Thema
4. Jg., Heft 2
Februar 2000

Peter Schuhmacher

Landschaftsschichtungen

 

Vorbemerkung
Die mir von der Redaktion für die zweitägige Konferenz zugedachte Aufgabe des Zuhörens, um dann in einer Zusammenfassung ein mögliches Ergebnis, zumindest eine erkennbare Richtung des weiteren Vorgehens anzudenken, war nicht leicht.
Aber die intensive Mitarbeit an dem der Lausitz dienenden Projekt 'Die Neuen Medien, die Stadt und die Grenzen' des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft, dessen Gremium Architektur ich leite, hat mich für dieses einmalige Land sensibilisiert. Eine aus dem Bauhaus herrührende Freundschaft mit Rolf Kuhn gab mir den Mut, offen das Gehörte mit parallel Bedachtem zu verbinden. Die Kürze der Nacht zwischen "Gestern" und "Heute" macht Lücken unvermeidbar. Dennoch habe ich es gewagt, - ich hoffe, Sie verzeihen mir meine Unzulänglichkeit!

 

Der aufmerksame Zuhörer der zweitägigen Konferenz konnte eine Fülle von Stichworten aufschnappen, die  sich als Realität und als Wunsch mit der Lausitz verbinden. Die folgenden Zitate und das Schaubild fassten diese Anmerkungen zusammen:

Lausitz
Land der Wälder, der Wildnis und der Wunder
Land der weißen Hauben, der bunten Trachten und der gelben Bergmannshelme
Land der Dichter und Poeten
Land des Denkens
Land der Parks und der Wüsteneien
Land des sanften Gleitens über Spreearme und Seen
Land der Mythen und Sehnsüchte
Land der technischen Wunder
Land voll von Kultur und Kunst

Die  Zitate zeigen:

Der Lochreflex "springt zu kurz", wer in Löchern denkt, der erwähnt "ein Nichts mit etwas darumherum".
Wer Lausitz denkt, sollte dies nicht "klein", er darf und muss es "groß" tun.

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Wer größer denkt, erfindet für den Extremsportler

"Sand-golfing"

"Wasser-Extremrennfahren"

"Thermik-schweben

und nutzt die besonderen Bedingungen der Geografie und des Kleinklimas der Lausitz. Schraffiert habe ich "utopische Ideen" angemerkt. Warum sollen wir keine Träume haben dürfen? Technisch und vielleicht sogar finanziell sind solche Ideen durchaus realisierbar. Auch der Suezkanal galt als Hirngespinst.

Heinrich von Kleists Prinz von Homburg endet mit dem Satz: "verflucht mit allen Feinden Brandenburgs" -

Vorträge der landschaftssensiblen Soziologen und die Ausspache haben gezeigt:
kommen Sie in die Lausitz und erleben Sie mit Ihren Sinnen, dem Hören, dem Riechen, dem Fühlen und dem Sehen dieses wundervolle Land.

Warum sollte die wegen ihrer Wirtschaftlichkeit von der Bahn  in Frage gestellte Magnetschwebebahn nicht als Kulturrelais die Museumsinsel Berlin mit einer neuen Museumsinsel in Cottbus verbinden, dort wo heute das stillgelegte Kraftwerk auf seine neue Bestimmung zur Aufnahme der Brandenburgischen Kunstsammlungen wartet?!!

Warum sollten künftig nicht Oderhochwasser kanalisiert helfen die früheren Braunkohlengruben zu fluten?!!

Warum sollte die erste Tiefenbohrung zur Nutzung der Magmaernergie nicht in der Lausitz niedergebracht werden?!!
- Geothermalkraftwerke sind keine Utopie

Warum sollte nicht frei nach Disney's Film auch für die Lausitz gelten: "Die Wüste lebt"?!!

Nur  mit dem Rekultivieren  von "Löchern" bleiben Sie im Abseits, - im Dunkel -, warum sollte sich der Wandel nicht für alle interessant im Lichte vollziehen?

Schaubild 1:

Die Pyramiden als Logo für die IBA-Fürst-Pückler-Land

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* Pyramiden sind "aufwärts" gerichtet Monumente ihrer Zeit; wer keine hat deklariert gewaltige Berge wie z.B. das Matterhorn zum idealitätsstiftenden Symbol, (logo) und verkauft den nachgebildeten Toblerone-Riegel als Marketingauftritt für die "freundliche und Milch und Schokolade liebende Schweiz". (Marketing)
* Pyramiden sind Ausdruck unzerstörbarer Kultur, weder Errosion noch Missbrauch als Steinbruch noch Napoleons Kanonen konnten jene von Gizeh zerstören.
* Die Pyramide als Tumulus - oder unantastbares Grabmal - des Fürsten von Pückler bliebe zwar, was die Unantastbarkeit betrifft, ein gebauter Traum; Im Branitzer Park berichtet jedoch der im Boden liegende unsichtbare Teil der Pyramide, nämlich der in die Tiefen der geologischen Sedimentalstruktur der Lausitz reichende Tetraeder über den in Millionen von Jahren gewachsenen Aufbau und die kurzfristig vollzogene gnaden- gedanken- und zukunftslose Umstülpung der Erdkruste in eine up-side-down-Lausitz.

Das Schaubild muss man in Ruhe studieren:
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In zwei Zeitachsen wird die Erdgeschichte angedeutet. In der vertikalen, die seit etwa 200 Millionen Jahren gewachsene Sedimentation - einschliesslich der relativ jungen Braunkohle, und  in der horizontalen Achse, die seit dem Pyramidenbau in Branitz (Bau- und Sterbejahr) vollzogene Landschaftsveränderung. Die aufgewühlten Schwefelkiessande verloren dabei die vor Oxydation schützende Grundwasserhülle, der Mikrobazillus Ferroxidans konnte eine säurebestimmtes Wassermilieu auslösen, das nur sehr schwierig normalisiert werden kann. Herr Grünewald von der BTU ist der erfahrene Wissenschaftler auf dem Gebiet. Das Bild also zeigt, dass eine Pyramide als Spitze des Eisberges "aus dem Boden bzw. dem Wasser ragt" und den Menschen eine zweifache Symbolik lehrt.

Auch das folgende Schaubild geht von der Pyramide aus:

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Es faltet die vier Seiten auf und kennzeichnet diese mit den Stichworten Energie (für Braunkohle), Wasser für die Spree, Neiße, Schwarze Elster und das Seengebiet samt der Grundwasserströme, sowie die Landschaft und deren Architektur bis zur hergebrachten und der digitalen Technik und Information. Die Überlappung der Felder macht deutlich, dass die Thematik  des Wassers und der digitalen Technik zunimmt und bestimmend wird, die Landschaft behauptet ihre Position und baut diese aus, die Energie entwickelt sich als fossile Basis aber zurück; die jeweiligen Zeitachsen beschreiben die denkbare zeitliche Dimension.
Geht man so an die Pyramiden als Logo der Internationalen -Bau-Ausstellung Fürst-Pückler-Land heran, so werden die geometrische Form, wie auch der Name "Fürst Pückler" zur glaubwürdigen und verständigen Interpretation der gestellten Aufgaben.

Wie könnte man sich aus dem in der Konferenz Vorgetragenen, dem Assoziierten und dem im Rahmen eines einjährigen Architekturwettbewerbes gemeinsam mit den Professoren Baller, Nagler und Führ erlernten Wissens, eine Organisations- und Arbeitsform vorstellen?

Dazu ein Schaubild, das ich erläutern möchte:  

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Anmerkungen zum Schaubild:
Die aus zahlreichen Beiträgen der Konferenz ableitbaren Forderungen lassen sich auf eine Kurzformel bringen: Für die Lausitz denken, dabei national agieren aber europäisch gestalten und deshalb vergleichbare Sachverhalte global erforschen und analysieren und mit der Lausitz eine international beachtetes Beispiel setzen.

Konferenz, Neue Kulturlandschaft Lausitz - Arbeits- und Lebenswelt für die Zukunft

Die Stufen zum Erfolg:

- aufgezeigt durch die Konferenz -

1.Stufe Alle Vorträge und Diskussions-Anregungen haben die grundsätzliche Problemstellung der Lausitz klar angesprochen und schlüssige Wege zu klaren Aufgabenstellungen definiert
2.Stufe Diese Art des Gespräches durch behutsames Analysieren ist und bleibt auch künftig wichtig; die europäische Energiepolitik kann durchaus neue kritische Zeichen setzen, umso wichtiger wird das Zusammenstehen "Niemand, auch nicht die Lausitz, ist eine Insel"!
3.Stufe Machen und Umsetzen ist wichtiger als Zerreden; Investoren wollen Konzepte, - Visionen alleine genügen nicht. Behutsamkeit ist zwar geboten, aber ohne eine sich immer enger verzahnende Umsetzungs-Strategie kann das große und global beispielgebende Werk nicht gelingen.
4.Stufe Jeder der tragenden Säulen sind klare Aufgaben gestellt, ich erwähne beispielhaft:
- die Landesregierung verantwortet Land und Landschaft, erfüllt den Einigungsvertrag, plant für die Lausitz als Teilregion Brandenburgs eine sichere, kulturell qualitätsvolle Zukunft.
- die Brandenburgische Technische Universität und die Fachhochschulen sind unabhängig der Wissenschaft verpflichtet; aber gerade dadurch können diese Kritisches objektivieren. Wissen und (Aus- und Weiter-) Bildung werden damit zum Nukleus einer zukunftsorientierten Lausitz. Eine vom Mitdenken, Mitarbeiten und dem sich identifizierenden Miterleben getragene NEUE Lausitz ruft alle Kräfte zur Mitarbeit auf, die weiteren Säulen nennen diese gesellschaftlichen Gruppen beispielhaft.

Aller gemeinsames Ziel muss es sein, sich einzubringen und dabei eine klare Sprache zu sprechen

Die tragenden Säulen arbeiten auf die IBA "Fürst-Pückler-Land" zu; diese erhebt jedoch keinen Allein-Darstellungsanspruch, sondern sie nutzt die direkte kraftvolle Unterstützung der "Fachleute". Daraus folgt die Logik der Inschrift im Fries:

Gemeinsam

überzeugen und gemeinsam Eintreten!

Das Tympanon, bzw. - um im Bild des gemeinsamen Hauses Lausitz zu bleiben - das "Dach" sagt aus:
nur gemeinsam wird es gelingen

  • den Anforderungen des Rekultivierungsauftrages

  • den Reaktionen auf eines sich weiter verschärfenden europäischen Energieweltwertes,

  • den Zielen der Landesplanung,

  • den Wünschen der Bürger und Gemeinden sowie

  • der nachhaltigen Umweltfürsoge einer ästhetisch schönen Landschaft der weitgerühmten Lausitz als attraktive Erholungs- und Wirtschaftsregion
    zu entsprechen.

Aus Bild und Leistungsprofil erwächst die verstärkte unverwechselbare Identität der Lausitz.

 

 

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