihretwegen arbeiten Tausende in Bergwerken und Hochöfen, sie allein verursacht die  weiten räumlichen Trennungen der Menschen von ihrer Arbeitsstätte, durch sie werden Eisenbahn und Schiffahrt für Frachten über den Ozean erst notwendig. Wären die Menschen auf dem Boden geblieben, so würden sie bei Vermehrung  ihr Gebiet erweitern oder sich ausrotten, aber seit in Westeuropa die Maschine  steht, die nur ein hübsches und intelligentes Spielzeug war, auf den Gottesthron  kam, weil der Mensch den Sinn seiner eigenen Erfindungen anmaßend, wie eben  nur ein Westeuropäer sein kann, überwertet, seitdem hat alle organische Entwicklung  aufgehört und die Menschen, die diesen Gott bedienen, sind immer einseitiger,  immer kleiner geworden, bis der Geist des Gottes entweicht und wieder über  Alle strömt, die dann finden werden, daß sie lange auf den natürlichen Kampf  des Lebens verzichtet haben. Der Sturz der Göttin Maschine und die Wiedererhebung, der Aufstieg von Ceres  oder Demeter und jeder Mensch eine Altarstätte für seine Erdmuttergöttin suchend,  so könnte man etwa die Perspektive vereinfachen.


WARUM LEBST DU?
Von Kurt Theodor Schirmacher,
Selbstverlag.

Seite 13
Heute ist, oft verborgen, kaum geahnt .. ein Haus auf dem Lande mit„ Garten" der Traum des ganzen Volkes! Der Traum!

Seite 29
Es gibt kleine Mittelstädte, die in jeder Beziehung schrithalten mit der Großstadt.  Auch Kleinstädte, ganz kleine, und Dörfer gibt es, die den Geist der Großstadt fördern.

Seite 47
Landsiedelung unter diesen Gesichtspunkten ist „der Weg`; die Vereinigung aller Reformbestrebungen aller Zeiten. In die Tat umgesetzte Religion, die Zukunft der  Kulturvölker; Kulturmenschheit und - der Menschheitskultur.

Seite 51
Der ruhige Weitblick war das „Gute" im Werden des Menschen. Die geistige  Kurzsichtigkeit war Unruhe und Unglück.-Nur das fernste Ziel verhindert, daß  Gleichstrebende auf dem Wege dahin zusammenstoßen, einander stören. je weiter  das Ziel, um so sicherer der Weg!

Seite 59
Jede Entwickelung in der Natur setzt Einflüsse von irgend einer Seite voraus. Die  Erhaltung der Lebenskraft und Lebensfreudigkeit ist für das organische Lebewesen  „das Wichtigste" und grundlegend sind die darauf hinleitenden Einflüsse...


Paul Ruscart in "THE WORD" vom 9. Aug. 1919.

Jugend Deutschlands und Frankreichs, wir fühlen in uns gemeinsam den Pulsschlag  der kommenden Verbrüderung; in unserem Geiste klingt die gleiche erhabene  Stimme des "The Papyrus": „Mag kommen, was da will - wir wollen dem Traumbild, dem so oft geschmähten, manchmal geliebten, manchmal verfluchten und dann wieder verehrten, immer  aber erhabenen und ewigen Traumbild treu bleiben - dem Ideal immer zustreben,  aus der heutigen Welt des Jammers eine schönere, freudigere zu schaffen - einen  lieblichen Wohnort für die Kinder der Menschen."


DIE RÜCKKEHR ZUR SCHOLLE UND DIE INDUSTRIELLE ÜBERPRODUKTION
Jules Me1ine, Berlin 1906.

Seite 22/3
Angesichts der ganz allgemeinen Entfesselung des Wettbewerbes wird der Kampf auf  dem ausländischen Markte immer schwieriger, und es ist zweifellos, daß die europäische  Industrie darauf verzichten müßte, überall auf neue Eroberungen auszugehen. .Im  Gegenteil, das einzig Vernünftige wäre gewesen, wenn sie sich auf sich selbst zurückgezogen, den Eifer gemäßigt und die Erzeugung eingeschränkt, anstatt ausgedehnt hätte.

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Es bleibt nur ein einziges Feld der Tätigkeit und Entfaltungsmöglichkeit, das alle brachliegenden Kräfte aufzunehmen imstande ist und das gleichzeitig den Vorzug besitzt,  unerschöpflich zu sein, wenigstens noch für Jahrhunderte; das ist die Erde, die Nährmutter der Menschheit, die fruchtbare, ewige, die Erzeugerin aller Gewerbe, die, wenn  sie sich ihr wieder zuwenden, nur in den Schoß zurückkehren, dem sie entsprungen  sind; die Erde, die Trösterin alles Elendes, die Keinen, der sie liebt und ihr vertraut,  Hungers sterben läßt.

Jules Méline.

Sie ist einen Augenblick durch die Industrie entthront worden, deren Zunderbarer  Strahlenkreis alle Blicke auf sich zog, überall Hoffnungen erweckte und alle Geisteskräfte aufsog. Das bescheidene Gewerbe, das dem Boden den Wert gibt und aus ihm  die menschliche Nahrung zieht, wurde verachtet, weil man es für untergeordnet und  für gemein hielt.

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So, wie sich die Stockungen in der Industrie verschärfen, ebenso wird der Rückstrom  aufs Land sich betätigen. Der Anfang ist da, und die Entwicklung wird sich schneller  vollziehen, als man denkt.

Seite 200
Vandervelde fühlt wohl den schwachen Punkt des Systems und kommt auf einen jeden-'  falls sehr viel zweckmäßigeren Vorschlag, den er für das letzte in dieser Sache gesprochene  Wort hält. Anstatt den Arbeiter aufs Land hinauszuführen, so schlägt er vor, die Fabrik  dorthin zu verlegen; das wäre in der Tat das Ideal, wenn man imstände wäre, es mit  dem Zauberstabe zu tun. Um seine These zu unterstützen, stellt Vandervelde mit  Genugtuung fest, daß die Bewegung städtischer Dezentralisation sich schon seit langem  -bemerkbar macht und von Jahr zu Jahr zunimmt aus Gründen, die er schwer beklagt,  aber deren glückliche Folgen er anerkennt. Er bemerkt, daß viele Industrielle die Tendenz haben, ihre Fabriken aufs platte Land  zu verlegen, um in erster Linie geringere Löhne zu zahlen und zweitens ihre Arbeiter  der Ansteckungsgefahr und der Herrschsucht der revolutionären Vereine zu entziehen.  „Unglück kann auch zu etwas gut sein", schlußfolgert Vandervelde mit philosophischer  Ruhe. Die Arbeiter gewinnen wenigstens das eine, daß sie besser wohnen, nicht so  zusammengedrängt werden und nicht so teuer leben, daß sie stets reine Luft atmen  können und in der Lage sind, sich einen kleinen Garten oder eine kleine Landwirtschaft  zu halten, die sie wieder zur Scholle zurückbringt. Das ist für ihn die wirkliche und  einzig mögliche Lösung der Frage der Landflucht. Sie besteht, wie man sieht, darin, dem Arbeiter die Verbindung höherer Löhne mit dem Landleben zu gestatten. In der Tat ist das ein sehr glücklicher Ausweg, und wir verbinden uns mit Vandervelde,  um ihn kräftig allen zu empfehlen, die es etwangeht. Wir wünschen aufs Lebhafteste,  daß die Fabriken so viel wie möglich auf! dae m Lande errichtet werden und daß die  Arbeiter den Aufenthalt auf dem Lande den verfälschten und vergifteten Vergnügungen  der Stadt vorziehen mögen.

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Wenn der Arbeiter in der Nähe der Fabrik ein kleines Ackerstück besitzt, das er mit  seiner Familie bebaut, so kann es leicht so eingerichtet werden, daß die Zeiten der  Arbeitsruhe mit denen der Landarbeit zusammenfallen; ja es kann sogar vorkommen,  daß der Arbeiter ein größeres Interesse an der Landarbeit wie an der Fabrikarbeit  hat und die Arbeitspausen ihm einen Dienst leisten. Auf diese Weise könnte mit  der Zeit regelmäßig ein teilweises Aussetzen der Arbeit eingerichtet werden, was für die Industrie zu einem richtigen Sicherheitsventil würde. Man wende nicht ein, daß dieses System nicht anwendbar sei, weil die städtischen  Industriellen und deren Arbeiter daraus keinen Vorteil ziehen könnten und aller  Wahrscheinlichkeit nach mit der Arbeit fortfahren würden, während die Arbeiter auf  dem Lande aussetzen; damit gerieten diese in eine schlechtere Lage, während jene aus  der Verringerung der Produktion Gewinn ziehen dürften und von der Arbeitsruhe  Vorteile hätten, ohne dafür Opfer zu bringen. Das wäre ganz richtig, wenn es nicht ein Mittel gäbe, das Gleichgewicht unter beiden  Arten der Industrie wieder herzustellen. Das Mittel ist sehr bekannt und hängt nur  von der gemeinschaftlichen Verständigung der Beteiligten ab und besteht darin, daß  die Fabriken, die keine Arbeitspause eintreten lassen wollen oder können, an diejenigen,  welche die Arbeit aussetzen, ein Abstandsgeld zahlen, um sie für den durch das Aussetzen der Arbeit entstandenen Verlust zu entschädigen. Bei allen Verständigungen  über das Aussetzen der Arbeit in den letzten Jahren hat man diesen Fäll stets vor,  gesehen und auf diese Weise zur allgemeinen Zufriedenheit geregelt.

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Aber in Frankreich, wo sich alle guten Böden in fester Hand befinden, kann es doch  niemand entgehen, daß die jetzigen Inhaber an die Luft gesetzt werden müßten, um  in der Landwirtschaft neuen Zuzug unterbringen zu können; wie wollt ihr das anfangen?  Darauf werden wir antworten, daß sich die Sache ganz von selbst und zwar sehr leicht  gestalten wird, sobald das Land wieder zu Ehren gekommen ist und seinen Wert  zurückerhalten hat. Es gibt noch Legionen von Großgrundbesitzern, die sich gern eines  Teiles ihrer Besitzungen entledigen möchten, um sie aufzuteilen. Tun sie das jetzt  nicht, so liegt es daran, daß sie selbst zum billigsten Preise keine Käufer finden, und  sie nutzen ihre Ländereien nur deswegen aus, weil sie niemanden finden, der sie ihnen  abnehmen will. Sobald auf dem Markt für . Grund und Boden gleich viele Käufer wie  für Weinhandlungen und Kaufmannsläden und Stellensucher bei der Regierung sein  werden, wird sich die Aufteilung des Landes wie mit einem Zauberschlage machen,  und die Bewegung der Aufteilung, die sich seit der großen Revolution trotzdem eingestellt hat und unaufhörlich die Zahl der kleinen Landwirtschaften vermehrt, wird sich bei den mittleren und Großgrundbesitzern mit gleicher Kraft ausdehnen.


ABWANDERUNG DER FABRIKEN AUS STÄDTEN
Von Weilbier.
Aus „Die Bauwelt", Heft 47, 1919.

Schon vor dem Kriege wanderte die Industrie gern aus den Städten, insbesondere den  Großstädten aus. Die Beispiele dafür sind sehr zahlreich; einige seien herausgegriffen.  Aus Berlin, der größten Industriestadt Deutschlands, zogen neuere Betriebe der A. E. G.  nach Hennigsdorf, die Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken bauten ihr größtes Werk in Borsigwalde auf, die Lokomotivenfabrik A. Borsig wanderte nach Tegel, der  Hauptteil der Siemenswerke nach Siemensstadt. Die größte deutsche Gummifabrik  „Continental" in Hannover verlegte ihre neuen Betriebe nach Seelze. Die Enge des  Hamburger Staatsgebiets hindert bis zu einem gewissen Grade eine gleiche Entwicklung,  bildet aber nur den die Regel bestätigenden Ausnahmefall in dem großen Reigen der Beispiele, die sich noch anführen ließen. Welche siedlungstechnischen Aufgaben für eine Industrie außerhalb der Städte zu lösen  sind, führt die fabelhafte Entwicklung der Kaliindustrie zwischen Elbe und Weser und  der Oelindustrie in der Lüneburger Heide im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts  vor Augen. Der Förderplatz war gegeben, und es hieß, neben den Fabriken zur Gewinnung hochprozentigen Kalis, den Schächten und Oelpumpenanlagen eine große Zahl  von Arbeitern auf bisher lediglich landwirtschaftlich benutzten Boden anzusiedeln. War  die Entfernung bis zum nächsten Dorf nicht groß, so dehnte sich bald das Dorf in Richtung der Siedlung aus und hob langsam die Isolierung der Kleinhauskolonien auf freiem  Felde auf.


Aus „MUß ES DENN SO SEIN?"
Von Leo Nikolajewitsch Tolstoi.

Warum gehört aber der Boden nicht demjenigen, der.darauf arbeitet, sondern  dem, der nicht arbeitet? Warum haben den Nutzen von den Steuern, die von  allen erhoben werden, nicht diejenigen, die sie zahlen, sondern eine geringe Anzahl  von Menschen? Warum gehören die Fabriken nicht denjenigen, die sie gebaut  und die dort arbeiten, sondern denen, die sie nicht gebaut haben und nicht in  " ihnen arbeiten? Das Grundeigentum der Nichtarbeitenden ist darum- ungerechtfertigt, weil der  Boden, ebenso wie das Wasser, wie die Luft, die Sonnenstrahlen, eine notwendige  Lebensbedingung eines jeden Menschen sind und darum nicht das ausschließliche Eigentum eines Einzelnen sein können. Wenn der Boden, nicht aber das  Wasser, die Luft und die Sonnenstrahlen, Privateigentum geworden ist, so liegt  es nicht daran, daß der Boden nicht eine ebenso notwendige und darum unveräußerliche Lebensbedingung eines jeden Menschen ist, sondern daß es unmöglich  war, den andern Menschen das Wasser, die Luft und die Sonne wegzunehmen,  während man sie des Bodens berauben konnte. Das Grundeigentum ist durch Gewalt entstanden durch Eroberung des Bodens,  die Verteilung und den Verkauf desselben) und beruht auch jetzt noch auf der  Gewalt der Stärkern und Bewaffneten, trotzdem Versuche gemacht werden, demselben einen Rechtscharakter zugeben. Würde ein Mensch, der den Boden bearbeitet, dieses vermeintliche Recht verletzen, würde er das Land zu pflügen anfangen;"  welches als das Eigentum eines Anderen betrachtet wird, so würden sofort  diejenigen Mächte einschreiten, dieses vermeintliche Recht vertreten und zwar  zuerst in Gestalt von Polizisten, später aber in der von Soldaten, welche Alle  schlagen und erschießen würden, die von ihrem wirklichen Recht, sich durch Landarbeit zu ernähren, Gebrauch machen würden. Dasjenige, was das Recht des  Grundeigentums genannt wird, ist somit nur noch die Vergewaltigung aller jener  Menschen, welche diesen Grund und Boden gebrauchen können. Das Recht auf  den Grund und Boden ist somit ähnlich dem Recht an der Landstraße, deren sich  Räuber bemächtigt haben, die niemand ohne Lösegeld passieren lassen. Noch  weniger kann das Recht der Regierung, gewaltsam die Steuern zu erheben,  irgendwie gerechtfertigt werden.

Herr - Heer - Herde - Horde - Hürde...
Sitz - Besitz, sitzen - besitzen, gesessen – besessen...


Das Grundgesetz über die Sozialisierung des Bodens der Sowjet-Republik Rußland.

Allgemeine Bestimmungen:

Artikel 1:
Jedes Eigentum an Grund und Boden, dem Erdinnern, Gewässern, Wäldern  und den Naturkräften im Gebiete der Russischen Föderativen Sowjetpolitik wird für  immer aufgehoben.

Artikel 2:
Der Grund und Boden geht von heute ab ohne jede offene oder geheime  Entschädigung in den Besitz des ganzen werktätigen Volkes über.

Artikel 3:
Das Benutzungsrecht an Grund und Boden steht, außer den vom vorliegenden  Gesetz vorgesehenen Fällen, nur denjenigen zu, welche ihn selbst bearbeiten.

Artikel 4:
Das Benutzungsrecht an Grund und Boden kann nicht durch Geschlecht, Konfession oder Staatszugehörigkeit beschränkt werden.

Artikel 5:
Das Verfügungsrecht über das Erdinnere, die Wälder, Gewässer und  Wasserkräfte steht je nach ihrer Bedeutung der Kreis-, Gouvernements-, Gebiets- und föderalen Sowjetmacht, unter Kontrolle der letzteren, zu. Die Art und Weise der Benutzung und  Verfügung über das Erdinnere, die Wälder, Gewässer und Naturkräfte wird durch  besonderes Gesetz bestimmt.


Grundgesetz:

Artikel 6:
Das ganze private, lebende und tote landwirtschaftliche Inventar wird ohne jede Entschädigung von den nicht durch eigene Arbeit der Besitzer existierenden Wirtschaften, je nach ihrer Bedeutung, den landwirtschaftlichen Abteilungen der Kreis-, Gouvernements-, Gebiets- oder föderalen Sowjets zur Verfügung gestellt.

Artikel 7:
Alle Bauten der im Artikel 6 erwähnten Wirtschaften, sowie die in denselben  befindlichen landwirtschaftlichen Unternehmungen werden ohne jede Entschädigung je  nach ihrer Bedeutung der Kreis-, Gouvernements-, Gebiets- oder föderalen Sowjetmacht  zur Verfügung gestellt.

Artikel 8:
Alle arbeitsunfähigen Personen, die auf Grund dieses Gesetzes über die  Enteignung von Grund und Boden, Wäldern, des Inventars und anderen auf diesem  Grund und Boden vorhandenen Vermögens aller Existenzmittel beraubt werden, haben  auf Grund eines Zeugnisses der örtlichen Gerichte und der landwirtschaftlichen Abteilungen der Sowjetmacht bis zur Veröffentlichung eines allgemeinen Gesetzes über die  Versicherung arbeitsunfähiger Bürger Abis zum Tod oder ihrer Mündigwerdung) ein  Anrecht auf Pension in der Höhe der bestehenden Soldatenpensionen.

Artikel 9:
Die Verteilung von Grund und Boden landwirtschaftlichen Charakters unter  die Arbeitenden gehört zur Kompetenz der Dorf-, Gemeinde-, Kreis-, Gouvernements-,  Gebiets-, Haupt- und föderalen wirtschaftlichen Abteilungen der Sowjets, je nach Bedeutung des Grund und Bodens.

Artikel 10:
Der Reservelandfonds wird in jeder Republik von den landwirtschaftlichen  Abteilungen der Haupt- und des föderalen Sowjets verwaltet.

Artikel 11:
Zu den Aufgaben der landwirtschaftlichen Abteilungen der örtlichen und  zentralen Sowjetmacht bei der Verfügung über den Grund und Boden gehö außer der  gerechten Verteilung des Grund und Bodens landwirtschaftlichen Charakters unter die  arbeitende Landbevölkerung und der möglichst produktiven Ausnutzung der nationalen  Reichtümer, folgendes:
a) Schaffung solcher Bedingungen, die für das Wachstum der  produktiven Kräfte des Landes günstig sind im Sinne einer Hebung der Fruchtbarkeit  des Bodens, einer Hebung der landwirtschaftlichen Technik und endlich einer Hebung  des landwirtschaftlichen Bildungsniveaus unter der werktätigen Landbevölkerung.
b) Die Schaffung eines Reservefonds von Ländereien landwirtschaftlichen Charakters.
c) Die Entwicklung landwirtschaftlicher Gewerbe, als Gartenbau, Bienenzucht, Gemüsebau, Viehzucht, Milchwirtschaft usw.
d) Die Beschleunigung des Übergangs von geringeren Ertrag bringenden Feldbausystemen in den verschiedenen Zonen zu produktiveren,  durch gleichmäßige Verteilung der arbeitenden Landbevölkerung.
e) Die Entwicklung der kollektiven Landwirtschaft, als der infolge der Ersparnis von Arbeit und Produkten  vorteilhafteren auf Kosten der Einzelwirtschaften, zwecks Übergangs zur sozialistischen  Wirtschaft.

Artikel 12:
Die Verteilung des Landes unter die Arbeitenden muß auf einer ausgleichenden Arbeitsgrundlage durchgeführt werden und zwar in der Weise, daß die Verbrauchs- und die Arbeitsnorm sich nach dem im betreffenden Rayon sich historisch entwickelten System der Landbenutzung richtet und nicht die Arbeitsfähigkeit der vorhandenen Kräfte der einzelnen Wirtschaften übersteigt, und zu gleicher Zeit der Familie des Ackerbauers die Möglichkeit einer gesicherten Existenz gibt.

Artikel 13:
Als. allgemeine und grundlegende Quelle des Anrechts 'auf Benutzung von Boden landwirtschaftlichen Charakters gilt nur persönliche Arbeit. Außerdem wird den Organen der Sowjetmacht anheimgestellt, zur Hebung der landwirtschaftlichen Kultur Einrichtung landwirtschaftlicher Musterwirtschaften, von Versuchs- und Lehrfeldern aus dem Reservefonds (früheren Klöster-, Staats-Appanagen, Domänen- und GutsLändereien) bestimmte Grundstücke zu entnehmen und sie auf Staatskosten bearbeiten zu lassen. Diese Arbeit unterliegt den allgemeinen Normen der Arbeitskontrolle.

Artikel 14:
Alle mit Ackerbau beschäftigten Bürger müssen auf Staatskosten gegen  Arbeitsunfähigkeit durch Alter, Krankheit, Invalidität versichert sein.

Artikel I5:
Alle arbeitsunfähigen Ackerbauer und die arbeitsunfähigen Mitglieder ihrer  Familien müssen auf Kosten der Organe der Sowjetmacht versorgt werden.

Artikel 16:
jede werktätige Dorfwirtschaft muß gegen Feuer, Viehseuchen, Mißernte,  Dürre, Hagelschlag und andere elementare Unglücksfälle durch eine gegenseitige Sowjetversicherung versichert sein.

Artikel 17:
Der Ertragsüberschuß infolge der natürlichen Fruchtbarkeit der besten  Grundstücke oder infolge ihrer günstigeren Lage zu den Absatzmärkten wird den Organen  der Sowjetmacht für gemeinnützige Bedürfnisse zur Verfügung gestellt.

Artikel 18:
Der Handel mit landwirtschaftlichen Maschinen und Sämereien wird von  den Organen der Sowjetmacht monopolisiert.

Artikel 19:
Der Getreidehandel, sowohl der auswärtige als auch der innere, muß Staatsmonopol sein.


DAS „REICH DER KINDER".

Trotz der äußerst schweren politischen Verhältnisse, in denen Sowjetrußland leben muß,  ist es dennoch schöpferisch tätig und schafft beständig neue Lebensformen.  Sowjetrußland baut die Zukunft. Deshalb sorgt es am meisten und vor allem für die Kinder. „Jaßnaja Poliana", das Gut Leo Tolstois, und alle umliegenden Anwesen und Meiereien  sind mit Einverständnis der Todfiter Tolstois und seines Testamentsvollstreckers  W. Tschertkow in ein Reich der Kinder verwandelt worden. Der „große Schriftsteller des russischen Landes", der „Weise von jaßnaja Poliana" liebte  über alles in der Welt die Kinder. Er liebte sie so, wie nur Tolstoi lieben konnte.  800 Kinder von Arbeitern und armen Bauern sind im Hause Tolstois, auf dem Gute  seiner Tochter Tatjana und im Gutshause seines nächsten Freundes W. Tschertkow untergebracht.  Hier sind „Kinderwirtschaften" organisiert worden; die Kinder bestellen selbst (natürlich  unter der Leitung von erfahrenen Agronomen) die Felder -. dieselben Felder von jaßnaja  Poliana, die Tolstoi selbst einst mit dem Pflug bestellte. Hier sind Schulen eingerichtet  worden, in denen der Geist des großen Pädagogen lebt. Die Kinder lernen nach den Büchern Tolstois, nach der Fibel, die Tolstoi einst zusammenstellte. Die Lehrer sind Schüler Tolstois. Alles, was in der Schule unterrichtet wird, ist  vom Geiste der Tolstoischen Lehre, der Tolstoischen Moral, durchdrungen. Hier finden wir: ein Kindertheater, ein Museum für Kinder, einen Kinderchor, verschiedene  Gewerbeschulen (für Maschinenbau, Tischlerei, Schlosserei, Schneiderei usw.), eine Krippe  und Kindergärten für kleine Kinder, Erholungssäle, Turnsäle, Sportschulen usw. Dieses ganze Kinderreich ist vom Kommissariat der Volksaufklärung organisiert worden  und wird von ihm unterhalten. Das ist der Tribut, den die. Sowjetregierung dem Andenken des genialen Künstlers  und Denkers entrichtet. Tatjana Tolstoi und W. Tschertkow haben sich vollständig diesem Reich der Kinder  gewidmet. „Indem ich mit diesen Kindern lebe und arbeite" - sagte Tatjana Tolstoi  in einem Gespräch mit dem Mitarbeiter der „Isvestia" -- „erfülle ich am besten das  Vermächtnis meines großen Vaters. Ich bin überzeugt, daß mein Vater, wenn er noch  lebte, alle seine Kräfte dieser heiligen Sache geweiht hätte." • „Am wichtigsten ist  das" - sagte W. Tschertkow .- „daß sich die Kinder beständig wie in lebendigem Umgang mit dem Verstorbenen befinden." Das Reich der Kinder wird von den Kindern selbst regiert. Es ist eine Kinderrepublik,  eine Kinderkommune, eine Tolstoische Kinder-Gemeinde. Die Kinder verteilen die  Arbeiten selbst, bereiten sich selbst die Nahrung zu ausschließlich vegetarische),  sorgen selbst für die Instandhaltung der Gegenstände, die Tolstoi einst gehörten. Die  Instruktoren und Lehrer sind bemüht, sich so wenig wie möglich in die innere Ordnung des Lebens der Kinder einzumischen; den Kindern wird volle Freiheit gewährt.  Dieses Reich der Kinder ist eine der größten Errungenschaften der Sowjetmacht. Dieses  Reich der Kinder ist der überzeugendste Beweis dafür, daß das Ideal des großen Schriftstellers und das Ideal des Kommunismus in ihren Endzielen übereinstimmen.


DIE SOZIALE FORDERUNG DER STUNDE
Gedanken und Vorschläge von Franz Oppenheimer, Berlin 1918.

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Überall in der kapitalistischen Welt verarmt das Großgrundeigentum an Bewohnerschaft,  während die Bauernbezirke um so stärker zunehmen, je kleiner und gleichmäßiger  verteilt der Besitz ist.

Aus Marx, Kapital, 1. Band, 25. Kapitel:

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„Das Wesen einer freien Kolonie besteht darin, daß die Masse des Bodens noch  Volkseigentum ist, und jeder Ansiedler daher einen Teil davon in sein Privateigentum  und individuelles Produktionsmittel verwandeln kann, ohne den späteren Ansiedler an  derselben Operation zu hindern... Die absolute Bevölkerung wächst hier viel stärker als im Mutterland..., und dennoch ist der Arbeitsmarkt stets untervoll. Der Lohnarbeiter von heute wird morgen unabhängiger selbstwirtschaftender Bauer oder Handwerker. Solange aber der Arbeiter für sich selbst akkumulieren kann, und das kann er, solange er Eigentümer seiner Produktionsmittel bleibt, ist die kapitalistische Akkumulation und die kapitalistische Produktionsweise unmöglich." Karl Kautsky sagt in  seinem Kommentar ohne Umschweife: „Damit hören Geld, Lebensmittel, Maschinen und andere Produktionsmittel auf, Kapital zu sein. Sie verwerten sich nicht."

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Alle Sachkenner sind darin einig, daß in Deutschland 1 hä Nutzland pro Kopf, also  ca. 5 ha pro Familie, durchschnittlich ausreichen, um eine bäuerliche Familie bei der  bestehenden Intensität der Ackerkultur und Viehhaltung voll zu beschäftigen und anständig  mittelständig zu ernähren. Die äußerste Grenze, bei der selbst bei extensivster Ackerkultur in verkehrsarmer Gegend auf geringem Boden ein Betrieb ohne Arbeiter auslangen  kann, liegt etwa bei 15 ha. Dafür beginnt die Selbständigkeit beim Bauern auf gutem  Boden oder in guter Verkehrslage bereits bei 2 ha, beim Gärtner auf noch bedeutend  kleinerer Fläche. Deutschland hat rund 32 - Millionen Hektar reines agrarisches Nutzland, zu denen noch etwa 2 Millionen geringe Weide und Millionen von Hektaren von kultivierbarem Ödland, namentlich von Hochmooren treten. Es könnte daher eine selbständige, mittelständige Bevölkerung von Bauern und Gärtnern in einer Anzahl von wenigstens  34 Millionen Köpfen ernähren. Seine gesamte Bevölkerung der Klasse A aber (Landund Forstwirtschaft, Jagd, Viehzucht, Fischerei usw.) beläuft sich auf nur knapp die Hälfte, 17 Millionen Köpfe insgesamt (mit Angehörigen). Wenn man also heute allen Landwirten Deutschlands pro Kopf einen Hektar Land geben würde, könnten an dem  übrigbleibenden Reste zunächst noch 17 Millionen „spätere Ansiedler die gleiche  Operation vornehmen". Es liegt also offenbar nicht an der Knappheit des Vorrats, sondern an seiner Monopolisierung durch Groß-Bodenbesitzer. Hören wir die Statistik: Von den knapp 17 Millionen der landwirtschaftlichen Bevölkerung wurden 1907 nicht weniger als 9'12 Millionen, also über die Hälfte, als „Arbeiter samt Angehörigen"  bezeichnet, hatten also gar kein Land oder nur unzureichende Fetzen.

Seite 14
Nach den preußischen Erfahrungen leben auf einem parzellierten Gut durchschnittlich  fast dreimal so viel Menschen wie vorher. Ebenso stark nimmt die Zahl des Großviehs, viel stärker noch die der Schweine zu. Die Staatssteuern steigen schnell auf das Dreifache.

Seite 15
Die Wanderung war unaufhaltsam am Werke, das Monopol des Groß-bodeneigentums  zu unterminieren.

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Vom Augenblick der Repropriation jenes Teiles des Großeigentums an stockt die Abwanderung vom Lande in die Stadt. Im Gegenteil: Es fließt städtische Proletarierbevölkerung in zwei Strömen aufs Land zurück. Der eine Strom sind Landkinder, die noch die  Kraft und Lust zu Landarbeit nicht verloren haben; sie verlassen die Fabriken und fordern ihren Anteil am Volkslande. Der zweite Strom sind gelernte Industriearbeiter, die sich den Genossenschaften anschließen, ein Stück Land fürs Haus, Werkstatt und Garten nehmen, aus den Staatskrediten bauen und Handwerksmeister werden. Krämer, Lehrer, Medizinalpersonal schließen sich ihnen an. Damit ist unserem ersten Postulat genügt, ein System  der Reform zu finden, das nicht die Städte zu Zentren einer maßlosen Zuwanderung macht.

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Auf der anderen Seite steigt die Nachfrage nach Arbeit und daher auch nach Arbeitern  ganz gewaltig, und zwar durch die Folgen der schnellen und umfassenden inneren Kolonisation. Viele Hunderttausende neuer anständiger Familienwohnungen entstehen. Auf dem Volkslande; viele von ihnen sind vollausgebaute Bauernstellen mit Scheune und Stall; die Genossenschaften kaufen lebendes und totes Inventar, meliorieren durch  Drainage, Entwässerung und Bewässerung, Straßenbau und Elektrisierung; der Staat  verdichtet das Netz der Chausseen und Eisenbahnen. Dazu kommt der Bau und die Einrichtung von Haus und Werkstatt der in die neuen Dörfer übergesiedelten Handwerksmeister, jener ehemaligen Fabrikproletarier. Ziegeleien und Zementfabriken, Schienenwerke, Holzbearbeitungswerke, Glas- und Ofenfabriken, Wagenbau, Kettenschmiederei, Sattlerei und Tischlerei, Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen, Drainageröhren, Eisenbahnwaggons, Lokomotiven wissen sich vor dringlichen Aufträgen nicht zu bergen; die Kohlen- und Eisenbergwerke, die Flußschiffahrt, der Seehandel und der Seeschiffbau,  die Eisenbahnen und Spediteure haben Hochkonjunktur, weil heimischer Rohstoff bewegt  und fremder massenhaft herangeführt werden muß. Bei den hohen Löhnen und dem  dringenden Bedarf wird die Einführung neuer arbeitsparender Maschinerie notwendig  und rentabel: alle Maschinenfabriken sind mit Aufträgen überlastet. Überall eine  kolossale Nachfrage nach Arbeit -- - und gesunkenes Angebot! Der Lohn steigt Sprungweise, Geld- und Reallohn. Der Arbeiter läßt seine Kinder etwas lernen, da er ihres  Beitrages jetzt entraten kann: eine ungeheure Armee von Rekruten der Arbeit kommt  vier, fünf Jahre später, und kommt qualifiziert zur Einstellung. Der Arbeiter zieht seine  Frau und viele ziehen ihre Töchter aus der Fabrik zurück; in den Gartenstädten haben  sie gesundere und nicht weniger nützliche Arbeit in Haus und Garten genug und er  hat es bei den hohen Löhnen nicht mehr nötig, „Weib und Kind unter den Dschagger- nautwagen des Kapitals zu schleudern". Wieder sinkt die „ aktive Arbeiterarmee" um Hunderttausende, vielleicht um Millionen, aber die Nachfrage nach Arbeit wächst  mit jedem neuen Bauern und Handwerker, der sich draußen ansetzt, immer stärker.  Und geht niemals wieder zurück! Denn wenn alles Land draußen von Produktivgenossenschaften und Einzelbauern voll besetzt ist, hat Deutschland einen agrarischen  Binnenmarkt, doppelt so stark an Köpfen und vielleicht zehnmal so stark an Kaufkraft  wie heute; und wir wollen nicht vergessen, daß auch der Lohn des Industriearbeiters  Kaufkraft ist für die Produkte anderer Industriearbeiter, Nachfrage nach ihrer Arbeit.  Wir wollen hier nicht auseinandersetzen, was geschehen wird, wenn Deutschland in  ein bis zwei Jahrhunderten vielleicht die 34 Millionen agrarischer Selbständiger in  mittelständischem Wohlstande beherbergt, die wir oben als seine heutige Kapazität  berechnet haben. Es ließe sich leicht zeigen, daß auch dann der Prozeß des Segens  sich nicht in sein .Gegenteil umkehren würde, und zwar, weil dann längst nicht mehr ein  voller Hektar pro Kopf erforderlich wäre, sondern viel weniger, etwa nur ein halber,  so daß die agrarische Bevölkerung sich noch einmal verdoppeln könnte, ehe eine Stauung  aufträte +). Lassen wir einer fernen Zukunft auch noch etwas zu erwägen und zu leisten.

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Es unterliegt heute gar keinen Zweifel mehr .. die letzten Untersuchungen von Keup  und Mührer haben es zur vollen Evidenz erhärtet -., daß der Bauer auf der gleichen  Gesamtfläche, obwohl ein größerer Teil 'von ihr für Wege und Grenzen  ausscheidet, sogar an Kornfürchten und an Zuckerrüben durchschnittlich mehr ererntet, als der Großgrundbesitzer, daß aber seine Produktivität in bezug auf Vieh und  Vieherzeugnisse ganz inkommensurabel größer ist; das gilt namentlich für Schweinefleisch,  Eier usw., aber auch für Rindfleisch, also gerade für die wichtigsten tierischen Lebensmittel.

Seite 25
Der Schluß ist nicht abzuweisen, daß es nur an dem Vorhandensein unerkannter Monopole  liegen kann, wenn das Einkommen der Kapitalisten so ungeheuerlich viel größer ist als  das der Arbeiter, und daß nichts weiter erforderlich ist, als diese Monopole abzubauen.  Dann müssen sich alle Einkommen ausgleichen, und nur die höhere Qualifikation wird  ein wenig mehr an Lebensgenuß haben als der Durchschnitt. Das ist für die Gesellschaft  vorteilhaft, weil es jeden zur Einsetzung seiner vollen Kräfte anspornt, jeden an die  beste Stelle bringt, den belebenden Wettkampf an die Stelle einer schläfrigen Bürokratie  setzt. Und das ist vor allem gerecht: denn jeder soll so viel aus dem gemeinsamen  Produkt erhalten, wie er dazu geleistet hat; wir wollen alle Ausbeutung abstellen; es  soll so wenig der Schwache den Starken ausbeuten dürfen wie umgekehrt.

Seite 27
Es wird durch die notwendigen Bauten usw. ein ungeheurer Binnenmarkt geschaffen,  der gleichzeitig den zurückkehrenden Arbeitern hoch entlohnte produktive Tätigkeit  und für den Handel, Gewerbe und Industrie eine langdauernde Hochkonjunktur bei  hohen Preisen garantiert.
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+) Das ist List-Careys „Gesetz der Kapazität". Bei steigender Volksdichtigkeit wächst der Rohertrag pro Fläche, weil  immer bessere Werkzeuge und Methoden angewandt werden, und noch stärker der Reinertrag, weil Urprodukte im  Verhältnis zu Gewerbsprodukten regelmäßig im Preise steigen müssen.

Die Auflösung der Städte Teil 2