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Das Wesentliche war nicht die Stadt selbst, denn
sie war nur ein Punkt an der Erdoberfläche. Das Wesentliche war das Prinzip Stadt, die
Moderne, die Zivilisation an sich. Die hatte, das sah Madelene, kein Ende mehr, sie hatte
die Erde vollständig eingesponnen. (...) Es gibt kein Draußen mehr, sagte sie.
Wenn es noch eine Freiheit gibt, muß sie drinnen zu finden sein. " Peter
Hoeg
Der in diesem Zitat sehr eindrucksvoll beschriebenen
Unendlichkeit der Städte, der Unendlichkeit des Bauens, die ihrerseits aber auch ein Ende
bisher dagewesener Werte unterstellt, möchte ich den Versuch eines Ordnungsprinzips,
eines ordnenden Werkzeuges entgegenstellen, mit dessen Hilfe der Umgang mit ausgewählten,
vielleicht auch besonders sensiblen Bereichen der Erdoberfläche besser beschrieben und
geplant werden könnte. Wie kann die Schaffung von Landschaften - innerhalb von
Landschaften - durch Interpretation und neue Denkstrukturen, sozusagen mit Hilfe einer
Freiheit des Drinnen" ermöglicht werden? Auf welche Weise sollten
Kulturlandschaften, Außenräume, die im Überlagerungsbereich von Architektur, Städtebau
und Landschaftsarchitektur bestehen, gestaltet oder sogar neu geschaffen werden?
Die aus dem Mittelalter stammende einstige Trennung
zwischen Stadt und Land damals noch durch unterschiedliche Rechtsbereiche
manifestiert - ist zunehmend überholt - in einigen Gebieten etwas weniger, in anderen
beinahe vollständig, Tendenz steigend. Die Städte ergießen sich in ihr Umland, breiten
sich in die Region aus, lösen sich auf, mutieren zu einem Einfamilienhaussiedlungs-
und Gewerbegebietsbrei". Gegen diese Entwicklung suchte bereits zu Anfang des
vorigen Jahrhunderts die Gartenstadtbewegung anzukämpfen. Die Verstädterung ganzer
Landstriche führt zunehmend zum Verschwinden historischer Räume und Landschaften, es sei
denn, man erhält sie gezielt und geschickt und mit einem gewissen Selbstverständnis. Um
dieses zur Erhaltung nötige Selbstverständnis zu erlangen, muß man wissen, was uns
historische Raumgrenzen, Stadtgrundrisse und Wegebeziehungen heute bedeuten und
Mechanismen die zu ihrer Erhaltung führen können, beherrschen.
Die Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land"
In dem Teil der Lausitz, um den es geht, dort wo
die IBA Fürst-Pückler-Land" stattfinden soll, sind die historischen
Räume wenn man sich mit der Charakteristik historisch" auf die
Städte-Landschaft die während der deutschen Ostsiedlung des Mittelalters in dieser
Region geschaffen wurde bezieht weniger durch eine Verstädterung beeinträchtigt
oder zerstört worden, sondern durch den Braunkohleabbau. Durch ihn wurde eine besondere
Situation, die sogar in einer neuen Topographie gipfelt und die auf einen bestimmten
Zweck, dem der Energiegewinnung mit Hilfe von Braunkohlekraftwerken ausgerichtet war,
geschaffen. Der Zweck überlebte sich in den letzten Jahren zunehmend, der Umsiedlung von
Dörfern folgt die Schließung des Tagebaus, das Ende von Braunkohlengruben. Einige
Kraftwerke, die durch ihre weithin sichtbaren Schornsteine und Kühltürme auch
Orientierungspunkte in der Landschaft darstellten, sind bereits abgebrochen worden. Die
Region hat in den letzten 10 Jahren einen rasanten Wandel durchlebt. Was blieb, ist jedoch
an vielen Stellen eine Landschaft, die auf den Betrachter wirkt wie ein Meer, auf dem noch
vereinzelt Bagger oder Förderbrücken schwimmen. Es ist bereits eine Neue
Landschaft". Allerdings eine, die zunächst einmal unbequem im Umgang ist und
ungeliebt. Ungeliebt bei demjenigen, der einst in ihr arbeitete und nun welche
Ironie am Rande der Grube steht, ungeliebt auch für den, dessen Haus dort stand,
wo nun der Tagebau klafft.
Neue Landschaften" Neue Landschaften" haben eine Tradition
in der Lausitz. Fürst Hermann zu Pückler-Muskau schrieb am 11. April 1847 aus Branitz:
Ich büffele unterdessen hier in Branitz wie
ehemals in Muskau, um wieder eine neue Oasis in der Wüste zu schaffen, was einmal meine
Bestimmung hienieden zu sein scheint. Mein Pfund habe ich in dieser Hinsicht nicht
vergraben, und werde vielleicht einmal in einem paradiesischen Thale der Sonne
belohnt."Ich büffele unterdessen hier in Branitz wie
ehemals in Muskau, um wieder eine neue Oasis in der Wüste zu schaffen, was einmal meine
Bestimmung hienieden zu sein scheint. Mein Pfund habe ich in dieser Hinsicht nicht
vergraben, und werde vielleicht einmal in einem paradiesischen Thale der Sonne
belohnt." 1
An anderer Stelle ist über ihn zu lesen:
Aus einer Sandwüste ist unter seinen Händen ein
Paradies geworden. (...) Erdbändiger nannte Rahel (Varnhagen, Anm.K.V.) ihn mit
Recht. Er hat hier mehr getan, als in Muskau, wo er eine Landschaft vorfand, hier mußte
er sie ganz erst schaffen." 2
Nun darf also das Fürst-Pückler-Land"
dem Namen des Visionärs aus dem 19. Jahrhundert Ehre erweisen. Der Umfang des Projektes
und die Mittel die zur Verfügung stehen sind natürlich heute ganz andere als zu
Pücklers Zeiten. Vergleichbar sind wohl die immensen Schwierigkeiten, mit denen Pückler
als Einzelkämpfer, der nur über begrenzte Mittel verfügen konnte, einst fertig werden
mußte und die komplizierte Lage, die eine Bauausstellung in einem dünn besiedelten und
mit sehr vielschichtigen Problemen behafteten Landstrich zwangsläufig haben muß.
Sinnvolle Konzepte zur Transformation dieser Region müssen auf die unterschiedlichen,
einander widersprechenden Problemebenen reagieren können. Das bedeutet, daß weder
bewährte Rezepte noch planerische Anarchie zu einem Ergebnis führen werden, welches der
Region hilft, den Strukturwandel erfolgreich zu bewältigen. Mit der IBA Fürst-Pückler-Land"
ist die Chance gegeben, eine neue eigene Identität für die Region aufzubauen und,
nicht zuletzt, für Bewohner und Besucher einen lebens- und sehenswerten Lebensraum zu
schaffen.
Im Ruhrgebiet genau am anderen, westlichen Ende
Deutschlands - versuchen Politiker, Planer und Bewohner schon seit einiger Zeit, neben
einer wirtschaftlichen Umstrukturierung, die für die Region neue Arbeitsmöglichkeiten
schafft, auch Wege zu finden, eine durch die Industrie geprägte Landschaft zu
transformieren. Die Auflösung der Städte in die sie umgebende Region hat hier ein für
Deutschland besonders fortgeschrittenes Stadium erreicht. Durch eine übergeordnete
Struktur von identitätsschaffenden Elementen soll nicht zuletzt auch dem urban
sprawl" entgegengewirkt werden. Innerhalb der im vergangenen Jahr zu Ende
gegangenen IBA Emscher Park, wurde mit den landmarks", die eine
Landschaft thematisch verbinden, ein sehr eindrucksvoller Versuch gemacht, eine zerfließende"
Städte-Landschaft strukturell zu fassen und durch Kunstprojekte neu zu formieren, zu
ordnen3. Ordnung bedeutete dabei nicht Harmonie, sondern auch die Kultivierung
von Gegensätzen: begrünte Halden, in denen sich Pflanzen und Tiere ganz
natürlich" ansiedeln können, liegen neben bewußt aus Hochofenschlacke
gestalteten Plateaus, auf denen Objekte wie der Tetraeder" oder die Bramme
für das Ruhrgebiet" stehen. Das ehemalige Stahlwerk Meiderich paßt sich
tagsüber mit seinen korrodierten Oberflächen den noch bestehenden Stahlwerken und
Industriebauten an, des nachts erstrahlt es in bunten Farben, edle Gastlichkeit findet
sich hier im alten Pumpenhaus: Kontrast per Konzept.
Auch bei der IBA Fürst-Pückler-Land"
ist es angebracht und geplant, den widersprüchlichen Charakter der Region, zwischen
Spreewald-Idylle und Abraumhalde zu erhalten, möglicherweise sogar gestalterisch zu
übersteigern.
Gerade die Überlegung, daß sich die durch das Fluten der Tagebaue entstehende
Seenlandschaft, der rekultivierte Tagebau oder die Erhaltung von Restlöchern mit
zugehörigen Maschinen und Geräten, weder ausschließen, noch als allein
zufriedenstellende Konzeptionen gesehen werden dürfen, führt gedanklich weiter, zu einer
anderen, vergleichbaren Problematik: Die vor dem Hintergrund von Denkmalpflege und
Stadtgestaltung entwickelte Idee der Formulierung von Stadtthemen" für
einzelne Städte des Landes Brandenburg, könnte daher in einer gedanklichen Nähe zur
Idee der Schaffung von Einzelprojekten, sogenannten Aktivposten", im
Rahmen der IBA Fürst-Pückler-Land", gesehen werden.
Grundsätzliche Überlegungen zum denkmalpflegerischen Umgang mit der historischen Städte-Landschaft"
des Landes Brandenburg und beim Umgang mit einer von die Industrie und Tagebau
geprägten Kulturlandschaft haben Ähnlichkeiten.
Historische Städte im Land Brandenburg
Den Ausgangspunkt meiner strategischen Überlegungen
bilden die im Mittelalter im Zuge der deutschen Ostsiedlung entstandenen Städte zwischen
Elbe und Oder. Sie liegen zum Teil im heutigen Bundesland Brandenburg, zum Teil sogar
direkt in der Niederlausitz. Historisch entstandene Räume und Grenzen, werden dort, zwar
langsam, aber zunehmend verändert, umbaut, überbaut, verdichtet.
Die Städte sind Bestandteil einer zusammenhängenden märkischen Kulturlandschaft. Die
Landschaft, als ein anschaulich sinnvoll ausgrenzbarer Teil der
Erdoberfläche"4 umfaßt neben den Städten auch die typischen
Dörfer, Gemeinden und Einzelgehöfte, die Wohnhäuser, landwirtschaftlichen Flächen und
Wälder, die Flüsse und Seen etc5. Ein wesentliches verbindendes Element und
kleines Zentrum dieser Kulturlandschaft ist die brandenburgische Stadt",
mit dem typischen, während der Ostsiedlung entstandenen Grundriß, der Stadtbefestigung,
der Stadtkirche, dem Rathaus und dem Marktplatz und soweit vorhanden, der historischen
Wohnbebauung. Im ausgehenden neunzehnten und beginnenden zwanzigsten Jahrhundert begann
man mit der Anordnung von Villenvierteln, von Industrie außerhalb der Stadtmauern. Einige
Städte scheinen noch immer vergangenen Jahrhunderten anzugehören, Einwohnerzahlen von
1200 bis 4000 Einwohnern verdeutlichen dies. Andere Städte wurden unverhältnismäßig
vergrößert, wurden Großstädte. Nach 1945 erfolgte eine Neubebauung kriegszerstörter
Innenstädte, zunächst mit traditionellen Bauweisen, später zunehmend in der Großblock
bzw. Großplattenbauweise. Die wertvolle Bausubstanz der Innenstädte, wurde vielfach dem
Verfall und in einigen Fällen dem Flächenabriß preisgegeben. Parallel dazu entstanden
neue Wohngebiete außerhalb der historischen Altstadt. Trotzdem blieb die Ausbreitung der
Städte in die Region partiell und Brandenburg als Flächenland verhältnismäßig dünn
besiedelt. Der Beginn einer starken Bautätigkeit, einer raschen Besiedlung der Landschaft
erfolgte nach 1990 in erhöhter Geschwindigkeit. Es kam zur Anordnung peripherer
Einkaufszentren und zur großflächigen Ansiedlung von Einfamilienhäusern vor den
Städten.
Wirtschaftliche Entwicklungen und damit einher gehende planerische Überlegungen werden in
Zukunft zu weiterer Anpassung der Städte an die aktuellen Bedingungen führen6.
Dabei gilt es, diesen Prozeß so zu beeinflussen, daß die kulturelle Identität von Stadt
und Umland erhalten bleibt.
Die Bedeutung der im Mittelalter entstandenen brandenburgischen Städte-Landschaft"
geht über die einzelne Stadt, deren Innenstadt möglicherweise als Flächendenkmal
deklariert ist, das einzelne Denkmalensemble oder das singuläre Denkmal hinaus. Sie ist
nicht allein durch die Verbreitung und die typische historische Gestalt von Städten der
Ostsiedlung charakterisiert, sondern durch weitere Merkmale - topographische,
entwicklungsgeschichtliche, soziale7. Im Idealfall sollte dem Schutz des
Einzelobjektes im Ensemble die Einbeziehung des Ensembles in sein Umland, in dem wieder
bestimmte Elemente für erhaltens- bzw. schützenswert befunden wurden, folgen.
Denkmalpflege wird dabei zum regionalplanerischen Anliegen8 9 und fördert die
Identität einer Region.
Allein die Unterschutzstellung von Landschaftsteilen" reicht jedoch
nicht aus, um einen dauerhaften Schutz dieser historischen Sachzeugnisse zu garantieren
wichtig ist die frühzeitige Einbeziehung des Schutzgedankens in den Entwurfs- und
Planungsprozeß. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der Durchsetzung eines
integralen Konzeptes sowie eines sachkundigen Umgangs.
Strategische Überlegungen und die Entstehungsgeschichte
der Stadtthemen"
Eine mögliche Antwort auf diese Fragen, in Form
einer strategischen Vorgehensweise, ist die Idee der Stadtthemen". Sie
sind das Ergebnis einer mehrjährigen Forschungsarbeit, welche die Denkmalpflege
mittelalterlicher Stadtbefestigungen von brandenburgischen Städten behandelt10.
Im Verlauf der Arbeit wurde die historische Stadt immer mehr zum verbindenden Element der
Kulturlandschaft und gewann zunehmend an Bedeutung.
Die Formulierung von Stadtthemen" basiert darauf, daß die betrachtete
Stadt hinsichtlich ihrer baulichen und städtebaulichen Entwicklung, in diesem Fall unter
zentraler Beachtung der Stadtbefestigung, analysiert wird. Das Ergebnis zeigt das Typische
der Stadt, sozusagen ihre historische und bauliche Identität, ihre urbanen Eigenheiten,
ihre topographischen Gegebenheiten sowie Besonderheiten im bisherigen Umgang mit den dort
befindlichen Denkmalen. Der Analyse werden dann ein oder mehrere Themen" zugeordnet,
welche die Ergebnisse in Kurzform zusammenfassen und dabei auf wesentliche typische
Merkmale der Stadt reagieren. Die vollkommene Übereinkunft mit den denkmalpflegerischen
Zielen und den Denkmalschutzgesetzen ist in diesem Fall eine Grundvoraussetzung für eine
sinnvolle Anwendung dieser Idee.
Stadtthemen" können sich überlagern, für eine Stadt sind mehrere
Themen möglich, sie sind eine Denkstruktur, ein Werkzeug, eine Möglichkeit des Handelns.
Stadtthemen" sollen letztlich zu einem modularen System, was viele
Facetten und Problembereiche abdecken kann, führen. Ihre Formulierung muß durch
Fachleute, in einem Prozeß der durch Diskussion und Meinungsbildung gekennzeichnet ist,
erfolgen. Bei der Behandlung denkmalgeschützter Einzelobjekte und Ensembles gibt es zwar
bestimmte Grundsätze, aber keine allgemeingültigen sondern nur individuelle Lösungen.
In der Einschränkung durch ein Thema liegt gerade eine große Freiheit in der praktischen
Umsetzung: die Freiheit des Drinnen". Denkmalpflegerische Prämissen und
aktuelle Entwurfsideen können, ohne den Gesamtzusammenhang zu verlieren, in die
Denkstruktur integriert werden. Der umfassende theoretische Ansatz kann dazu beitragen,
ein Spektrum unterschiedlicher Herangehensweisen zuzulassen, eine Vereinheitlichung zu
vermeiden und dennoch die Erhaltung und Pflege der Denkmale als Ziel zu bewahren.
Denkmalschutz und -pflege können damit ganzheitlich, als wesentliche
identitätsschaffende Faktoren wirken, ohne dabei auf den Aufbau historischer Ensembles
oder auf den Schutz von Fassaden ausweichen zu müssen. Auch die Entweder-Oder-Lösung"
in dem Sinne, entweder das Denkmal wird im vorgefundenen Zustand konserviert oder
abgerissen, wird bei einer neuen Sichtweise hinfällig11.
Stadtthemen fordern und fördern das Begreifen einer Städte-Landschaft",
die Wahrnehmung der Komplexität von Stadt, städtebaulichem Denkmal und Region. Wenn es
gelänge Stadtthemen in Übereinstimmung mit den brandenburgischen Städten nicht nur
schriftlich sondern auch baulich zu definieren, könnten die Städte der Ostsiedlung in
der Mark Brandenburg in ihrer Einzigartigkeit auch in Zukunft eine unverwechselbare
Denkmallandschaft in Europa sein, ohne Tendenzen der Stadterneuerung negieren zu müssen
und ohne ein riesiges Freilichtmuseum zu werden.
Abschließende Gedanken
Von der Struktur vergleichbar mit der historischen
Stadt" als kleinem Zentrum der märkischen Kulturlandschaft wären die landmarks",
als Kristallisationspunkt der IBA Emscher Park oder die Projekte bzw. Aktivposten"
der IBA Fürst-Pückler-Land". In diesen Zentren oder Themen",
die einer Gesamtkonzeption angehören, verdichtet sich die gestalterische Idee: Zum einen
wenn dieser Anspruch besteht - als Erhaltung von Bestehendem, zum anderen, als
Projekt zur Neustrukturierung der Region. Unterschiedliche Objekte können in einem
Zusammenhang gestellt und präsentiert werden: So können die Stadtthemen"
städtische Attraktivität bereits zu einem Zeitpunkt formulieren, zu dem diese noch nicht
vorhanden ist und Interpretationen im Zusammenhang mit bereits durchgeführten baulichen
Maßnahmen ermöglichen. Sie können aber auch, als reine Denkstruktur eingesetzt, nur im
Ergebnis sichtbar werden12.
Eine thematische Akzentuierung hilft dem Besucher, die
innere Einheit der Projekte der IBA Fürst-Pückler-Land" besser zu
verstehen. Wichtig für den Betrachter ist nicht allein der Inhalt, sondern auch die Art
und Weise der Präsentation. Sie hilft, Zusammenhänge oder die Identität einer Region zu
erkennen. Mit dem Abriß historisch entstandener Landschaftsteile, der Umsiedlung von
Dörfern, ist ein Defizit an Identität und eine Orientierungslosigkeit entstanden. Die
IBA Fürst-Pückler-Land" wird dann erfolgreich in der Region wirken,
wenn sie dem Bewohner und Besucher wirksam präsentiert und verständlich gemacht wird.
Könnte eine Thematisierung der Landschaft" nicht dabei helfen? Bei den Stadtthemen"
in historischen Städten muß das Denkmal eine zentrale Rolle in diesem Prozeß einnehmen,
bei der IBA Fürst-Pückler-Land" stellen die einzelnen Projekte die
Zentren dar. In ihnen kann es um ein Erhalten", wie bei der Gartenstadt
Marga oder um ein Gestalten" wie bei der Umformung der einzelnen
Tagebaue gehen.
Unsachgemäß eingesetzt und falsch interpretiert birgt ein
Thema", wie jedes Hilfsmittel oder Werkzeug, auch Gefahren in sich.
Bewußt und fachlich korrekt angewendet erleichtert es eine präzise Planung, die
Diskussion und Rezension abgeschlossener Arbeiten und die Reaktion auf verschiedene,
individuelle Situationen. Ein Thema zu formulieren, bedeutet keine Harmonisierung oder
Gleichschaltung, im Gegenteil: Es geht um den Versuch, ganz individuelle Ansätze planbar
zu machen. Weder eine Seenlandschaft mit Uferbäumen, die alle gleichzeitig schnell
wachsen, weder die alleinige Verfüllung noch die durchgängige Konservierung von
Braunkohlengruben, einschließlich der Förderbrücken und Bagger wird dem Fürst-Pückler-Land"
Leben einhauchen. In der Vielfalt, innerhalb eines übergeordneten und präsentablen
Konzeptes, in dem sich die Einzelprojekte möglicherweise entlang des geplanten Fürst-Pückler-Radweges"
oder Kutschweges" aufreihen, hat das konservierte Tagebaurestloch, neben
dem Badesee oder dem brandenburgischen Herrenhaus, neben der Förderbrücke oder dem
Kunstobjekt, seine Berechtigung. Wenn gewachsene Strukturen neuen
Landschaften" - hier in einem mehrfach überlagerten Begriffsverständnis -
weichen, von der deutschen Ostsiedlung zu den Parks von Pückler, von der
Kraftwerkslandschaft in der DDR über den stillgelegten Tagebau bis zur IBA Fürst-Pückler-Land",
ist es des Planers Pflicht, Identität und Orientierung für den Bewohner zu ermöglichen.
Das Ruhrgebiet wurde zu einem starken Stück Deutschland", in dem sich
die Bewohner weitestgehend mit der Region und mit den IBA-Projekten identifizieren. Die
Lausitz und auch ihre Bewohner sollten in der IBA Fürst-Pückler-Land"
die einzigartige Chance erkennen und können dann vielleicht einmal in einem
paradiesischen Thale der Sonne belohnt"13 werden.
Anmerkungen:
1 Petzold, Eduard (1874); S.35
2 Ilsemann, Theobald Fr. (1901); S.55
3 Siehe dazu: Mensch, Bernhard / Pachnicke,
Peter (Hrsg.); Routenführer Landmarken Kunst (1999)
4 Breuer, Tillmann (1982); S.232/233
5 Der Begriff Kulturlandschaft",
als Begriff der Historischen Geographie: Der Kulturlandschaftsbegriff der
Historischen Geographie ist somit ein ganzheitlicher mit einer räumlich geographischen
und einer zeitlich historischen Komponente.(...) Dabei bedient sich die Historische
Geographie sowohl der quer- als auch der längsschnittlichen Betrachtungsweise.
Dementsprechend kann in ihrem Sinn unter historischer Kulturlandschaft einerseits eine
Landschaft verstanden werden, die in der Vergangenheit bestand, andererseits ein
Ausschnitt aus der aktuellen Kulturlandschaft, der in besonderem Maße von
historisch-fortdauernden, sogenannten persistenten Elementen bestimmt wird." Eidloth,
Volkmar / Goer, Michael (2/96); S.148
6 Siehe auch: Aktuelle Daten und
Prognosen; Bonn (1989)
7 Für die Gesamtheit der brandenburgischen
Städte kann an dieser Stelle vom nachfolgenden Zitat abstrahiert werden:
Verkehrsdenkmale müssen grundsätzlich raumgreifende Landdenkmale sein. Wer nur
Bahnhöfe unter Denkmalschutz stellt, hat an der eisenbahngeschichtlichen Leistung ebenso
wie an der verkehrspolitischen vorbeigesehen." Breuer, Tillmann (1982); S.233
8Ohne ihre Vernetzung im
kulturlandschaftsgeschichtlichen Gesamtzusammenhang sind diese Einzelelemente jedoch nur
Steinchen eines unbekannten Mosaiks. Ihre Erfassung, Beschreibung und Analyse muß immer
der Erfassung, Beschreibung und Analyse der historischen Kulturlandschaft dienen, und
dieses Ganze ist sowohl in funktionaler als auch in physiognomisch-ästhetischer Hinsicht
immer mehr als die Summe seiner Teile."; Eidloth, Volkmar / Goer, Michael (2/96);
S.152
9 Das brandenburgische Denkmalschutzgesetz
ermöglicht dies insofern, als daß im Begriff des Denkmalbereiches neben Stadt-
und Ortsteile(n), Siedlungen, Gehöftgruppen, Straßenzüge(n), Wehrbauten und
Verkehrsanlagen (...)" auch Landschaftsteile" eingeschlossen
worden sind. Denkmalschutzgesetz Brandenburg (22. Juli 1991); §2(3)
10 Siehe dazu: Voss, Kaija ; Mittelalterliche
Stadtbefestigungen im Land Brandenburg Ein Beitrag zu Denkmalpflege und
Stadtgestaltung; Weimar 1999
11Der Denkmalpfleger kann sich heute
nicht auf die eingeübte Rolle des Anwalts beschränken im schlimmsten Fall mit dem
Ergebnis: Theorie gerettet, Denkmal kaputt, sondern er muß die Qualitäten eines
Bewährungshelfers entwickeln, um die Rehabilitierung seiner Schützlinge auf Dauer zu
garantieren garantieren. Die Rollen haben sich damit gleichsam verkehrt, der
Denkmalpfleger zum Überlebensmanagement seiner Denkmale beitragen." Engel,
Helmut (1999)
12Stadtthemen" haben
auch wenn ihr Name bewußt plakativ gesetzt wurde nichts mit Themenparks"
zu tun.
13 Petzold, Eduard (1874); S.35
Literatur
Aktuelle Daten und Prognosen zur räumlichen Entwicklung:
Städte und Stadtregionen im Vergleich; Bonn: Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und
Raumordnung, (Informationen zur Raumentwicklung; 1989, 11/12); Bonn 1989
Breuer, Tilmann; Stadtdenkmal und Landdenkmal als
Grenzbegriffe der Baudenkmalkunde (1982); zitiert nach: Huse, Norbert (Hrsg.);
Denkmalpflege. Deutsche Texte aus drei Jahrhunderten; München 1984; S.231-234
Burckhardt, Lucius; Sichtbare und unsichtbare Ränder; in:
Deutsche Bauzeitung, 6/1994; S.116/117
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Denkmalschutzes und der Denkmalpflege im Land Brandenburg; in: Modell Brandenburg
(ICOMOS-Tagung); (hrsg. vom Deutschen Nationalkomitee von ICOMOS und der GSW -
Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Berlin/Brandenburg); Hefte des deutschen
Nationalkomitees; Heft VI; 1992; S.10ff.
Eidloth, Volkmar / Goer, Michael; Historische
Kulturlandschaftselemente als Schutzgut; in Denkmalpflege in Baden-Württemberg; 2/96;
S.148ff.
Engel, Helmut; Mehr als ein Anwalt; Neues Bewußtsein bei
Denkmalpflegern: vom Beschützer zum Manager; in: Nach vorne denken. Denkmalmanagement in
Berlin; Stadtforum (Journal für ein nachhaltiges Berlin); Nr.37/38; August 1999; S.27
Gebeßler, August; Schutz und Pflege von Baudenkmälern in
der BRD - Ein Handbuch; München 1980
Gesetz über den Schutz und die Pflege der Denkmale und
Bodendenkmale im Land Brandenburg (Denkmalschutzgesetz) vom 22. Juli 1991
Hoeg, Peter; Die Frau und der Affe; (rororo; Hamburg 1999);
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Voss, Kaija; Mittelalterliche Stadtbefestigungen im Land
Brandenburg Ein Beitrag zu Denkmalpflege und Stadtgestaltung; Weimar 1999
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