Es ist sehr misslich, in einer Ueberschrift von drei Worten zwei
Fremdwörter zu verwenden, aber für das, was ich
beschreiben möchte, fällt mir nichts
anderes ein. Es handelt sich um eine Wohnung, es sind deren in diesen
Blättern im Laufe
der Jahre schon Dutzende beschrieben worden; auf die vorliegende will
der allgemeine
Ausdruck nicht passen. Es geht mir damit, wie es den Kritikern mit den
ersten
Impressionisten erging, die Bezeichnung Bild, Gemälde war
ihnen nicht genug, trotzdem im
Prinzip die Sache dieselbe geblieben, und die Maler zerbrachen sich
damals die Köpfe nach
neuen Titeln.
Im Prinzip ist jede Wohnung ein Milieu, sobald nur jemand darin wohnt;
der Unterschied
liegt in dem, was in der Malerei die Impressionisten als ihre
Schöpfung bezeichnen zu
können glauben, in der Atmosphäre. Der Deutsche hat
mehrere Jahrzehnte sich in seiner
Wohnung ohne Atmosphäre beholfen und noch heute fristen
Millionen ein schattenloses
Dasein; sie ziehen ein und aus, ohne Spuren zu hinterlassen; die
Organisation der grossen
Städte, das rationelle Prinzip der Mietswohnung, das dahin
drängt, aus dem Zimmer die
Kabine eines Schlafwagens zu machen, helfen mit, rührige
Architekten thun das ihrige.
Man kann Atmosphäre in einer recht greulichen Wohnung haben;
das haben unsere Eltern
bewiesen, sie lebten ahnungslos dahin, ohne einen Schimmer der
dekorativen Wiedergeburt,
mit denen ihre Söhne sich trugen. Und doch wie
gemütlich hatten sie's! Wer sehnt sich
nicht von der unpersönlichen Pracht, von der rationellen Logik
einer nach allen Regeln
der Kunst modernen Wohnung in unbeobachteten Momenten in die stille
Scheusslichkeit der
guten, alten Wohnstube zurück!
Wir fangen an, moderne Wohnungen zu bekommen, nun Fehlen nur noch die
Menschen dazu,
Leute, die sich die modernen Dinge natürlich zu machen
verstehen, die dem Neuen das immer
peinliche Neue nehmen, sich in dem Stil stilgerecht bewegen, Leben
hineinbringen,
Atmosphäre.
Dazu gehört zweierlei, gewisse Eigenschaften der Wohnung wie
der Bewohner. Man muss
ehrlich genug sein, zu gestehen, dass die Moderne es den Bewohnern
nicht immer leicht
macht, diese Qualitäten zu äussern. Es giebt in der
modernen Dekoration z. B. Dinge, die
schlechterdings beziehungslos bleiben müssen, so wenig sind
sie aus dem Geist des
friedlichen Bewohners gedacht. Sie sind Belege einer mehr oder weniger
tiefen
Originalität und eignen sich am besten zu dem heutzutage nicht
zu übersehenden Zweck, in
Kunstzeitschriften abgebildet zu werden. Alles das war und ist recht
gut, es lassen sich
in dieser Welt die einfachsten Dinge nicht ohne Kampf erreichen, und
diese dekorativen
Symptome waren die Kriegsflaggen im Kampfe und wenn sie rechtzeitig in
die Ecke gestellt
werden, soll man sie doppelt schwer mit Lorbeer behängen. Man
konnte die Ornamente der
alten Zeit nicht mit der kühlen Logik bekämpfen, dass
es überhaupt nicht des Ornaments
zur Seligkeit bedarf, sondern brauchte neue Ornamente.
Das allzu Menschliche bringt es mit sich, dass man dabei den
eigentlichen Zweck ins
Hintertreffen geraten liess. Wir mussten der Welt Beispiele unserer
ungeheueren
Originalität geben, um uns nachher um so sicherer ihrer
entledigen zu können. Welcher
lebenslustige Jüngling ist nicht in der ersten Ballsaison der
Versuchung unterlegen, aus
seinem Schneider einen Dichter zu machen und berauschende Westen und
Fracks zu tragen! -
Wenn man in die Jahre kommt und immer noch in diesem heiteren Firlefanz
den Ausdruck
seiner Persönlichkeit sucht, kann man leicht eine Spur
lächerlich werden, auch wenn der
innere Habitus noch so ernst ist. Dann wird sich in dem normal
Veranlagten vielmehr ein
Drang geltend machen, in solchen Aeusserlichkeiten in der Masse zu
verschwinden und die
Individualität - wenn man eine hat - keusch unter einer
möglichst harmlosen Hülle zu
verbergen. Man wird den dringenden Wunsch behalten, tadellos sitzende
Kleider zu tragen,
aber aus möglichst diskreten Stoffen.
Dieser Wunsch muss sich notgedrungen in die Wohnungsfrage
übertragen: mag das Milieu noch
so einfach sein, wenn es einem nur sitzt, und die Theorie, ob die Dinge
dieser und jener
Evolutionen der modernen Architektur und der modernen Malerei
entsprechen, wird sich zu
der natürlicheren Frage differenzieren, ob sie dem lieben Ich
entsprechen.
Weder VAN DE VELDE, noch ECKMANN, noch PLUMET oder wer immer hat daran
gedacht. Jede
Wohnung wurde ein neuer Stein ihres Wesens, ihre eigene
Persönlichkeit legten sie in ihre
Zimmer hinein, nicht die ihrer Auftraggeber. Von diesen sagen ihre
Räume nichts, und das
braucht nicht unbedingt darauf zurückzuführen sein,
dass ihre Kunden nichts zu sagen
wussten. Sie kannten sie nicht. Wie man von keinem Schneider einen
Anzug ohne Anprobe
erwarten kann, so lässt sich ohne persönliche
Beziehung zwischen Künstler und Besteller
kein harmonisches Resultat erwarten.
Das Massnehmen beschränkt sich bei der Bestellung der Wohnung
auf das Abmessen des
Geldbeutels, allenfalls äussert der Besteller noch seine
Wünsche in der Wahl der
Hölzer; in jungen Kulturstaaten, wie Berlin, pflegt man sich
auf das Minimum einer
eigenen Meinung zu beschränken, thut übrigens damit
gut und weise.
Die Wohnung, von der ich reden will, hat vor allem den Vorzug, bewohnt
zu sein, d. h. bis
zum gewissen Grade aus den Instinkten heraus geschaffen zu sein, die
theoretisch zwar bei
unseren Künstlern vorhanden, aber mehr prinzipiell allgemein
als persönlich objektiv
betont und von subjektiven Tendenzen übertroffen werden.
Sie befindet sich in München und wurde von R. A.
SCHRÖDER, einem der Herausgeber der von
BIERBAUM, HEYMEL und SCHRÖDER gemeinschaftlich redigierten
Zeitschrift "Insel",
für seinen Vetter A. W. HEYMEL geschaffen.
Wir haben starke originelle Leute in allen Künsten; was wir
noch brauchen in der Poesie,
in Malerei, Skulptur, Architektur, ist die Ruhe in der Beherrschung:
Geschmack.
Geschmack vor allen Dingen ist das Typische in der HEYMEL'schen
Wohnung. Er äussert sich
am sichersten in der Tendenz, vor allen Dingen etwas Wohnliches zu
schaffen. Und zwar
etwas Wohnliches für einen bestimmten Menschen. Die beiden
Freunde stehen sich so nahe,
dass SCHRÖDER sich nur seinem Wesen zu überlassen
brauchte, um seine Aufgabe zu
erfüllen. Er that es mit der sicheren
Selbstverständlichkeit eines ganz harmonischen
Menschen, bei dem das Bedürfnis über das liebe
Aeusserliche hinweggeht, der ohne grosse
Prätention, aber mit unbewusster Konsequenz seine Art allen
Dingen, mit denen er umgeht
und bei denen es sich lohnt, aufprägt. Das
Merkwürdige an der Wohnung ist der Mangel an
allen Dilettantismus. Gerade was den Dilettanten am meisten an der
Moderne imponiert, die
neue Ornamentik, ist hier mit einer kühlen Sicherheit ausser
acht gelassen, die kaum ein
Künstler über sich bringt. Die verständige
Einsicht, etwas nicht zu können, wozu eben,
wenn die Schöpfung original sein soll, Specialanlage
gehört, diese im allgemeinen so
sehr mangelnde Einsicht, die gewöhnlich durch
oberflächliche Nachempfindung ersetzt
wird, hat hier zu einer fast programmatisch wirkenden Lösung
geführt. Man findet
nirgends die berühmte belgische Linie, die bereits die
Barbierstube im ostpreussischen
Dorf schmückt. Es giebt überhaupt kaum Schmuck. Hier
und da hat der Künstler die
Notwendigkeit empfunden, einen farbigen Fleck hinzubringen, etwas
Krauses, etwas Breites,
oder Langes; wie sich dieser Fleck detaillierte, war ihm weniger
wichtig, er bevorzugte
schöne stilisierte Blumen oder begnügte sich mit
einem auf ein Minimum reduzierten Kranz
von Blättern oder wiederum nahm er ein simples, mathematisches
Ornament. Mit der
grössten Leichtigkeit ist hier der Satz wieder mal offenbar
geworden, dass das Ornament
immer nur ein Detail ist und als solches im ganzen zu verschwinden hat.
Auf dieses Ganze
aber, wie es sich in den Hauptlinien und Hauptflächen
darstellt, verwandte SCHRÖDER alle
Sorgfalt. Er hatte mit einer grossen Mietswohnung zu thun, mit dem
ganzen Klischeereichtum
des modernen Kasernismus. Da gab es keinen Plafond, keine
Thür, die bleiben konnte. Er
verwandte vor allem grösste Aufmerksamkeit auf die
Wände; freilich es stand kein Bauherr
hinter ihm, der ihn auf die Vorgänglichkeit der Mietswohnung
aufmerksam machte, er durfte
den Hauptteil des Budgets gerade auf Dinge verwenden, die mit dem
Wechsel der Wohnung
unrettbar verloren sind. Gerade darin verrät sich der adlige
Sinn sowohl des
Auftraggebers wie des Künstlers.
Es herrscht eine fast vorsintflutige Gediegenheit in den
Räumen, wie man sie nur in den
alten Patrizierhäusern unserer Hansastädte findet -
in der That stammen SCHRÖDER und
HEYMEL aus Bremen. Der wesentlichste Teil des Mobiliars ist eingebaut
in die Wände, nicht
in komplizierter Form, einfach und praktisch. Vor allem wenig
herumstehende Möbel, die
Räume haben gerade soviel wie nötig ist, um ihnen
Struktur geben. Keine Kleinigkeiten,
die Sitzgelegenheiten sind ungeheuerlichen Umfangs, Sessel, gegen die
selbst die
englischen Rocking Chairs in Leder wie Zwerge erscheinen; sehr viel
Sophas, jedes beinahe
eben so tief wie lang, kein sichtbares Holz an den Sitzen, nicht der
kleinste, billige
Versuch des geschnitzten Schnörkels. Das könnte plump
wirken, wenn es nicht gut verteilt
wäre. Und gerade darin steckt der grösste Reiz: diese
wuchtige Einfachheit entbehrt
nicht der Grazie. Vor den riesigen Sophas stehen winzige runde
Tischchen, die grossen
Schränke sind ausserordentlich geschickt geteilt, die
Materialien wechseln mit
verblüffender Sicherheit. Da ist zum Beispiel das
Schlafzimmer. Das Bett ist ein
ungeheueres, echt nordisches Bauwerk, ebenso breit wie lang, mit einem
kolossalen Himmel
ganz aus schwerem Holz. Wäre alles in diesem Zimmer im
gleichen Gewicht, würde es
unfehlbar erdrückend wirken. Aber diese schwere Fülle
des Bettes wird spielend durch den
grossen Waschtisch abgelöst, der ebenso einfach wie elegant
aus einer auf Messingfüssen
ruhenden Marmorplatte besteht. Nicht ohne Keckheit ist diesem reinsten
Ausdruck des
Modernen zum Trotz zwischen den hohen Bettsäulen des Bettes
ein Schmuck verwandt, der im
Prinzip gar nicht passen dürfte.
Es sind schwere versilberte Kränze, die stark an das Empire
gemahnen - und es passt doch,
das ist das Kunststück. Ueberhaupt steckt darin ein Geheimnis
der Grazie bei aller Wucht,
in der glücklichen Vermischung eines fast pathetisch wirkenden
Schmucks und höchst
nüchterner Grundformen.
Die Engländer haben das schon gezeigt, hier ist es mit
grösserer Freiheit gelungen. Und
dann hilft die Farbe zur Leichtigkeit. Die Wände des
Schlafzimmers sind mit blauer Seide
bespannt und verlieren sich in einen Fries aus ungebeiztem Mahagoni.
Zwischen den Pfeilern
des Bettes, an den Fenstern und Thüren hängen schwere
gelbseidene Vorhänge, in die in
frischen Farben grosse Blumen gestickt sind. Glänzend in der
Farbe ist das Esszimmer. Die
Wände in zartem Rosa gestrichen, der Fussboden in grauen
Fliesen ohne jeden Teppich, dazu
wieder Naturmahagoni. Es steht nichts in dem grossen Raum als der
gewaltige runde Esstisch
und eine Menge grosser, mit Strohsitzen versehener Stühle. Nur
an der Wand zum Office
zwei schmale Tische. Dazu viel Silber. Die Beleuchtung wird nur von
Kerzen gegeben; teils
liegt sie an den Wänden in einfachen versilberten Leuchtern,
teils auf dem Tisch in
niedrigen Kandelabern. In diesem Zimmer ist auch strenge Stilistik; das
von dem Künstler
bevorzugte einfache Tulpenmuster findet sich überall, in der
Täfelung, in dem Marmor des
Kamins, in dem Damast, dem Silberbesteck u. s. w. Der gedeckte Tisch
bei HEYMEL ist
kleines Wunder von Geschmack in kostbarer Einfachheit. Das
Silberbesteck, das von dem
Worpsweder VOGELER sehr geschmackvoll und solid entworfen wurde, mit
den famosen, der
Knospe der Tulpe entlehnten Griffen, dazu die Tulpengläser von
POWELL & SONS, endlich
das in seiner Einfachheit verblüffend schöne
Porzellan, schneeweiss mit dem bewussten
Fries am Rande - alles das wirkt fürstlich zusammen und ist im
einzelnen nichts mehr als
gut bürgerliche Wohlhabenheit. Sehr schön ist auch die Diele, ein sehr grosser Raum, der ganz
in Spiegelscheiben
tapeziert ist, deren feinlinige mathematische Teilung die
Flächen kaum merkbar belebt.
Hier herrscht dunkle, fast mystische Stille; nichts wie diese geteilten
Spiegel, die
grossen Sophas mit den winzigen Tischen davor, der enorme Kamin giebt
einen ganz
bestimmten würdigen Charakter. Abends wenn die Scheite im
Kamin brennen und allein das
Licht geben, wird es gemütlich, man rückt den Sessel
um den Kamin und vergisst Ort und
Zeit, ein Idealraum zum Träumen!
Von der Diele geht es in das Bureau der "Insel", einen einfach und
praktisch
eingerichteten Arbeitsraum, und in die Perle des Ganzen, den grossen
Salon. Hier ist immer
wieder mit einfachsten Mitteln sehr viel mehr gewagt worden. Die
Hölzer sind weiss
lackiert mit - geschnitzten mattgrün und roten Rosen. Es ist
das denkbar Süsseste, und
eingefleischte Moderne werden mir nicht glauben, dass es trotzdem nicht
süsslich wirkt.
Die Decke, von der in zwei grossen konzentrischen Vierecken angeordnet,
gegen hundert
elektrische Lampen mit einfachem Silberschirm an den Kordeln
hängen, ist wieder mit den
süssesten Rosenguirlanden dekoriert. An den Wänden
graue ins Mattlila fallende Seide;
kostbare, schwerseidene Vorhänge derselben Farbe, prunkvoll
mit weissen Rosen bestickt,
bekleiden Thüren und Fenster, zwischen denen sich grosse
Konsolspiegel erheben. Diese
Vorhänge sind köstlich. Sie laufen in aufgebauschte
Rüschen aus, unter denen mehrfache
weisse Unterbehänge hervorschauen.
Man glaubt, hinter jedem Vorhang das schlanke Füsschen einer
Colombine versteckt und
möchte sich als Pierrot in weisse Seide hüllen. Es
ist der Raum der schönen Frauen, wo
getanzt und gelacht wird, man kann sich hier nur im Frack unter
rauschenden Ballkleidern
wohl fühlen.
Typisch für den Geschmack der beiden Freunde ist die tote
Staffage dieses Raums. In den
Ecken stehen Meissener Vögel in starken, grünen,
blauen, roten Farben. Auf den Tischen,
um die sich Sitzmöbel aller nur erdenklichen Formen und Farben
gruppieren, findet man die
prachtvollen, weissen Porzellantiere von BING &
GRÖNDAHL, dazwischen schillernde,
altrömische Gläser. Und es ist nicht die Kostbarkeit
dieses Nippes, die den Reiz giebt,
sondern die lässige, willkürlich scheinende Wahl.
Dass diese Dinge kostbar sind, ist
fast Zufall; in anderen Räumen ist diese
Zusammengehörigkeit zuweilen mit spottbilligen
Vasen u. dgl. erreicht, lediglich infolge der Form- und Tonwerte.
Es fehlt der Raum, um auch die anderen Zimmer zu beschreiben, man hat
auch nicht viel
davon, man müsste sie sehen. Es giebt noch ein
ausserordentlich gediegenes
Kupferstichkabinett, in grellstem Blau gehalten und Nussbaum, mit
prachtvollen
ausserordentlich praktischen Schränken, die im oberen Teil die
Schubladen für die Drucke
enthalten, während in dem unteren ganz leeren Teil die Tische
verschwinden, die man bei
der Arbeit herausrollt. Ein Billardsaal und Spielzimmer mit einem sehr
suggestiven
Barschrank, ein stilles, gemütliches Arbeitszimmer, alles in
tadelloser Ausführung, die
meist von den Vereinigten Werkstätten besorgt wurde. Es ist
überall dasselbe Prinzip
guten Geschmacks und gesunden Menschenverstandes. Dieses ist der
bleibende Eindruck und er
hat springende kulturelle Bedeutung. Hier wurde der Nachweis geliefert,
dass es nicht so
unendlich tiefer Künste und auch nicht so sehr des A tout
prix-Modernismus bedarf, um ein
anständiges Milieu zu schaffen, als das Prestige der meisten
führenden Künstler unserer
Bewegung glauben lassen möchte. Sie alle ohne Ausnahme
können an dieser einfachen
Lösung viel lernen, vor allem das beste der modernen
Prinzipien, dass man nicht wenig
genug Kunst anwenden kann, um Künstler zu sein.
Die Bewegung wird wahrscheinlich und hoffentlich den
SCHRÖDER'schen Weg gehen; freilich
nicht die Masse. Der Masse wird das schlimmste geschmückte
Ding immer mehr imponieren,
als das beste schmucklose. Wohl aber ist diese Tendenz von den
Führern zu erwarten. Die
Wiener fangen schon an, LOOS macht ostentativ in Wien Möbel
ohne jedes Ornament und
bleibt nicht ohne Einfluss. MOSER und HOFFMANN haben in ihren letzten
Möbeln schon eine
sehr wohlthuende Strenge. ECKMANN in Deutschland hat in seinen besten
Sachen demselben
Prinzip schon vor langer Zeit gehuldigt, VAN DE VELDE scheint sich
auch, so weit es seine
Eigenart erlaubt, dahin wenden zu wollen, die besseren Architekten
Deutschlands und
Englands verfolgen mit Eifer denselben Weg, der in England bereits
Tradition ist. Es ist
der einzige Weg, auf dem ein guter Einfluss auf den Handwerker zu
gewinnen ist. Die Kunst
wird darin liegen, ihn so sicher vor Trockenheit zu bewahren, wie dies
SCHRÖDER in diesem
Fall gelungen ist.
PARIS, J. MEIER-GRAEFE
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